Finanzen

Abschaffung von Bargeld trifft Arme stärker als Reiche

Die Abschaffung von Bargeld würden vor allem auf die Armen in der Welt negativ zu spüren bekommen.
21.07.2017 17:46
Lesezeit: 1 min

Die weitgehende Abschaffung von Münzen und Scheinen würden vor allem die Armen in der Welt negativ zu spüren bekommen, berichtet Bloomberg. Profitieren dürften dagegen nur wenig Unternehmen und Individuen.

Zu den Gewinnern einer vollständigen Abschaffung des Bargelds würden Bloomberg zufolge die Besitzer und Aktionäre bestimmter Unternehmen und Institutionen gehören. Dazu zählt das Wirtschaftsmagazin auch Regierungen, weil diese jede finanzielle Transaktion überwachen und gegebenenfalls besteuern können.

Zu den Profiteuren würden auch Zentralbanken gehören, weil die allumfassende Kontrolle und Auswertung von Finanzströmen die Effizienz geldpolitischer Maßnahmen beträchtlich erhöht.

Gewinner wären auch Unternehmen, die keine Gebühren mehr für die Lagerung und den Transport von Bargeld bezahlen müssten und für die es keine Engpässe bei der Zahlungsabwicklung mehr gäbe.

Die Anbieter digitaler Bezahlmethoden und Kreditkartenfirmen wären ebenfalls positiv von der Abschaffung von Bargeld betroffen, weil sich die Nachfrage nach ihren Produkten immens erhöhen würde. Der Kreditkarten-Konzern Visa betreibt beispielsweise aktiv die Zurückdrängung von Bargeld und scheut dabei auch nicht vor ausgefallenen Aktionen zurück – etwa der Bezahlung von Restaurants, damit diese kein Bargeld mehr annehmen.

Zu den Verlierern der Bargeldabschaffung gehören insbesondere die Ärmsten in der Gesellschaft, schreibt Bloomberg. Weil sie gerade in armen und Entwicklungsländern oft nur kleine Ausgaben tätigen, würden sich für sie digitale Konten – deren Nutzung Gebühren erfordert – finanziell nicht lohnen.

„In Indien bleiben Millionen der neu eröffneten Konten nach der weitgehenden Bargeld-Abschaffung vom November 2016 inaktiv, weil die Banken Wege gefunden haben, kostenlose Transaktionen zu verhindern und den Armen Gebühren für die Nutzung abzuknöpfen. Selbst in den USA wird Bargeld weiterhin in über 60 Prozent der Fälle zur Begleichung von Rechnungen unter 10 Dollar verwendet, wie die Zentralbank berichtet“, schreibt Bloomberg.

Nachdem es im Zuge der Bargeld-Abschaffung zu schweren Verwerfungen in der indischen Wirtschaft kam, begann die Regierung zurück zu rudern. Sie spricht nun offiziell nicht mehr vom Ziel einer „bargeldlosen Gesellschaft“ sondern von einer „Gesellschaft, die weniger Bargeld verwendet.“ Steve Forbes, der Herausgeber des Forbes-Magazins, nannte die Bargeld-Reform in Indien „massiven Diebstahl der Menschen“ und „atemberaubend hinsichtlich seiner Immoralität.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...