Politik

G20: Große Verwüstungen im Hamburger Stadtgebiet

Lesezeit: 2 min
07.07.2017 10:11
Kurz vor dem offiziellen Beginn des G20-Treffens ist es erneut zu Ausschreitungen in Hamburg gekommen.
G20: Große Verwüstungen im Hamburger Stadtgebiet

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Straßenblockaden, brennende Autos, mehr als 160 verletzte Polizisten und viele Festnahmen: Die Proteste gegen den Hamburger G20-Gipfel sind am Freitag erneut eskaliert, berichtet die AFP. Während Polizei und G20-Gegner sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich machten, forderten Politiker harte Strafen für die Gewalttäter.

Die Polizei geriet durch die Auseinandersetzungen so unter Druck, dass trotz des bereits aufgefahrenen massiven Polizeiaufgebots weitere Hundertschaften nachgefordert werden mussten. Es seien „zusätzliche Alarmierungsstufen“ ausgelöst worden, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD).

Wie die Polizei in der Hansestadt mitteilte, blockierten Demonstrantengruppen an mehreren Stellen die Fahrtstrecken der Delegationen. Andernorts griffen Vermummte Polizisten an, außerdem wurden Barrikaden errichtet.

Rund um die Innenstadt seien Fensterscheiben eingeschlagen und Autos angezündet worden, erklärten die Beamten. Polizisten seien mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen worden. Zudem hätten Demonstrantengruppen Müll und Baumaterial auf Straßen gezogen.

Ein Polizeihubschrauber wurde von einer Leuchtrakete beschossen, diese verfehlte den Hubschrauber laut Polizei nur knapp. Ein Hubschrauberpilot habe durch einen Laserpointer Augenverletzungen erlitten.

Die schweren Ausschreitungen hatten am Donnerstagabend begonnen. Der Polizei zufolge wurden 159 Beamte verletzt, außerdem hatte sie Erkenntnisse über einen verletzten Unbeteiligten. Es gab mindestens 45 Festnahmen sowie 15 Ingewahrsamnahmen. Die Bundespolizei berichtete darüber hinaus ihrerseits von 30 verletzten Beamten.

Am Freitagmorgen griffen rund 60 Vermummte im Stadtteil Altona laut Bundespolizei Beamte mit Böllern und Steinen an und beschädigten Streifenwagen. Auf ein leeres Polizeiauto wurde demnach ein Molotowcocktail geworfen, der aber nicht zündete. Ein in den sozialen Netzwerken häufig geteilter Filmbeitrag zeigte eine Autofahrt vorbei an brennenden Autos mit Rauchschwaden an vielen Stellen in der Hamburger Innenstadt.

Die G20-Gegner zeigten sich zufrieden mit ihren Blockadeaktionen. „Wir haben unser Ziel erreicht und ein deutliches Zeichen gegen den Wahnsinn der G20 gesetzt“, erklärte die Sprecherin der Organisation Block G20, Jana Schneider. Durch die Verzögerungen bei der Anreise von einigen G20-Delegationen sei „erfolgreich Sand ins Getriebe des Gipfels gestreut“ worden.

Als nächste größere Aktion wollten die Gegner die Zufahrt der Delegationen zur Elbphilharmonie behindern. Die Frau von US-Präsident Donald Trump, Melania Trump, konnte zuvor einen großen Teil des Programms für die Ehepartner wegen der Sicherheitslage nicht mitmachen. Der EU-Außenexperte Elmar Brok (CDU) sagte der Bild-Zeitung, dies sei „peinlich und bedrohlich“ und beschädige „das Bild Deutschlands in der Welt“. Innensenator Grote kritisierte die „hohe kriminelle Energie“ der Protestierenden. Die Gipfelgegner wiederum warfen der Polizei vor, selbst die Lage eskaliert zu haben. Begonnen hatten die Krawalle bei einer von Linksradikalen organisierten Demonstration mit 12.000 Menschen unter dem Motto „Welcome to Hell“ (Willkommen in der Hölle).

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verurteilte die gewaltigen Ausschreitungen. „Brutale Gewalt hat auf unseren Straßen nichts verloren“, sagte er der Bild-Zeitung. „Sie hat keine Rechtfertigung und kann nicht mit Verständnis rechnen.“ Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) forderte konsequente Strafen für die Täter. „Diejenigen, die Straftaten begehen unter dem Deckmantel des Demonstrationsrechts, die gehören nicht auf die Straße, sondern die gehören vor ein Gericht“, sagte er.

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU), forderte ebenfalls ein scharfes Vorgehen. „Es gilt nun, diese Täter dingfest zu machen und einer harten Bestrafung zuzuführen“, sagte er. Linken-Chefin Katja Kipping machte hingegen die Polizei verantwortlich. „Der gestrige Polizeieinsatz hat die Lage eskaliert“, erklärte Kipping. „Offenkundig hat die Polizeiführung alles getan, um jene Bilder zu erzeugen, mit denen sie im Vorhinein ihren martialischen Einsatz und die maßlose Einschränkung des Demonstrationsrechtes bis hin zum Schlafverbot gerechtfertigt hat.“

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Irene Mihalic, hat die Hamburger Polizeiführung für die Zuspitzung bei der Auftaktdemonstration zum G20-Gipfel mitverantwortlich gemacht. „Leider hat das Vorgehen der Einsatzleitung der Hamburger Polizei zur Eskalation der ohnehin angespannten Lage erheblich beigetragen“, sagte Mihalic am Freitag der Zeitung Die Welt. „Das ging voll zu Lasten der Einsatzkräfte und des friedlichen Teils der Demonstration.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...