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Volkswagen kritisiert Medien-Kampagne gegen Diesel

VW-Chef Matthias Müller kritisiert eine gezielte Kampagne gegen den Diesel-Kraftstoff. Die EU warnt vor Fahrverboten.
23.07.2017 22:25
Lesezeit: 1 min

Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller sieht in der Diskussion um Fahrverbote und den Schadstoffausstoß von Dieselfahrzeugen eine Kampagne, berichtet die dpa. „Die gegen den Dieselmotor laufende Kampagne ist heftig, der Marktanteil des Diesels rückläufig", sagte der VW-Vorstandschef der Neuen Zürcher Zeitung. „Doch man tut dem Diesel unrecht. Ich plädiere für eine sachliche, ausgewogene Diskussion.“ Die neuesten Diesel-Generationen seien „sehr gut“, vor allem beim Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid-Gases (CO2).

Seit Monaten suchen deutsche Großstädte nach Lösungen, wie sie die Schadstoffbelastung mit den gesundheitsgefährdenden Stickoxiden auf ihren Straßen reduzieren können. In Stuttgart und München drohen insbesondere älteren Diesel-Autos Fahrverbote. In Europa müssen die Autobauer allerdings den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotten in den kommenden Jahren deutlich senken. Ansonsten drohen ihnen wegen EU-Regeln deutliche Strafen.

„Die Realisierung wird sehr hart“, gab Müller zu. Die Dieselmotoren verbrauchen pro gefahrenem Kilometer tendenziell weniger Kraftstoff und stoßen daher auch weniger CO2 aus – so sollen sie bei der Reduktion der Flottenemissionen helfen. Allerdings geht der Trend auch bei Dieselfahrzeugen zu größeren, schwereren Autos mit immer mehr Pferdestärken und dementsprechend höherem Verbrauch.

Die EU-Kommission warnt unterdessen eindringlich vor dramatischen Folgen eines generellen Diesel-Fahrverbots, berichtet Reuters. Politiker und Industrie könnten kein Interesse an einem „rasant kollabierenden Diesel-Markt infolge lokaler Fahrverbote“ haben, wurde EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska in der Süddeutschen Zeitung zitiert: „Das würde der Industrie nur die Mittel entziehen, in emissionsfreie Autos zu investieren.“ Eine vor Kurzem erschienene Studie gab die Zahl der direkt und indirekt am Diesel-Antrieb hängenden Arbeitsplätze in Deutschland mit etwa 600.000 an.

Als äußerste Maßnahme zum Schutz der Bevölkerung schließt Bienkowska allerdings Fahrverbote nicht aus. Die Kriterien für solche Maßnahmen müssten ihrer Ansicht nach aber europaweit vereinheitlicht werden.

Gleichzeitig erhöht die Kommission aber auch den Druck auf Volkswagen. Bienkowska forderte, Fahrzeuge, bei denen die Abgaseinrichtungen manipuliert seien, radikal aus dem Verkehr zu ziehen. So sollten demnach etwa solche Autos von VW bis Ende dieses Jahres nicht umgerüstet sein, müssten sie ab 2018 stillgelegt werden. Zugleich werfe die EU-Kommission nationalen Prüfbehörden Versagen vor. So äußere sie sich bestürzt darüber, dass auch die neuen Verdachtsfälle bei Audi und Porsche nicht von den Aufsichtsbehörden entdeckt worden seien. Bei der Bekämpfung der Krise fordere die Brüsseler Behörde eine härtere Gangart. Ein Ende der Affäre sei nach ihrer Einschätzung noch immer nicht in Sicht.

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