Politik

Puerto Rico ist pleite: US-Investoren vor Haircut

Lesezeit: 2 min
05.05.2017 00:11
Puerto Rico ist pleite, US-Investoren müssen sich auf Haircut einstellen. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
Puerto Rico ist pleite: US-Investoren vor Haircut

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die USA stehen vor der größten Zahlungsunfähigkeit eines Staatsgebiets in ihrer Geschichte. Das US-Territorium Puerto Rico beantragte am Mittwoch ein spezielles Konkurs-Verfahren (Title III). Zuvor war es von mehreren Geldgebern wegen ausbleibender Zahlungen verklagt worden. Das Gebiet hat Anleihen im Volumen von 70 Milliarden Dollar begeben, auf die faktisch Zinszahlungen geleistet werden müssen. Durch das Title-III-Verfahren könnten die Gläubiger nun mit drastisch weniger Geld abgespeist werden. Es bestünde aber auch die Gefahr, dass das Gebiet am Finanzmarkt als Vertrauensunwürdig eingestuft wird und keine neue Kredite mehr aufnehmen kann.

Betroffen sind vor allem Hedge Fonds und Vermögensverwalter aus den USA: OppenheimerFunds und Franklin Templeton Investments sind betroffen. Franklin hat laut Wall Street Journal nur 7 Prozent ihrer Anleihen versichert, weshalb es bei 93 Prozent zu einem Haircut kommen wird.

Aurelius Capital Management, Autonomy Capital und Monarch Alternative Capital LP halten Anleihen mit einem höheren Sicherungsgrad (General Obligation). Cofinas werden von Scoggin Capital Management, GoldenTree Asset Management, Merced Capital, Tilden Park und Whitebox Advisors gehalten.

Etwa 12 Milliarden Dollar der Bonds sind versichert. Die größten Versicherer sind Ambac Financial Group, National Public Finance Guarantee Corporation, Assured Guaranty Ltd. und Financial Guaranty Insurance Company.

In den vergangenen Jahren lagen die Haircuts bei öffentlichen Körperschaften zwischen 25 und 75 Prozent.

In den USA wird nun befürchtet, dass andere kommunale Einrichtungen folgen könnten: Pennsylvania teilt mit, dass die Steuereinnahmen im April um 531 Millionen Dollar niedriger ausgefallen seien als budgetiert.

Puerto Ricos Gouverneur Ricardo Rossello hatte im März erklärt, er habe pro Jahr nur 800 Millionen Dollar zur Schuldenrückzahlung - weniger als ein Viertel der erforderlichen Summe. Würde das Gebiet tatsächlich in das Insolvenzverfahren gehen, wäre dies der größte Schritt dieser Art in der Geschichte des 3,8 Billionen Dollar schweren Marktes für Anleihen von Gebietskörperschaften (municipal debt market). In dem Fall würde unter Aufsicht eines Gerichts ein Prozess zum Schuldenabbau eingeleitet - ähnlich dem US-Gläubigerschutz.

Der Finanzaufsicht zufolge hatten Investoren zuletzt angeboten, bei ihren Forderungen einen Abschlag von zehn Prozent zu akzeptieren. Die Regierung habe indes angeboten, 70 Prozent der geschuldeten Summe durch die Ausgabe neuer Anleihen zu bedienen und weitere 20 Prozent durch andere Bonds, die aber nur fällig würden, wenn das Land seine Finanzprognosen übertrifft.

Puerto Rico mit geschätzt rund 3,5 Millionen Einwohnern ist seit Jahren in der Krise. Der Tourismus wächst nicht so stark wie erhofft und die Zahl der Steuerzahler nimmt ebenso ab wie die der Bewohner. Die Armutsrate beträgt 45 Prozent und die Arbeitslosenquote ist mehr als doppelt so hoch wie im US-Durchschnitt. Puerto Rico ist kein Bundesstaat, sondern ein Außengebiet mit Selbstverwaltung.

Noch vor zwei Jahren hatten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble seinem damaligen US-Kollegen Jack Lew im Scherz vorgeschlagen, Puerto Rico gegen Griechenland eintauschen zu wollen. In Griechenland beginnen gerade die Verhandlungen über "Schuldenerleichterungen".

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...