Nach der Brandkatastrophe von London haben Demonstranten am Samstag im Regierungsviertel Westminister gegen Premierministerin Theresa May protestiert. Vor dem Eingangstor zur Downing Street Nummer 10, wo die britische Regierungschefin ihr Büro hat, hielten einige Teilnehmer Schilder mit dem Slogan hoch: „Trotzt der Tory-Herrschaft“. Sprechchöre riefen „Vorwärts, Jeremy Corbyn!“, um ihre Unterstützung für den Chef der oppositionellen Labour-Partei kundzutun.
Nach einem Besuch in der Nachbarschaft des ausgebrannten Hochhauses in London am Freitag hatte die Polizei May vor wütenden Demonstranten in Sicherheit bringen müssen. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters berichtete, zornige Menschen seien am Freitag Mays Auto hinterher gelaufen und hätten sie angebrüllt. May hatte sich mit Opfern des Brandes und Anwohnern getroffen. Sie kündigte fünf Millionen Pfund an Hilfen an.
Im Stadtteil Kensington stürmten Demonstranten das Bürgermeisteramt. „Wir wollen Gerechtigkeit“, skandierten sie. Die Menschen bahnten sich ihren Weg durch die automatische Tür des Gebäudes und versuchten, auch in die oberen Stockwerke gelangen. Die Polizei hielt sie auf.
May steht wegen ihrer Reaktion auf den Großbrand unter Druck. Auch Mitglieder ihrer eigenen Konservativen Partei werfen ihr vor, sich unter anderem zu spät mit den Opfern getroffen zu haben. Diese wurden von dem Oppositionsführer Jeremy Corbyn, Bürgermeister Sadiq Khan und der 91-jährigen Königin Elizabeth II. besucht. Die Katastrophe hat zudem Fragen über ein mögliches Versagen der Behörden aufgeworfen. Die Polizei rechnet inzwischen mit 58 Todesopfern. Man müsse davon ausgehen, dass die noch Vermissten nicht mehr am Leben seien, teilten die Ermittler am Samstag mit. Bisher wurde die Totenzahl mit 30 angegeben. Diese Opfer sind in der neuen Zahl enthalten.