Politik

MSCI-Index nimmt erstmals Aktien aus China auf

Lesezeit: 2 min
22.06.2017 01:53
Erstmals werden Aktien aus China in den bekannten MSCI-Index aufgenommen. Der Entscheid ist ein weiterer Schritt für die Entwicklung des Yuan hin zu einer globalen Handelswährung.
MSCI-Index nimmt erstmals Aktien aus China auf

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

China hat an den internationalen Finanzmärkten einen wichtigen Prestigeerfolg errungen, der zusätzliche Investitionen in Milliardenhöhe ins Land locken dürfte. Die Wirtschaftsmacht schaffte im vierten Versuch die Aufnahme in den vielbeachteten MSCI-Aktienindex für Schwellenländer. Der Indexbetreiber bezieht ab August 222 ausgewählte sogenannte A-Aktien aus China in die Berechnung des 1,5 Billionen Dollar schweren Index mit ein, wie MSCI am Dienstag mitteilte.

Investoren führten dies darauf zurück, dass die Regierung in Peking in den vergangenen Jahren ihre Märkte für Kapital aus dem Ausland geöffnet habe. „Wenn man sich die Größe und Bedeutung Chinas als wirtschaftliche Supermacht ansieht, denke ich, dass es ein historischer Moment ist“ zitiert Reuters einen Analysten des US-amerikanischen Anlageberaters State Street Global Advisors. Die zuständige chinesische Behörde begrüßte den Schritt. Dieser spiegle das Vertrauen der internationalen Investoren in die Stabilität des heimischen Finanzmarktes wider.

In den vergangenen drei Jahren war die Volksrepublik mit dem Antrag abgeblitzt, weil MSCI den eingeschränkten Zugang von Investoren zum chinesischen Kapitalmarkt sowie die häufigen Unterbrechungen beim Aktienhandel kritisch bewertete. Doch der Indexbetreiber ermöglichte den Schritt im März durch eine Neuerung: Er ließ lediglich die Aktien zu, welche die erforderlichen Bedingungen erfüllten, die anderen blieben zunächst außen vor. Bei den nun aufgenommenen Werten handelt es sich um große Finanz- und Industriefirmen, viele von ihnen im Besitz des chinesischen Staates.

Bloomberg bezeichnet die Aufnahme einiger Aktien deswegen als gelungenen Kompromiss zwischen einer vollständigen Öffnung der Märkte einerseits und einer Beibehaltung der Kontrolle durch die chinesische Regierung andererseits. „Die Entscheidung von MSCI symbolisiert eine außergewöhnliche Periode, in der China dem Mainstream der internationalen Finanzmärkte beitreten und gleichzeitig ein ausreichendes Maß an Kontrolle über seine Märkte behalten will. Seitdem MSCI zum ersten Mal im Jahr 2014 über eine Aufnahme nachdachte, kam es am chinesischen Aktienmarkt zu starken Schwankungen und zahlreichen Interventionen der Regierung sowie vielen Initiativen, um die Märkte mit der restlichen Welt zu verbinden.“

Durch den Entscheid dürften nach MSCI-Berechnungen zunächst etwa 17 bis 18 Milliarden Dollar an Kapital in chinesische Aktien fließen. Langfristig, wenn der chinesische Markt vollständig aufgenommen ist, könnten es mehr als 340 Milliarden Dollar sein. Wann dies der Fall sein wird, hänge davon ab, wie schnell die Regierung in Peking ihre Reformen vorantreibe, sagte der zuständige MSCI-Manager Sebastien Lieblich.

A-Aktien sind Wertpapiere von Unternehmen, die in der chinesischen Währung Renminbi gehandelt werden. Ursprünglich konnten die Titel nur von Bürgern aus China gehandelt werden. Mittlerweile ist eine Auswahl auch für Investoren aus dem Ausland offen. An den Börsen in Schanghai und Shenzhen gibt es auch B-Aktien, die in ausländischen Währungen gehandelt werden. Die Aufnahme der A-Aktien in den MSCI-Index dürfte daher auch den Bestrebungen der Regierung in Peking, den Renminbi (Yuan) zu einer weltweit akzeptierten Handelswährung zu machen, einen Schub verleihen.

Experten bewerteten die Aufnahme chinesischer Papiere in den Index positiv. „Chinas Markt für A-Aktien ist der zweitgrößte Aktienmarkt weltweit“, sagte Fondsmanagerin Jing Ning vom Vermögensverwalter Fidelity. Die unmittelbaren Auswirkungen seien jedoch begrenzt, sagten Händler. Der Schritt sei bereits weitgehend eingepreist. Der Index der Börse in Schanghai legte am Mittwoch 0,5 Prozent zu. Das Barometer für die 300 wichtigsten Aktien schloss 1,2 Prozent fester und erreichte den höchsten Stand seit anderthalb Jahren. Die nun in den Index MSCI Emerging Markets aufgenommenen Papiere haben dort einen Anteil von 0,73 Prozent. MSCI bezieht in seine Schwellenländer-Berechnungen bereits länger chinesische Aktien ein, die an den Börsen in Hongkong und den USA gehandelt werden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sicher beschaffen in Krisenzeiten

Die Auswirkungen von Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg und damit verbundene Versorgungsengpässe stellen auch den...

DWN
Politik
Politik Sorge um Privatsphäre: Bayern ändert Gesetz zu Funkwasserzählern
28.09.2023

Der Einbau von Funkwasserzählern im eigenen Wohnbereich ist für viele Einwohner ein Problem. Sie sind besorgt über die bezogenen Daten...

DWN
Politik
Politik Economic Statecraft für die ökologische Wende
28.09.2023

Die Europäische Union steht vor zwei entscheidenden Herausforderungen. Jüngste globale Schocks wie die COVID-19-Pandemie und die...

DWN
Immobilien
Immobilien Baugipfel: Die Immobilienwirtschaft fordert mehr, und das bitte im „Turbo-Tempo“
28.09.2023

Die Maßnahmen der Bundesregierung nach dem Baugipfel im Kanzleramt im Kampf gegen die dramatische Lage am Wohnungsmarkt und in der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas subventioniertes Überholmanöver mit den Elektrofahrzeugen
28.09.2023

Innerhalb kürzestes Zeit hat sich Chinas Automobilbranche neu erfunden. Vom einstigen hässlichen und kränkelndem Entlein ist ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Reisebüros: EU-Kommission untersagt Booking den Kauf von Flugvermittler
28.09.2023

Fusionskontrolle: Erste Ablehnung einer Übernahme in diesem Jahr. Geballte Marktmacht hätte einen fairen Wettbewerb der...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz gibt Bayern Mitschuld an hohen Energiepreisen
28.09.2023

Die deutsche Industrie leidet unter zu hohen Strompreisen. Bundeskanzler Scholz gibt dem Land Bayern Mitschuld. Er fordert starke...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Slowakei-Wahlen: Unsicherheit bei Deutschen Unternehmen?
28.09.2023

Die Parlamentswahlen in der Slowakei am 30. September könnten ein Comeback des ehemaligen Ministerpräsidenten Robert Fico bedeuten. Unter...

DWN
Politik
Politik Abgang eines Vordenkers - die CDU zerlegt sich in der AfD-Debatte
27.09.2023

Mit dem Rücktritt des Chefs ihrer Grundwertekommission, dem Historiker Andreas Rödder, ist das Debakel in der CDU nicht mehr zu...