Politik

Privatbanken fahren Einlagensicherung zurück

Lesezeit: 1 min
06.04.2017 02:47
Die deutschen Privatbanken haben gravierende Einschnitte bei ihrer Einlagensicherung beschlossen.
Privatbanken fahren Einlagensicherung zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

[vzaar id="9793184" width="600" height="338"]

Damit fahren sie den Schutz für Profi-Investoren und die öffentliche Hand zurück, während Anlagen von Privatkunden und vielen Stiftungen bei Bank-Pleiten bis zu mindestens einer Million Euro je Kunde und Geldhaus abgesichert bleiben. „Mit den nun gefassten Beschlüssen stärken wir die Finanzkraft des Einlagensicherungsfonds für jene Kunden, die tatsächlich Schutz bedürfen“, sagte der Präsident des Privatbanken-Verbandes BdB, Hans-Walter Peters, am Mittwoch nach der Entscheidung der Delegiertenversammlung. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) befürchtet Nachteile für Investitionen der Unternehmen.

Bis zu einem Betrag von 100.000 Euro gilt die gesetzliche Einlagensicherung. Bisher sichern die Privatbanken – abhängig von ihrer Bilanzsumme – darüber hinaus deutlich höhere Beträge ab. In den vergangenen Jahren kam das die Verbandsmitglieder teuer zu stehen, allen voran die Deutsche Bank und die Commerzbank. Bei der Pleite der kanadischen Maple Bank zahlte die Einlagensicherung des BdB 2,7 Milliarden Euro, im Fall der deutschen Tochter von Lehman Brothers gut sechs Milliarden Euro (der ganze Skandal im Video am Anfang des Artikels).

Ab dem 1. Oktober unterliegen Bund, Länder und Kommunen sowie bestimmte Wertpapierfirmen und Finanzinstitute nicht mehr dem Schutz der freiwilligen Einlagensicherung. Langfristige Einlagen von Unternehmen sind von 2020 an ebenfalls nicht mehr abgesichert. Der Schutzumfang wird früheren Angaben zufolge um einen deutlich dreistelligen Milliardenbetrag sinken. Die Banken müssten deshalb künftig geringere Beiträge in den Sicherungsfonds einzahlen. Vor allem hofft der BdB jedoch, bei großen Bank-Pleiten künftig deutlich weniger nachzahlen zu müssen, wenn der Fondstopf nicht ausreicht.

Der DIHK kritisierte die Reform und forderte die Politik zum Handeln auf. „Niedrigzinspolitik und engmaschige Bankenregulierung schlagen mittlerweile bis auf die Absicherungssysteme der Wirtschaft durch“, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Volker Treier. Die Entscheidung der Privatbanken stelle ein Risiko für Investitionen der Unternehmen dar, wenn sie diese beispielsweise aus längerfristig angelegten Rücklagen finanzieren. „Um eine weitere Einschränkung der Einlagensicherung der Unternehmen abzuwenden, sollte der Gesetzgeber für mehr Verhältnismäßigkeit bei der Bankenregulierung sorgen.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...