China ist auf dem Weg zu einer dominierenden Position im weltweiten Geschäft mit Nahrungsmitteln. Offenbar strebt die Regierung in Peking eine eigene, global aufgestellte Lieferkette bei Nahrungsmitteln an. Diese umfasst sowohl den Aufbau eines weltweit aufgestellten Getreide-Anbaus als auch den Handel und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln. Abgerundet wird die Strategie mit einem verstärkten Engagement des Landes im Bereich der Agrarchemie und beim Saatgut.
In den vergangenen Jahren war Peking seinem Ziel – dem Aufbau einer global verorteten und sicheren Versorgung mit Nahrungsmitteln – deutlich nähergekommen. Dazu gehört der Ankauf von Agrarflächen auf anderen Kontinenten, vornehmlich in Afrika, um dort mithilfe von chinesischen Arbeitern für den heimischen Markt produzieren zu lassen. China besitzt allein in Afrika inzwischen in Mali, Sierra Leone, Uganda, Angola, Mosambik, Benin, Nigeria, Kamerun, Kongo, Sambia, Namibia und Madagaskar ausgedehnte Ländereien. Außerdem wurden in den letzten Jahren Landkäufe in Brasilien, Argentinien, Kuba, Venezuela, Bolivien, Russland, Bulgarien, Kirgisien, Myanmar, Laos, Kambodscha, Australien, Neuseeland, den Philippinen und Indonesien getätigt.
Parallel dazu übernehmen chinesische Unternehmen verstärkt ausländische Konkurrenten, um Schlüsselbereiche in der Verarbeitung von Nahrungsmitteln zu besetzen. Seit dem Jahr 2005 sollen sie dafür umgerechnet rund 46 Milliarden Euro ausgegeben haben, berichtet Bloomberg. In den vergangenen sechs Jahren hat sich der Umfang der Übernahmen vervierfacht, berichtet das American Enterprise Institute und die Heritage Foundation. Zu den wichtigsten Akquisitionen gehörte der 2013 abgeschlossene Kauf des weltweit größten Produzenten von Schweinefleisch – die US-Firma Smithfield Foods durch den chinesischen Mitbewerber WH Group.
Die Strategie, in der Lebensmittelindustrie vorgelagerte Bereich zu expandieren, führte zur 38 Milliarden Euro schweren Übernahme des Schweizer Agrarchemie- und Saatgutspezialisten Syngenta durch ChemChina. Die Regierung kündigte im Februar an, den Unternehmen des Landes bei Übernahmen im Lebensmittelbereich zu helfen und erwähnte dabei dezidiert den Anbau von Getreiden, die Aufzucht von Nutztieren sowie die Verarbeitung, Lagerung und Logistik von Nahrungsmitteln. „Sie wollen nicht nur Produktionsanlagen und Firmen kaufen, sondern achten dabei auch auf den Ruf der Firma und der jeweiligen Marken“, sagt der Vorsitzende der Unternehmensberatung KPMG für den Agrarmarkt, Ian Proudfoot.
China ist allerdings bei weitem nicht der einzige Staat, der weltweit gezielt nach Ackerland sucht. Wie aus einem Bericht des Leibniz-Instituts für Globale und Regionale Studien hervorgeht, führen andere Länder die Rangliste der erworbenen Flächen an. An der Spitze liegen demnach Käufer aus Malaysia. Seit dem Jahr 2000 haben diese insgesamt 3,7 Millionen Hektar Land im Ausland erworben. Käufer den USA liegen an zweiter Stelle mit weltweit 3,3 Millionen Hektar erworbenen Landes. Danach folgen Großbritannien (1,8 Millionen Hektar), Singapur (1,7 Millionen Hektar), Saudi-Arabien (1,4 Millionen Hektar), die Niederlande und Indien (jeweils 1,3 Millionen Hektar), Hongkong (1,1 Millionen Hektar), China (1 Million Hektar) und Argentinien (0,7 Millionen Hektar). „Wir beobachten, dass immer mehr Agrarflächen nicht nur den Besitzer gewechselt haben, sondern zunehmend aktiv bewirtschaftet und genutzt werden – zum Beispiel für den Anbau von Getreide, Ölpalmen und Zuckerrohr“, sagte Kerstin Nolte, eine der Autorinnen des Berichts.