Mit der Übernahme der Supermarkt-Kette Whole Foods betritt der Technologiekonzern Amazon erstmals den Markt für Lebensmittel in den USA. Der Markteintritt könnte zur Verschärfung des ohnehin stattfindenden Preiskampfes führen. Wichtiger noch ist, dass die von Amazon vorangetriebene Automatisierung den Lebensmittelhandel radikal verändern könnte. Das dürfte auch den deutschen Diskonter Lidl treffen, der sich eben anschickt, in die USA zu expandieren.
Der Lebensmittelhandel ist bislang von den Innovationen im Bereich der Digitaltechnologie weitgehend unberührt geblieben. Das könnte sich ändern, wenn die aus der Automatisierung für Amazon entstehenden Kostenvorteile andere große Wettbewerber unter Druck setzen. Amazon forscht schon seit Längerem daran, wie sich automatisierte Prozesse im Supermarkt einsetzen lassen.
„Amazon hat in den vergangenen Jahren die Grundlage für die Übernahme einer stationären Supermarktkette wie Whole Foods gelegt. In Seattle testet das Unternehmen einen vollautomatisierten Supermarkt. Die Kunden bestellen ihre Einkäufe demnach erst online und fahren dann durch den Markt, um die Zusammenstellungen abzuholen. In der Nähe seiner Hauptniederlassung testet Amazon darüber hinaus ein Geschäft, dass vorgefertigte Mahlzeiten verkauft und das ohne feste Kassen funktioniert. Sensoren erkennen, welche Produkte die Kunden einpacken und ziehen diesen dann die entsprechenden Beträge beim Verlassen der Filiale von ihrem Online-Konto ab. Bei den Büchereien, die Amazon in New York, Chicago und Los Angeles eröffnet hat, verfolgt die Firma einen anderen Zahlungsansatz. Mithilfe von Barcodes auf den Büchern können über die Smartphone-Anwendung Rechnungen schnell selbst eingescannt und bezahlt werden“, berichtet Bloomberg.
Die Hauptleidtragenden der digitalen Innovationen werden in erster Linie die derzeitigen Angestellten von Whole Foods und langfristig alle in der Lebensmittelbranche arbeitenden Menschen sein. „Alle diese Technologien können nun langsam in den Whole Foods-Geschäften integriert werden, um die Anzahl der Mitarbeiter zu reduzieren, die Gewinnspannen zu erhöhen und die Kommunikation der Supermarktkette mit ihren Kunden zu verbessern“, schreibt Bloomberg. Zu erwarten ist deshalb, dass die Anzahl der Mitarbeiter bei der als hochpreisig geltenden Kette in den kommenden Monaten abgebaut wird.
Zur Expansion in den Lebensmittelbereich gehört auch die Liefersparte für Mahlzeiten, welche Amazon in einigen US-amerikanischen Städten für seine Prime-Kunden anbietet. Amazon hatte bereits in den vergangenen Jahren stationäre Einzelhändler aus anderen Branchen stark unter Druck gesetzt; der Konzern zeigte zuletzt aber immer mehr Interesse am Einstieg in das Geschäft mit Läden vor Ort.
Amazon mache den Wettbewerbern das Leben allein durch seine Größenvorteile und seine Preismacht deutlich schwerer, wird Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital von der dpa zitiert. Allerdings könnte das Unternehmen aufgrund seiner Größe allmählich ein Fall für die Kartellbehörden werden, mahnte Wilson an. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis man in Washington gegen die zunehmende Macht des Konzerns vorgehen werde.