Politik

US-Industrie profitiert von Trump: Überraschend robustes Wachstum

Die US-Industrie wächst so stark wie seit drei Jahren nicht. Die Direktinvestitionen sollen dagegen Sorge bereiten.
03.07.2017 23:24
Lesezeit: 2 min

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Die US-Industrie wächst derzeit so gut wie seit August 2014 nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex kletterte von Mai auf Juni überraschend deutlich um 2,9 auf 57,8 Punkte, wie aus der am Montag veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Das Barometer signalisiert ab 50 Zählern Wachstum. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Plus auf 55,2 Punkte gerechnet. Die Unternehmen stellten deutlich mehr Personal ein und erhielten spürbar mehr Aufträge als zuletzt. Die Daten signalisierten eine "robuste Wachstumsdynamik", sagte Helaba-Expertin Viola Julien der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Summe der Investitionen ausländischer Unternehmen in den USA soll dagegen rückläufig sein, berichtet Reuters unter Berufung auf einen deutschen Medienbericht. Im ersten Quartal lagen die ausländischen Direktinvestitionen mit 83,6 Milliarden Dollar um fast 40 Prozent unter dem Niveau vor Jahresfrist, wie es unter Berufung auf vorläufige Zahlen des US-Statistikamts Bureau of Economic Analysis heißt. Deutsche Firmen hätten nur noch 992 Millionen Dollar in die Schaffung oder Erweiterung von Produktionskapazitäten investiert. Im Schlussvierteljahr 2016 seien es noch gut 1,41 Milliarden gewesen, im Quartal davor fast vier Milliarden Dollar mehr. "Die neue US-Administration sorgt für Verunsicherung bei vielen Unternehmen in Deutschland", wird Stormy-Annika Mildner zitiert, Expertin für Außenwirtschaftspolitik beim Industrieverband BDI.

Trump hatte im November die Präsidentenwahl gewonnen. Sein Amt trat er im Januar an. Seine Wirtschaftspolitik unter dem Schlagwort "America First" zielt auf einen verstärkten Schutz heimischer Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz.

Ausländische Unternehmen sind ein wichtiger Faktor für die US-Wirtschaft: Von den 656.000 neuen Arbeitsplätzen, die zwischen 2010 und 2014 im Verarbeitenden Gewerbe in den USA geschaffen wurden, gehen nach Reuters-Berechnungen zwei Drittel auf das Konto von Firmen aus dem Ausland. Neuere Daten liegen noch nicht vor. Doch auch in den Jahren seither dürfte sich das Blatt nicht gewendet haben, darauf lassen die Geldströme schließen: Binnen zwei Jahren flossen 700 Milliarden Dollar an Investitionen in die USA. Insgesamt investierten Ausländer Ende 2016 mit 3,7 Billionen Dollar so viel in den USA wie nie.

Jahrzehntelang haben vor allem die Staaten im Süden der USA hart dafür gearbeitet, zum Industriestandort zu werden und für ausländische Unternehmen attraktiv zu sein. Sie bauten ihre Häfen aus, damit große Schiffe Teile für die Fertigung aus Mexiko und China liefern können. Sie brachten ihre Infrastruktur auf Vordermann und köderten Investoren mit flexiblen Arbeitsgesetzen und Finanzhilfen. Viele große Konzerne aus Europa haben sich deshalb in den Südstaaten angesiedelt, darunter BMW, Airbus, Daimler und Volvo.

Die Unternehmen verlassen sich bei ihrer Produktion den USA auf die weltweiten Lieferketten. Diese wären aber in Gefahr, wenn Trump sein Land aus dem Freihandel zurückzieht und neue Zölle einführt. Zwar hat die neue Regierung erklärt, sie begrüße ausländische Investitionen. Zugleich will sie aber das Freihandelsabkommen Nafta mit Kanada und Mexiko neu verhandeln. Und Ländern wie China oder Deutschland drohte Trump mit höheren Zöllen, weil sie mehr in die USA verkaufen als sie von dort importieren.

BMW fertigt in Spartanburg in South Carolina alle größeren Geländewagen, 70 Prozent der Produktion geht in den Export. Damit ist das Werk mit derzeit 9000 Mitarbeitern der größte US-Autoexporteur - und Wachstum ist geplant. Für die kommenden vier Jahre hat BMW-Chef Harald Krüger Investitionen im Volumen von weiteren 600 Millionen Dollar angekündigt, 1000 Stellen sollen entstehen. Doch die Bedeutung des Werks hielt Trump im Januar nicht davon ab, BMW wegen Investitionsplänen in Mexiko zu kritisieren: "Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen", sagte Trump im Januar.

Außerhalb des Rampenlichts arbeitet BMW schon länger daran, unabhängiger von dem US-Werk zu werden. So sollen die Produktionsstätten in Südafrika und China dafür ausgerüstet werden, dass auch Geländewagen gefertigt werden können. "Wenn irgendwas auf der politischen Ebene passiert - was wir jetzt nicht wissen können - sind wir in der Lage, flexibel reagieren zu können", sagte Produktionsvorstand Oliver Zipse.

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