Lesezeit: 1 min
06.09.2017 16:58
International operierende Großbanken zögern angeblich damit, eine Banklizenz in der EU zu beantragen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Trotz des näher rückenden Austritts Großbritanniens aus der EU haben unbestätigten Angaben zufolge bislang offenbar nur wenige internationalen Geldhäuser mit Sitz in London neue Banklizenzen für die EU beantragt, berichtet Reuters. Weniger als zehn von rund 40 internationalen Geldhäusern in London mit Geschäften in der EU hätten um Lizenzen nachgesucht, sagten mehrere nicht namentlich genannte Quellen. „Wir haben viele Treffen aber es gibt nicht genug konkrete Aktionen“, sagte ein Bankenwächter.

Die britische Lizenz, mit der in London ansässige Geldhäuser derzeit in der ganzen Europäischen Union agieren, verliert mit dem Brexit voraussichtlich ihre Gültigkeit. Dann können Banken von dort aus keine Produkte mehr in den verbleibenden 27 EU-Ländern vertreiben. Dafür ist dann eine Lizenz in einem EU-Land erforderlich. Banken befürchten, Top-Leute zu verlieren, wenn sie Geschäfte auf den Kontinent verlagern. Aufseher hatten zudem davor gewarnt, dass Geldhäuser versuchen könnten, lediglich Broker-Lizenzen bei den nationalen Aufsehern zu beantragen. Damit sind allerdings volle Bankgeschäfte nicht möglich.

Die Brexit-Verhandlungen müssen laut EU-Recht bis Ende März 2019 abgeschlossen sein. Bankvorständen zufolge kann es 18 Monate oder länger dauern, um eine Tochtergesellschaft in der EU aufzubauen. Darüber hinaus könnte es für die Aufseher zu einem Problem werden, sollte kurz vor Toresschluss eine Welle von Lizenzanträgen auf sie zurollen. Die EZB-Bankenaufsicht wollte sich zu der Zahl der Anträge nicht äußern.

EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hatte unlängst die Institute bereits eindringlich dazu aufgerufen, sich rasch über ihre Pläne klar zu werden. „Ich habe eine sehr klare Botschaft für sowohl kleine als auch große Banken: Die Uhr tickt“, erklärte die Vize-Chefin der EZB-Bankenaufsicht. „Die Banken sind noch nicht so weit vorangekommen, wie wir es gerne hätten.“

Die EZB und die nationalen Bankenaufseher der EU-Länder brauchen üblicherweise sechs bis zwölf Monate, um Lizenz-Anträge zu prüfen. Dabei werden unter anderem Geschäftspläne durchleuchtet, die Kapitalausstattung sowie die Liquiditätslage untersucht und das Risikomanagement unter die Lupe genommen. Auch das Management wird auf seine Eignung hin überprüft. Dabei betonen die Kontrolleure, dass wichtige Funktionen wie das regionale Management oder die interne Revision auch tatsächlich in der EU angesiedelt sein müssen. Briefkastenfirmen und leere Unternehmenshüllen wollen die Bankenwächter nicht akzeptieren.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fast 75 Millionen Euro aus Erbe von Fiat-Chef Agnelli-beschlagnahmt
20.09.2024

Die Agnellis gehören seit Jahrzehnten zu den reichsten Familien Italiens. Nach dem Tod des Patriarchen gibt es einen erbitterten...

DWN
Politik
Politik Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen - Verdi-Protest war erfolgreich
20.09.2024

Die italienische Unicredit hat sich an der Commerzbank beteiligt und möchte das deutsche Bankhaus sogar in Gänze übernehmen. Die...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren
20.09.2024

Der Ursprung der Corona-Pandemie ist rätselhaft. Einer weiteren Studie zufolge stammt das Virus wohl von Wildtieren und nicht aus einem...

DWN
Politik
Politik Laut Studie des Instuts der Wirtschaft sind im Handwerk 113.000 Stellen derzeit unbesetzt
20.09.2024

Das Handwerk stirbt aus. Laut einer neuen Studie bleiben derzeit tausende Stellen in deutschen Handwerksbetrieben unbesetzt – mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz: Südwestdeutscher Autozulieferer entlässt alle Mitarbeiter
20.09.2024

In der deutschen Autobranche kriselt es gewaltig: Immer mehr Zulieferer gehen mit unter. Aktueller Fall ist die Insolvenz der Federnfabrik...

DWN
Politik
Politik Wer die Strippen zieht? Führen aus der zweiten Reihe hat bei der AfD Tradition
20.09.2024

Wer gibt in der AfD den Ton an? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn anders als bei der CDU oder den Grünen ist in der AfD...

DWN
Politik
Politik Verband fordert vor Autogipfel günstigeren Ladestrompreis
20.09.2024

Es kriselt in der deutschen Autobranche. Vor einem Spitzentreffen bei Minister Robert Habeck (Grüne) macht der Branchenverband deutlich,...

DWN
Politik
Politik Sorge vor umfassendem Krieg zwischen Israel und Hisbollah
20.09.2024

Alle Appelle verpuffen. Israel und die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon kündigen weitere Kämpfe an. Die Sorge vor einer möglichen...