Finanzen

Analysten zweifeln an Fusion von Siemens und Alstom

Hinsichtlich der Synergie-Effekte der Fusion von Siemens und Alstom herrschen unter Analysten Zweifel.
27.09.2017 17:03
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Analysten zweifeln angesichts politischer Rücksichtnahmen und des Verhaltens der Kunden an den Einspareffekten der Fusion von Alstom und Siemens im Zuggeschäft. Die binnen vier Jahren erwarteten 470 Millionen Euro an Synergieffekten machten einen „überambitionierten Eindruck“, urteilte Deutsche-Bank-Analyst Gael de-Bray am Mittwoch laut Reuters. Knapp die Hälfte davon wäre realistischer. Der größte Teil der Synergien sei in der Signaltechnik zu erreichen, dagegen könnte Siemens Alstom im Zuggeschäft sogar verlieren, weil Kunden ihre Aufträge lieber auf mehrere Anbieter verteilten. Trotzdem erhöhte die Bank das Kursziel für die Alstom-Aktien auf 36 von 29 Euro.

Am Mittwoch legten Alstom-Aktien in Paris um fast sieben Prozent auf 35,94 Euro zu. Die Siemens-Aktie war mit einem Plus von 1,7 Prozent auf 118,50 Euro der größte Kursgewinner im Leitindex Dax. Die Papiere von Alstom-Großaktionär Bouygues, der massiv von Sonderdividenden im Zuge der Fusion profitiert, legten in Paris 2,2 Prozent zu.

Auch Günther Hollfelder von Baader Helvea hält es für eine „Herausforderung“, die geplanten Synergieeffekte zu erreichen. Stellen in Deutschland und Frankreich abzubauen, sei wegen des politischen Einflusses schwierig. Die Analysten von Barclays erklärten dagegen, gerade die Synergien machten die Transaktion so attraktiv.

Eine Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörden zu der Fusion sei wahrscheinlich, schrieb Deutsche-Bank-Analyst de Bray. Zugeständnisse machen müssten die beiden Partner womöglich in der Signaltechnik in Großbritannien und bei Regionalzügen und Straßenbahnen in Deutschland, wo sie zusammen auf mehr als 50 Prozent Marktanteil kämen.

Die Fusion der Bahntechnik-Sparten soll nach Angaben von Siemens nur Arbeitsplätze in der Verwaltung kosten. „Natürlich sind Stellenstreichungen Teil der Synergien“, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser am Mittwoch in Paris. Dabei gehe es aber um Funktionen in der Verwaltung, etwa in der Personalabteilung. „Was die Technik betrifft, werden wir unsere Kompetenzen bündeln, nicht reduzieren.“ Der designierte Vorstandschef von Siemens Alstom, Henri Poupart-Lafarge, sagte: „Diese Fusion soll Arbeitsplätze schaffen.“ Es gelte, mit der Verunsicherung der Belegschaften umzugehen, aber es sei nicht vereinbart, Arbeitsplätze zu streichen.

Zahlen nannten beide Manager nicht. Siemens bringt 29.500 Mitarbeiter mit in das Gemeinschaftsunternehmen, Alstom 32.800. Man habe vereinbart, dass mögliche Belastungen – wenn es welche gebe – zwischen Deutschen und Franzosen ausgewogen verteilt würden, sagte Kaeser.

Die Ambitionen von Siemens und Alstom sind hoch. Der fusionierte Konzern Siemens Alstom soll in sechs Jahren auf einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro kommen. Das deutsch-französische Unternehmen soll bis dahin pro Jahr um mindestens vier Prozent wachsen, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichen Analystenpräsentation des künftigen Mehrheitseigentümers Siemens hervorgeht.

2016 kamen Alstom und Siemens im Zug-Geschäft zusammen auf 15,3 Milliarden Euro und waren damit halb so groß wie der Weltmarktführer CRRC aus China. Die Zuwächse sollen auch den Margen auf die Sprünge helfen: Bis 2020 soll die Umsatzrendite von Siemens Alstom vor Steuern und Zinsen (Ebit) zweistellig sein, bis 2023 soll sie 11 bis 14 Prozent erreichen. 2016 hatten die Partner im Schnitt eine Ebit-Marge von acht Prozent erwirtschaftet.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...