Politik

Frankreich kündigt hartes Spar-Programm an

Lesezeit: 1 min
12.07.2017 00:27
Die französische Regierung will die hohe Verschuldung durch Einsparungen in den Griff bekommen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Kampf gegen das hohe Staatsdefizit will die französische Regierung dieses Jahr 4,5 Milliarden Euro einsparen. Erreicht werden solle dies durch Kürzungen in den Ministerien, sagte Haushaltsminister Gérald Darmanin der Tageszeitung Le Parisien vom Dienstag. Dies werde ohne Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst einhergehen. Vielmehr sollten etwa die Kosten der Fuhrparks gesenkt und öffentliche Ausschreibungen besser verhandelt werden. Besonders das Innen- und Verteidigungsministerium sollen mit weniger Geld auskommen, berichtet Reuters. Dies zu erreichen, „ist einfach eine Frage der Strenge“, sagte Darmanin dem Radiosender RTL.

Mit diesen Maßnahmen solle im laufenden Jahr das Drei-Prozent-Defizitziel aus dem Vertrag von Maastricht eingehalten werden, beteuerte Darmanin: „Frankreich hält Wort.“ Der französische Rechnungshof hatte Ende Juni gewarnt, wegen von der Vorgängerregierung beschlossener Mehrausgaben könnte das Defizit dieses Jahr bei 3,2 Prozent liegen. Frankreich hält die EU-Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) seit zehn Jahren nicht mehr ein – die dafür fälligen Strafen verhängt die EU-Kommission jedoch nicht, weil zahlreiche andere Länder dann auch bestraft werden müssten.

Premierminister Edouard Philippe betonte schon bei seiner Regierungserklärung vergangene Woche, das Defizitziel solle durch zusätzliche Einsparungen erreicht werden und nicht durch Steuererhöhungen. Haushaltsminister Darmanin nannte nun Details. So sollen etwa im Wirtschafts- und Finanzministerium 268 Millionen Euro eingespart werden. Gebietskörperschaften und die Sozialkassen sollen von den Kürzungen in diesem Jahr nicht betroffen sein.

Obwohl allein das Verteidigungsministerium 850 Millionen Euro und das Innenministerium 526 Millionen Euro einsparen sollen, werde dies nicht zulasten der nationalen Sicherheit gehen, sagte Darmanin. Nach einer Serie von islamistischen Anschlägen gilt in Frankreich immer noch der Ausnahmezustand. In der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone läuft es konjunkturell derzeit relativ gut. Die Notenbank hob ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,6 von 1,4 Prozent an. Premierminister Edouard Philippe stellte für das kommende Jahr Steuersenkungen in Aussicht.

Die enorme Staatsverschuldung wird jedoch zu einem immer größeren Problem und engt die Handlungsfähigkeit der Regierung ein. Inzwischen beträgt sie fast 100 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Der Vertrag von Maastricht sieht eine Obergrenze von 60 Prozent vor.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...