Politik

Gegen Erdogan: USA schicken Waffen an die Kurden

Lesezeit: 2 min
09.05.2017 23:00
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Die US-Regierung will die kurdischen Kampftruppen von der YPG im Norden Syriens noch stärker als bisher mit Waffen versorgen. Präsident Donald Trump habe der Finanzierung neuer Lieferungen zugestimmt, sagte ein Vertreter der US-Regierung, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Dienstag in Vilnius. US-Verteidigungsminister Jim Mattis sagte wenige Stunden zuvor, Washington wolle die Türkei in die Eroberung der IS-Hochburg Raka im Norden Syriens einbeziehen.

Die Zustimmung Trumps zu den Waffenlieferungen sei "sofort wirksam", sagte der US-Regierungsvertreter in Vilnius. Allerdings müsse der "Zeitplan" noch festgelegt werden. Die Türkei ist gegen die Lieferung von Waffen an kurdische Einheiten im Norden Syriens und will verhindern, dass die Kurden dort Geländegewinne erzielen.

Die Entscheidung ist eine Niederlage für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan: Die Türkei hatte bis zuletzt versucht, die US-Regierung von dem Schritt abzuhalten. Doch seit längerem kooperieren die USA mit Russland in Syrien und verhindern auf diese Weise, dass Erdogan seine Territorialwünsche in Syrien durchsetzen kann.

Ein früherer israelischer Geheimdienst-Mann hat schon zu Beginn des Krieges zitiert, wo die Türkei in dieser Frage steht: „Wir wissen, dass wir die Länder, die vor 1917 zum Osmanischen Reich gehörten, nicht zurückbekommen können“, sagte er. „Aber macht nicht den Fehler zu denken, dass wir die Grenzen, die uns nach dem 1. Weltkrieg von den Siegermächten – vor allem Frankreich und dem Vereinigten Königreich – zugewiesen wurden, akzeptabel finden. Die Türkei wird einen Weg finden, zu seinen natürlichen Grenzen im Süden – zwischen Mossul im Irak und Homs in Syrien – zurückzufinden. Das ist unser naturgemäßes Bestreben und es ist durch die starke Präsenz von Turkmenen in der Region gerechtfertigt.“

Dieses Bestreben wollen Washington und Moskau unterbinden - und setzten nun offensiv auf die YPG. Für Erdogan hat das Pentagon nur einige Floskeln parat - mehr jedoch nicht.

"Wir beabsichtigen, mit den Türken zusammenzuarbeiten, um Raka einzunehmen", sagte Verteidigungsminister Mattis bei einer Anti-IS-Konferenz in Kopenhagen. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte Raka und weite Landstriche in Syrien und im Irak im Sommer 2014 erobert. Im November starteten Kämpfer der oppositionellen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) eine Offensive zur Rückeroberung Rakas.

Washington und Ankara haben im Kampf gegen den IS in Syrien unterschiedliche Haltungen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist dagegen, dass die kurdischen Einheiten im Kampf gegen den IS gestärkt werden. Ankara dringt schon seit langem darauf, die Unterstützung für die kurdisch-arabische Rebellenallianz Demokratische Kräfte Syriens (SDF) einzustellen.

Mattis traf in Kopenhagen mit dem türkischen Vize-Staatssekretär des Verteidigungsministeriums, Basat Öztürk, zusammen. "Wir haben die Feindeslage betrachtet und über die nächsten Schritte gesprochen", sagte der US-Verteidigungsminister zu den Gesprächen beim Anti-IS-Treffen. An dem Treffen in der dänischen Hauptstadt beteiligten sich Delegationen aus 15 Ländern.

Die türkische Luftwaffe hatte Ende April Luftangriffe auf YPG-Einheiten im Norden Syriens geflogen. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei und stuft beide als Terrororganisationen ein. Die YPG hingegen sieht den Norden Syriens als angestammtes kurdisches Gebiet an und will dort eine weitgehende Autonomie erreichen.

Die US-Streitkräfte schätzen die YPG als effiziente Kraft im Kampf gegen die IS-Miliz. Im Februar besuchte US-General Joseph Votel Syrien. Der Oberbefehlshaber des US-Zentralkommandos führte dort Gespräche mit SDF-Vertretern. SDF-Sprecher Talal Sello wertete die Zusammenkunft als "Bestätigung für die US-Unterstützung für unsere Truppen" und sagte, der General habe zugesagt, dem Bündnis künftig auch "schwere Waffen" für den Kampf gegen den IS zur Verfügung zu stellen.

Auch die Russen halten Erdogan seit einiger Zeit militärisch auf Distanz. Der türkische Präsident hat sich für alle Beteiligten während des Syrien-Kriegs als unsicherer Kantonist erwiesen.

US-Präsident Trump will in Syrien nicht mehr mit den zahlreichen, von der CIA geführten und von Saudi-Arabien finanzierten Söldner-Truppen kooperieren. Stattdessen setzt Trump auf die reguläre Armee und die YPG - sehr zu Verdruss von Erdogan, weil diese Strategie den türkischen Ambitionen ein Ende bereiten könnte.

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