Politik

Machtkampf zwischen US-Regierung und Chicago spitzt sich zu

Die US-Regierung hat den Bürgermeister von Chicago scharf kritisiert. Dieser hatte zuvor Klage gegen die Einwanderungsbeschränkungen der Regierung eingereicht.
08.08.2017 17:02
Lesezeit: 1 min

US-Justizminister Jeff Sessions hat die Stadt Chicago nach ihrer Klage gegen die Regierung und deren Einwanderungspolitik scharf kritisiert, berichtet Reuters. Die Vertreter der Millionenmetropole hätten eine „offene Feindseligkeit“ gegenüber der Durchsetzung von Gesetzen gezeigt, die dazu da seien, die enorme Kriminalität zu verringern, erklärte Sessions am Montag. „Die Administration wird nicht einfach Zuschüsse an Stadtregierungen vergeben, die stolz gegen die Rechtsstaatlichkeit verstoßen und kriminelle Ausländer auf Kosten der öffentlichen Sicherheit beschützen.“

Im vergangenen Jahr seien in Chicago mehr Einwohner ermordet worden als in Los Angeles und New York zusammen, sagte Sessions. In der drittgrößten Stadt der USA herrsche eine „Kultur der Gesetzlosigkeit“.

Tatsächlich ist die Mordrate in Chicago in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Dem Portal DNA Info zufolge sind in der Stadt seit Jahresbeginn bereits über 400 Menschen eines gewaltsamen Todes gestorben.

Chicago hatte kurz zuvor bei einem US-Bezirksgericht Klage eingereicht gegen die Regierung, weil diese damit droht, Städten finanzielle Unterstützung zu verweigern, wenn sie nicht wie gefordert mit den Bundesbehörden bei dem Vorgehen gegen Einwanderer ohne Papiere kooperieren. Der Rechtsberater des demokratischen Bürgermeisters und Obama-Vertrauten Rahm Emanuel, Ed Siskel, sagte, die neuen Auflagen liefen der lang etablierten Zusammenarbeit zwischen den städtischen Strafverfolgungsbehörden und Einwanderern entgegen. Die Regierung schaffe mit ihrer Rhetorik und ihren Drohungen „eine Kultur und ein Klima der Angst“.

Konkret geht es um Zuschüsse des Justizministeriums, die für hunderte Städte in den USA vorgesehen sind, etwa um deren Polizeikräfte besser auszustatten. Chicago hätte in diesem Jahr aus dem Topf 3,2 Millionen Dollar erhalten sollen. Emanuel sagte, mit der Klage wolle Chicago auch verhindern, dass die Regierung einen Präzedenzfall schaffe, der es ihr ermöglicht, andere Zuschüsse gegebenenfalls ebenso zurückzuhalten.

Chicago ist eine von mehrere amerikanischen Städten, die den neuen Auflagen der Regierung zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung nicht Folge leisten wollen. Diese sogenannten „Sanctuary Cities“ bieten Einwanderern ohne Aufenthaltsgenehmigung im Prinzip ein Art Zufluchtsort, indem sie keine Gemeinderessourcen dazu verwenden, um den Bundesbehörden dabei zu helfen, die Immigranten aufzuspüren. US-Präsident Donald Trump hat sich dagegen auf die Fahnen geschrieben, die illegale Einwanderung stärker zu bekämpfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
USA
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...