Politik

Audi steht wegen Abgas-Skandal vor einer Führungskrise

Lesezeit: 2 min
27.03.2017 02:31
Die Kritik an Audi-Chef Rupert Stadler wächst. Dem Konzern droht mitten im Abgas-Skandal eine Führungskrise.
Audi steht wegen Abgas-Skandal vor einer Führungskrise

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

[vzaar id="9687370" width="600" height="338"]

Nach der "Dieselgate"-Razzia Mitte März ist die Diskussion um den Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler intern und extern neu entflammt. Nächsten Mittwoch tagt Insidern zufolge der Aufsichtsrat der VW-Tochter und will sich über den Umfang der Durchsuchungen bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm, bei VW in Wolfsburg und an weiteren Orten berichten lassen. Wie mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten, ist das zentrale Thema des Treffens allerdings die Frage: Soll der Aufsichtsrat Stadlers Entlastung bei der Hauptversammlung am 18. Mai empfehlen?

Dem langjährigen Audi-Chef, der den Hersteller in der Vergangenheit von Rekord zu Rekord führte, wird intern seit längerem zur Last gelegt, dass er bei der Aufarbeitung der Abgasaffäre keine glückliche Figur abgegeben habe. Seit die Verwicklung der Ingolstädter in den Dieselskandal Ende 2015 bekannt wurde, überstand der 54-jährige Stadler viel Gegenwind. Doch mit der Zeit und mit immer neuen Negativ-Schlagzeilen brodelten Ärger und Kritik hinter den Kulissen immer höher, der Rückhalt für den früher so starken wie unumstrittenen Chef bröckelte. Angesichts der öffentlichkeitswirksamen Razzia just am Tag der Bilanzpressekonferenz, zu der Journalisten aus aller Welt nach Ingolstadt gereist waren, schlugen Insider fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung laufen gegen Unbekannt. Verdächtige wurden nach Angaben der Behörden bisher noch nicht ins Visier genommen. Der Audi-Chef habe bisher keinen Grund zur Beunruhigung, sagen Insider.

Doch den Rückhalt für Stadler im Aufsichtsrat dürften die Durchsuchungen und Ermittlungen nicht gestärkt haben. Hinzu kommen die Vorwürfe, die ein gekündigter Mitarbeiter im Zuge eines Rechtsstreits erhoben hat: Der Audi-Chef habe früher als bisher bekannt von zu hohen Abgaswerten bei Dieselmotoren gewusst. Stadler wies dies wiederholt zurück. In der Hoffnung, dass sich die Vorwürfe rasch klären lassen, habe der Aufsichtsrat bei seiner Sitzung Ende Februar keine Entscheidung zur Entlastungsempfehlung getroffen. Bei dem Treffen vor vier Wochen hatten die Kontrolleure Stadler jedoch das Vertrauen ausgesprochen. Sie erklärten, dass eine Prüfung durch eine Anwaltskanzlei ergeben habe, dass die Vorwürfe nicht zuträfen. Auch die US-Kanzlei Jones Day, die Audi mit der internen Aufarbeitung des Dieselskandals beauftragt hatte, fand Insidern zufolge bislang keine Anhaltspunkte, die gegen ihn sprechen. Die Unschuldsvermutung gelte selbstverständlich auch für Vorstände, wird überall betont.

Die Kontrolleure befänden sich in puncto Stadler in der Zwickmühle und seien uneins in der Frage der Entlastung, sagen Eingeweihte. Weil im Streit mit dem gekündigten Mitarbeiter der nächste Gerichtstermin am 4. April ansteht, sei bei der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch nicht unbedingt mit einer Entscheidung in puncto Entlastung zu rechnen, meint ein Insider.

Über Stadlers Zukunft wird inzwischen in den Medien offen spekuliert. Dass der bodenständige Bayer selbst seinen Hut nimmt und die "politische Verantwortung" übernimmt, die ihm viele zuschreiben, erwartet indes niemand aus seinem Umfeld. Selbst für den Fall, dass der Audi-Chef gestürzt werde, stellt sich Insidern zufolge dem Aufsichtsrat die Frage: Wer kommt dann? Diskussionen über einen möglichen Nachfolger gebe es nicht.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...