Die US-Großbank Citigroup will wegen des Austritts Großbritanniens aus der EU ihr Geschäft in Frankfurt ausbauen, berichtet AFP. Eine bestehende Tochter am Main solle mit einer Handelslizenz ausgestattet werden, schrieb die Bank am Donnerstag an ihre Mitarbeiter. Frankfurt sei die erste Wahl gewesen, einerseits wegen der vorhandenen Infrastruktur, andererseits wegen der dort beschäftigten Mitarbeiter und ihrer Erfahrung. Bisher betreibt Citigroup das Handelsgeschäft über ihre britische Tochter.
Wie viele Stellen wegen des britischen Austritts verlagert werden, stehe noch nicht fest. Unter Umständen müssten etwa 150 Arbeitsplätze in der EU geschaffen werden, hieß es in dem Mitarbeiterschreiben. London werde aber auch künftig die Zentrale für das Geschäft in Europa, den Nahen Osten und Afrika beherbergen und ein wichtiger Standort bleiben.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Citigroup ihre Tochter in Dublin ausgebaut. Die irische Citibank Europe plc (CEP) beschäftigt inzwischen fast die Hälfte der Citi-Mitarbeiter in der EU. Darüber will Citi auch künftig das normale Bank-Geschäft in Europa betreiben. Auch Standorte wie Amsterdam, Luxemburg, Madrid und Paris könnten der Mitteilung zufolge gestärkt werden.
Großbritannien will bis Ende März 2019 aus der EU austreten. In London tätige Banken brauchen danach eine Gesellschaft mit EU-Banklizenz, wenn sie weiter Produkte und Dienstleistungen in den verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten der Union anbieten wollen. Viele Geldhäuser prüfen deshalb die Verlagerung von Geschäften etwa nach Paris, Dublin oder Frankfurt. Für Frankfurt spricht die stabile deutsche Wirtschaft, die gute Infrastruktur sowie die in der Stadt angesiedelte Europäische Zentralbank.
Spekulationen zufolge wird die US-Investmentbank Morgan Stanley ihren EU-Sitz nach Frankfurt verlagern, berichtet Reuters. Dadurch würden rund 200 neue Arbeitsplätze am Main entstehen, sagte die mit der Angelegenheit vertraute Person. Ein Sprecher der Bank lehnte eine Stellungnahme ab.