Gemischtes

Serie Mittelstand: Der Gegner in den eigenen Reihen

Lesezeit: 2 min
29.03.2017 14:51
Der deutsche Mittelstand treibt international die Innovation voran. In einer DWN-Serie stellen wir einige Strategien vor, warum die deutschen Unternehmen weltweit so erfolgreich sind.
Serie Mittelstand: Der Gegner in den eigenen Reihen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Sachen Unternehmensfortführung setzt der deutsche Mittelstand gern auf eine Weiterführung in der eigenen Familie. Doch gerade wenn es um den langfristigen Erfolg eines Familienunternehmens geht, sollte nicht nur die Verwandtschaft der ausschlaggebende Punkt für eine neue Führung sein. An oberster Stelle sollte die Eignung für die Führung des Unternehmens stehen – ganz gleich, ob es dabei um Geschäftsführertätigkeiten oder Aufgaben im Beirat bzw. Vorstand des Unternehmens geht.

Diese Erfahrung mussten auch die 140 Mitarbeiter der TIEFKUN GmbH & Co KG machen. Das Unternehmen, dessen Name nur ein Synonym darstellt, war in der Kunststoffumformung tätig. Inhaber des Unternehmens waren zwei Familien. Einer der Inhaber, dem das Unternehmen zur Hälfte gehörte, interessierte sich nicht detaillierter für die Fragen des Unternehmens und war mit einem eigenen Projekt gescheitert. Der Zweite, ein Cousin, war Ingenieur. Über Erfahrung hinsichtlich Führung und Betriebswirtschaft verfügte er nicht. Zusammen mit dem Steuerberater bildeten die beiden Cousins den Beirat des Unternehmens. Der Geschäftsführer des Familienunternehmens selbst gehörte nicht zur Familie.

Als sich der Kostendruck auf das Unternehmen erhöhte und die Kunden immer kürzere Lieferzeiten erwarteten, entschied sich der Geschäftsführer, das Unternehmen neu aufzustellen. Der Beirat war daran jedoch nicht interessiert. Nichtsdestotrotz hielt der Geschäftsführer an seinem Plan fest und bezog die Mitarbeiter in mögliche Anpassungsprozesse mit ein. Nach Rationalisierungen in den Produktionsprozessen wurde ein umfangreiches Konzept zur Erneuerung des Unternehmens vom Geschäftsführer in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern erstellt.

Der Kostenpunkt lag bei zwei Millionen Euro. Die Mitarbeiter hatten sich bereit erklärt, auf die nächste Lohnrunde zu verzichten. Doch es kam anders als erwartet. Ein Inhaber hielt gar nichts von dem neuen Konzept, dem anderen gefiel es, doch die Kosten waren ihm zu hoch. Das dritte Mitglied im Beirat, den Steuerberater, hatte der Geschäftsführer schnell hinter seinem Konzept. Doch trotz wochenlanger Diskussion wurde das Konzept am Ende vom Beirat abgeschmettert.

Der Geschäftsführer verließ ein halbes Jahr später das Unternehmen, einige leitende Mitarbeiter gingen ebenfalls. Letztlich konnte das Unternehmen kurz vor der Insolvenz noch verkauft werden.

"Der andernorts geltende Grundsatz 'Das Werk steht über allem!' hatte hier keine Gültigkeit. Stattdessen standen hier die Geldinteressen der Gesellschafter im Mittelpunkt. Die Gesellschafter hatten sich zu den stärksten Gegnern ihres eigenen Unternehmens entwickelt", so Heiner Kübler und Carl A. Siebel.

Das Buch Mittelstand ist eine Haltung: Die stillen Treiber der deutschen Wirtschaft“ ist im September im Econ-Verlag erschienen. Die beiden Autoren Heiner Kübler und Carl A. Siebel schauen dabei hinter die Kulissen des Deutschen Mittelstandes. Erfolg und Misserfolg ist hier gleichermaßen zu finden. Entscheidend jedoch ist, wie die Mittelständler mit den Misserfolgen umgehen. Bestellen Sie das Buch bei Amazon.


Mehr zum Thema:  

 

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Austritt Deutschlands: Ist „Dexit“ der Weg in die Katastrophe?
23.05.2024

Seit dem Brexit-Referendum wird in Deutschland immer wieder über einen möglichen EU-Austritt, den „Dexit“, diskutiert. Eine aktuelle...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grenzziehung: Russlands Planspiele sorgen für Besorgnis bei Nachbarn
22.05.2024

Ein russisches Gesetzesprojekt zur Neubestimmung der Ostsee-Grenzen sorgt für Aufregung bei Nachbarländern. Litauen spricht von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
22.05.2024

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturaussichten hellen sich langsam auf
22.05.2024

Die deutsche Wirtschaft scheint das Gröbste überstanden zu haben. Nach einem leichten Wachstum zu Jahresbeginn dürfte die Konjunktur...

DWN
Politik
Politik Lehrerverband will Islamunterricht: Lösung für bessere Integration oder Anbiederung?
22.05.2024

Gut 1,6 Millionen Schüler moslemischen Glaubens besuchen mittlerweile Deutschlands Schulen. Für sie wünscht sich der Präsident des...

DWN
Immobilien
Immobilien Bessere Laune im Bausektor, aber Auftragsmangel immer noch zentrales Problem
22.05.2024

Auf dem ZIA-Finance Day letzte Woche ging es - unter anderen Schlüsselthemen - um die sich stabilisierende makroökonomische Lage in...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Börsen im Rally-Modus – Aktienmärkte erreichen Allzeithochs, Metalle glänzen
22.05.2024

Die vergangene Woche konnte sich sehen lassen: Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte warteten mit beeindruckenden Preisbewegungen...

DWN
Politik
Politik Erleichterungen für Hausarztpraxen im Fokus
22.05.2024

Das Bundeskabinett befasst sich mit einer stärkeren Absicherung der Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten - besonders in...