Stada bangt erneut um seine Übernahme durch die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven, berichtet Reuters. „Wir können nur hoffen, dass diesmal nicht wieder gezockt wird und dass die Hedgefonds Spielchen spielen“, sagte der neue Vorstandschef des hessischen Arzneimittelherstellers, Engelbert Tjeenk Willink, am Donnerstag. Er sei aber guten Hoffnung, dass die Investoren die auf 63 Prozent der Stada-Aktien gesenkte Schwelle übersprängen, was Voraussetzung für die Übernahme ist.
Stada verspricht sich vom 5,3 Milliarden Euro schweren Verkauf an die Finanzinvestoren mehr Möglichkeiten für seine Expansion. Im ersten Anlauf hatten Bain und Cinven die damals gültige Quote von 67,5 Prozent verfehlt, weil ihnen nicht genügend Anleger ihre Aktien angedient hatten.
Knapp zwei Wochen vor Ablauf der neuen Frist haben erst 24 Prozent der Stada-Aktionäre ihre Papiere den Finanzinvestoren angeboten – dabei sind die 19,6 Prozent, die sich Bain und Cinven vorab gesichert hatten, schon mitgezählt. Hedgefonds haben sich massenhaft bei Stada eingekauft, weil sie darauf hoffen, am Ende mehr herauszuholen als die 66,25 Euro je Aktie, die Bain und Cinven inzwischen bieten. Allein der US-Investor Paul Singer, der bei Übernahmen in Deutschland gerne pokert, hält mit seinem Fonds Elliott fast zehn Prozent.
Zwischen Stada und Elliott herrscht Funkstille, wie der neue Finanzvorstand Bernhard Düttmann sagte. „Wir haben mal einen Brief bekommen, in dem Elliott deutlich gemacht hat, dass sie gar keinen Kontakt aufnehmen wollen.“ 13 Prozent liegen bei Index-Fonds, die nur andienen dürfen, wenn die Übernahme schon in trockenen Tüchern ist. Von den 24 Prozent Privatanlegern – vor allem Apothekern und Ärzten – hatte beim ersten Anlauf nur die Hälfte mitgezogen.
Das monatelange Hickhack um die Übernahme hat Stada bereits eine zweistellige Millionensumme gekostet: im ersten Halbjahr gab der Hersteller von Grippostad und Ladival allein 17,1 Millionen Euro für Berater aus, im zweiten Halbjahr kommen laut Düttmann noch einmal fast zehn Millionen hinzu. Im zweiten Quartal kostete das Stada fast ein Viertel des Gewinns, der auf 41,1 Millionen Euro schrumpfte. Ohne die Sonderkosten wäre er um neun Prozent gestiegen. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg um sieben Prozent auf 129,2 Millionen Euro. Der Umsatz legte - um Währungseffekte und Verkäufe von Töchtern bereinigt - um vier Prozent auf 558 Millionen Euro zu. Besonders gut sei das Generika-Geschäft in Belgien und das Geschäft mit Markenprodukten in Russland gelaufen. In Deutschland ging der Umsatz zurück.
Gegenwind erwartet Stada im zweiten Halbjahr vom Kurs des russischen Rubel und des Pfund Sterling. Der Umsatz soll aber wie geplant auf 2,28 bis 2,35 Milliarden Euro steigen, das bereinigte Ebitda soll 430 bis 450 Millionen Euro erreichen.