Finanzen

Deutsche Bank-Trader gesteht Manipulation von Gold und Silber

Lesezeit: 2 min
04.06.2017 01:12
Ein Händler der Deutschen Bank-Trader hat Manipulation der Preise von Gold und Silber gestanden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der frühere Deutsche-Bank-Trader David Liew hat gestanden. Vor einem US-Gericht sagte er aus, dass er bei der Deutschen Bank gelernt habe, wie man am Terminmarkt die Edelmetallpreise manipuliert. Auch Trader anderer großer Banken hätten an den Manipulationen mitgewirkt.

Am Donnerstag hat sich David Liew vor einem Bundesgericht in Chicago des Betrugs schuldig bekannt. Während seiner Zeit als Trader für die Deutsche Bank AG hatte er mit anderen Bankern zusammengewirkt, um den Terminhandel für Gold, Silber, Platin und Palladium zu manipulieren.

Nun hat David Liew gestanden und arbeitet mit der Staatsanwaltschaft zusammen, wie Bloomberg von beteiligten Personen erfahren hat. Am Freitag haben das amerikanische Justizministerium und die US-Börsenaufsicht CTFC ihm den Börsenhandel bis auf Weiteres untersagt. Die Deutsche Bank selbst ist in dem aktuellen Prozess nicht angeklagt.

Die konkreten Vorwürfe gegen David Liew lauten „Spoofing“ und „Front-Running“. Beim „Spoofing“ platzieren Trader Aufträge zum Kauf oder Verkauf von Terminkontrakten, ohne dass sie vorhaben, diese Aufträge später auch auszuführen. Einziges Ziel der Aufträge ist die Preismanipulation. Beim „Front-Running“ kommen Trader den Aufträgen der eigenen Kunden zuvor und machen so einen Gewinn auf deren Kosten.

Dass ihr früherer Mitarbeiter nun mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitet, bedeutet weitere Sorgen für die Deutsche Bank. Denn zwar arbeitete David Liew in vielen Fällen allein. Doch in mehreren hundert Fällen koordinierte er das „Spoofing“ mit mindestens drei anderen Tradern der Deutschen Bank.

Laut Gerichtsdokumenten hat David Liew zudem ausgesagt, dass er die Methode von seinen Kollegen bei der Deutschen Bank gelernt hat. Er kam im Juli 2009 nach seinem Bachelor-Studium zur Deutschen Bank und startete dort noch im selben Jahr beim Metallhandel in der Asien-Pazifik-Region. Laut Gerichtsdokumenten brachten ihm erfahrene Trader dort das „Spoofing“ bei.

Bis Februar 2012 arbeitete Liew mit anderen Tradern der Deutschen Bank zusammen, um Edelmetallpreise zu manipulieren. Dazu stellten sie Aufträge beim Chicago Mercantile Exchange (CME) ein, die sie aber niemals tatsächlich ausführen wollten. Ziel war es lediglich, einen falschen Eindruck von Angebot und Nachfrage zu erwecken und dadurch die Preise von Terminkontrakten nach oben oder nach unten zu manipulieren oder mehr Marktteilnehmer zum Trading zu bewegen.

In einem Fall hatten Liew und seine Kollegen von einem großen Metalltrade für einen Kunden erfahren und daraufhin eine eigene Transaktion gestartet. Ihr Ziel dabei war es, „missbräuchlich von einer erwarteten Preisentwicklung zu profitieren, die aus der Ausführung des Trades für den Kunden resultiert“, heißt es in Gerichtsdokumenten.

Nach drei Jahren im Trading verließ David Liew die Deutsche Bank wieder. Auf seinem inzwischen gelöschten Blog (Webcache) schrieb er im Juli 2012, dass er nun ein eigenes Unternehmen im Technologiebereich gründen wolle. Und weiter:

„Ich hatte ein komfortables Einkommen als Deutsche-Bank-Trader. (Leider) hat sich hier in Singapur eine gewisse toxische Kultur verbreitet, wo dein ‚Erfolg’ durch dein Gehalt bestimmt wird. Ja, ich bekam ein sechsstelliges Jahresgehalt, ja, ich war im obersten % der Angestellten in meiner Altersgruppe. (Ich werde dieses Jahr 27.) Viele Leute haben mich ‚verrückt’ genannt, weil ich alles weggeworfen habe, was ich hatte, worauf ich sage: ‚Das ist mein Leben, nicht eures.’“ [...]

„Ich wurde jemand, der ich nicht war (vor allem wurde ich gierig und unmenschlich). Und einige Dinge, die ich gesehen und erlebt habe, waren mir nicht geheuer.“

In der Vergangenheit hatte die Deutsche Bank mit den US-Regulierungsbehörden mehrere Vergleiche abgeschlossen. Dabei ging es unter anderem um Zinsmanipulation. Im Januar letzten Jahres willigte die Deutsche Bank ein, der US-Regierung wegen des Verkaufs von Hypothekenpapieren 7,2 Milliarden Dollar zu zahlen.

Das US-Justizministerium ermittelt derzeit auch deshalb gegen die Deutsche Bank, weil sie wohlhabende Russen dabei unterstützt haben soll, rund 10 Milliarden Dollar außer Landes zu schaffen. Mit den Aufsichtsbehörden hat das Geldhaus zu diesem Fall bereits einen Vergleich abgeschlossen.

Auch private Investoren haben die Deutsche Bank und andere großer Banken wegen der Manipulation der Edelmetallmärkte verklagt. Im Dezember legten sie dem Gericht elektronische Chat-Protokolle vor. Aus diesen ging hervor, wie Trader verschiedener Banken in den Jahren 2007 bis 2013 zusammenwirkten, um Preise zu manipulieren. In einem Vergleich zahlte die Deutsche Bank schließlich 38 Millionen Dollar, um den Fall abzuschließen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Immobilien
Immobilien Haus & Grund rät zu Geduld: Bei Grundsteuer auf neuen Bescheid warten
21.12.2024

Im Durchschnitt sollte es nicht teurer werden, das war das Versprechen der Grundsteuer-Reform. Doch noch immer wissen viele nicht, wie viel...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...