Politik

London Times: Starker Erdogan bringt Stabilität in Nahost

Lesezeit: 2 min
13.04.2017 23:57
Die Times aus London überrascht mit einer Analyse über den türkischen Präsidenten Erdogan. (Artikel nur für Abonnenten zugänglich)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Times of London liefert eine überraschende Analyse: Es wäre gut, wenn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Referendum am Sonntag gewinnt und seiune Macht konsolidieren könnte. Schließlich seien Autokraten nicht immer schlecht. Singapur habe eine Blütezeit unter einem Autokraten erlebt. Die Meinung der London Times zu diesem Thema ist interessant, weil die Times in britischen Sicherheitskreisen exzellent vernetzt ist.

Der bekannte britische Journalist Roger Boyes, der auch viele Jahre als Korrespondent in Berlin gearbeitet hat, schreibt in einer bemerkenswerten Analyse für die Times, dass der Nahe Osten einen noch stärkeren und mächtigeren Erdogan brauche. Wenn beim Referendum am 16. April die Ja-Stimmen überwiegen sollten, werde Erdogan zwar seinen Druck auf die Medien erhöhen. Sollten die Nein-Stimmen überwiegen, werde Erdogan den Ausnahmezustand auf unbegrenzte Zeit verlängern.

Trotzdem brauche der Nahe Osten einen noch stärkeren Erdogan, der sich im Rahmen der neuen Verfassung bewege. Erdogan werde niemals ein Demokrat werden, der von der EU und den liberalen Kreisen in der Türkei gemocht werden wird. Doch er könne ein Autokrat nach dem Vorbild der ehemalige Premier von Singapur, Lee Kuan Yew, werden, der sein Land innerhalb einer Generation von einem Entwicklungsland zu einem Staat ersten Ranges entwickelt hat. Der Westen und Russland müssen, so Boyes, ihre Unterstützung für die militanten Kurden stoppen, wenn Erdogan wieder in den Westen eingegliedert werden soll. Der Westen müsse auf sanfte Art die syrischen Kurden hängen lassen.

Der Gründung eines unabhängigen kurdischen Staats dürfe nicht zugestimmt werden, so Boyes. Die Europäer, die Russen, die Amerikaner, die Golf-Staaten, aber vor allem die Türken müssen nach Ansicht des britischen Journalisten Syrien gemeinsam wieder aufbauen und den Nahen Osten "neu interpretieren". Erdogan habe gute Gründe, um den Sturz Assads zu unterstützen. Schließlich sei der Syrien-Krieg ausgelöst worden, um die Türkei zu destabilisieren, meint Boyes. Erdogan sei sehr verärgert darüber gewesen, wie Baschar al-Assads Frau Esma in geleakten E-Mails (Anm.d.Red. Echtheit der E-mails wurde nicht verifiziert) über Erdogan und seine Ehefrau lästerte. Esma habe die Kaufsucht von Erdogans Ehefrau kritisiert und Erdogan flegelhaftes Verhalten vorgeworfen. Boyes führt weiter aus, dass Assads "Massaker" an der eigenen Bevölkerung eine Flüchtlingswelle ausgelöst hätten, was wiederum die "sunnitische Welt" entzürnt habe. Erdogan habe somit auch politische Argumente, um den Sturz Assads zu unterstützen. Insgesamt müsse der Westen Erdogans Machtambitionen unterstützen.

Boyes schließt seinen Artikel mit den Worten: "Wir können damit in der kommenden Woche beginnen, indem wir Erdogan nicht wie die Reinkarnation des Teufels behandeln. Es gibt nur einen (Anm.d.Red. Teufel), und der wohnt nicht in Ankara".


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...