Gemischtes

Serie Mittelstand: In der Krise liegt die Kraft

Lesezeit: 2 min
06.04.2017 15:55
Der deutsche Mittelstand treibt international die Innovation voran. In einer DWN-Serie stellen wir einige Strategien vor, warum die deutschen Unternehmen weltweit so erfolgreich sind.
Serie Mittelstand: In der Krise liegt die Kraft

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Für Familienunternehmen gilt es, in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung auf Änderungen des Marktes schnell und überlegt zu reagieren und entsprechend auch Wachstumschancen zu ergreifen. Doch selbst Mittelständlern mit einer hohen Eigenkapitalquote und einem guten Jahresgewinn kann eine neue Investition zum Verhängnis werden. Dann gilt es, nicht nur den Schaden zu begrenzen, sondern ein wirklich profundes Restrukturierungsprogramm zu entwerfen.

Wie schnell sich die Dinge ändern können, musste auch der deutsche Hersteller für Dübel und Befestigungslösungen DÜBFIX (Name von der Red. geändert) feststellen. Das Unternehmen wurde Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gegründet und hatte zu seinen besten Zeiten 600 Mitarbeiter sowie vier Standorte.

Um weiter zu wachsen, entschied sich die Geschäftsführung mit dem Beirat, innerhalb von zwei Jahren zehn Millionen Euro für ein neues Werk in Spanien und die Entwicklung einer neuen Dübel-Produktionslinie zu investieren. Die Geschäfte liefen gut, doch das Unternehmen konnte die zehn Millionen Euro nicht selbst tragen. Also holte sich DÜBFIX Unterstützung von Banken, was sie mit einer Reduzierung der Eigenkapitalquote auf unter 20 Prozent bezahlen mussten.

Als 2007/2008 die Finanzkrise kam, wurde dies dem Unternehmen zum Verhängnis. Der Umsatz brach ein, fast das gesamte Eigenkapital war verloren, die Insolvenz drohte. Entsprechend nervös wurden die Banken, die auf die Rückzahlung ihrer Kredite drängten. Nachdem ein Beiratsmitglied ausgetauscht worden war, wurde ein Sanierungskonzept entworfen und den Gesellschaftern – insgesamt 20 Familien – vorgelegt.

Geplant war, nicht notwendige Immobilien zu verkaufen. Daraufhin erhöhten die Gesellschafter ihre Einlagen um 1,7 Millionen Euro. Nachdem der Beirat und der Fremdgeschäftsführer ebenfalls eine Kapitalerhöhung vorgenommen hatten, konnte das Unternehmen eine Kapitalerhöhung im Wert von drei Millionen Euro nachweisen. Damit lag die Eigenkapitalquote wieder bei über 20 Prozent.

Das Vertrauen der Banken wurde gestärkt, der Restrukturierungsplan wurde umgesetzt. Dazu gehörte das Ausscheiden eines Drittels der Belegschaft, die Verkleinerung der Geschäftsführung und eine Neuaufstellung des italienischen Werkes, das nach einer umfassenden Prüfung als sehr unwirtschaftlich eingestuft wurde. Der Plan funktionierte. Nach drei Jahren lag das Ebit bei sieben Prozent, 2013 dann sogar bei 12 Prozent.

"Tatsächlich konnten durch individuelle Angebote neue Großkunden gewonnen werden. Und bestehende Kunden entdeckten die Innovationskraft von DÜBFIX und ließen sich spezifische Lösungen für ihre Produkte entwickeln und liefern", so Heiner Kübler und Carl A. Siebel.

Die Zahlen waren so gut, dass sich ein ausländischer Konkurrent für DÜBFIX interessierte. Vier Mal erhöhte dieser sein Angebot. Der Beirat war skeptisch, da die Geschäfte gut liefen. Doch die Gesellschafterversammlung stimmt zu 90 Prozent dem Verkauf zu.

Das Buch Mittelstand ist eine Haltung: Die stillen Treiber der deutschen Wirtschaft“ ist im September im Econ-Verlag erschienen. Die beiden Autoren Heiner Kübler und Carl A. Siebel schauen dabei hinter die Kulissen des Deutschen Mittelstandes. Erfolg und Misserfolg ist hier gleichermaßen zu finden. Entscheidend jedoch ist, wie die Mittelständler mit den Misserfolgen umgehen.  Bestellen Sie das Buch bei Amazon.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...