Finanzen

EU-Finanzminister besorgt über faule Kredite bei Banken

Lesezeit: 1 min
12.07.2017 00:19
Die Finanzminister der EU-Mitgliedsstaaten wollen die Eingriffsrechte der EZB gegenüber den Geschäftsbanken ausbauen.
EU-Finanzminister besorgt über faule Kredite bei Banken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EU-Finanzminister wollen mit einem Aktionsplan den Abbau fauler Kredite in Banken-Bilanzen vorantreiben und der EUropäischen Zentralbank mehr Kontrollrechte über die Geschäftsbanken geben. Immer noch schieben Geldhäuser in der EU als Hinterlassenschaft aus der Finanzkrise Problem-Darlehen im Volumen von fast einer Billion Euro vor sich her. Das dämpft nicht nur ihre Fähigkeit zur Vergabe neuer Kredite, sondern bremst Experten zufolge auch das Wirtschaftswachstum in der EU. Vor allem Geldhäuser in Griechenland, Zypern, Portugal und Italien sind davon betroffen.

„Wir müssen unser Vorgehen beschleunigen“, sagte Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis am Dienstag nach einem EU-Finanzminister-Treffen in Brüssel. Der Bestand an Problemdarlehen sei zwar zuletzt leicht gesunken. Aber das sei immer noch zu langsam. Die Kommission soll nun im Auftrag der EU-Länder prüfen, ob eventuell Bankenregeln angepasst werden müssen. Ziel ist es unter anderem, den Aufsehern mehr Zugriffsmöglichkeiten an die Hand zu geben.

Dem Aktionsplan zufolge soll die EZB-Bankenaufsicht künftig Instituten auferlegen können, ihre Kapitalpuffer zur Absicherung von Risiken aus notleidenden Krediten zu erhöhen. Zudem sollen sie von Banken verlangen können, automatisch mehr Kapital für neue Kredite vorzuhalten, sollte damit zu rechnen sein, dass der Bestand an Problemdarlehen über akzeptable Grenzen hinauswächst. Die Finanzindustrie warnt hingegen vor Überregulierung und einer unnötigen Kostenexplosion. „Die Aufsicht hat bereits weitreichende Befugnisse, um festgestellte Mängel bei den von ihr überwachten Banken anzugehen“, erklärte die Interessvertretung der Finanzwirtschaft AFME. Ihre Kompetenzen müssten daher nicht erweitert werden.

Die Minister schlugen außerdem Schritte vor, um den Sekundärmarkt für Problem-Darlehen zu stärken. Bislang sind solche Marktplätze kaum entwickelt. Banken können derzeit faule Kredite nur deutlich unter ihren Nominalwerten losschlagen, was große Löcher in ihre Bilanzen reißt. Pläne zur Errichtung einer EU-weiten „Bad Bank“, die Risikodarlehen erwirbt und dann an Investoren weiterverkauft, sind dagegen erstmal vom Tisch. EU-Länder wie Deutschland, in denen die Institute weniger stark betroffen sind, fürchten eine Vergemeinschaftung von Bankenrisiken.

Stattdessen verständigten sich die Minister auf eine Blaupause für die Schaffung nationaler Verwertungsgesellschaften (AMC) für solche Darlehen. Diese können dann auch in nationale „Bad Banks“ umgewandelt werden, die Problemdarlehen zu Preisen aufkauft, die für die Institute vorteilhafter sind. Dabei müssen laut EU-Vertretern dann aber strikte Vorgaben für Staatshilfen eingehalten werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...