Politik

Schriftsteller Marcel Proust zahlte für positive Kritiken in Zeitungen

Lesezeit: 1 min
29.09.2017 13:12
Der französische Schriftsteller Marcel Proust verdankt seinen Ruhm offenbar einer von ihm selbst finanzierte PR-Kampagne.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Fiachra Gibbons von der AFP beichtet über eine spannende Entdeckung aus der Literatur:

Der französische Schriftsteller Marcel Proust hat für gute Buchkritiken Geld bezahlt. Der Autor schrieb die Rezensionen zu einem seiner Romane selbst und sorgte dafür, dass sie in führenden Zeitungen erschienen, wie jetzt aufgetauchte Briefe des Schriftstellers belegen. Die Kritiken schickte er zum Abtippen an seinen Verlagsleiter. "So wird es keine Spur von meiner Handschrift geben", schrieb Proust in den Briefen. Und er werde sich "absolut von dem Geld, das den Besitzer wechseln wird", distanzieren.

Für eine Lobeshymne auf den Roman "In Swanns Welt", den 1913 erschienenen ersten Teil von Prousts Hauptwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", zahlte der wohlhabende Autor demnach 300 Francs - heute umgerechnet etwa 1000 Euro. Die Rezension erschien auf der Titelseite der Tageszeitung "Le Figaro". Mehr als doppelt so viel, 660 Francs, zahlte der Schriftsteller für eine begeisterte Kritik seines Romans auf der Titelseite des "Journal des Débats".

Proust schrieb in dem Rezensions-Entwurf an seinen Verlagsleiter Louis Brun, das Buch sei "ein kleines Meisterwerk" und der Schreibstil "fast zu leuchtend für das Auge". Er selbst verglich sich mit Charles Dickens. "Was Herr Proust sieht und fühlt ist völlig neuartig."

Die Briefe wurden gemeinsam mit einer seltenen Ausgabe von "In Swanns Welt" entdeckt. Ende Oktober soll diese im Auktionshaus Sotheby's in Paris versteigert werden - Experten rechnen mit einem Erlös von rund einer halben Million Euro. Bei dem Roman-Exemplar handelt es sich um eines von nur fünf Ausgaben, die auf edlem Japanpapier gedruckt wurden. Vier davon sind noch bekannt, die fünfte gilt als verschollen, seit die Nazis sie während des Zweiten Weltkriegs ihrem Besitzer geraubt hatten.

Mehrere Verlage hatten die Veröffentlichung von "In Swanns Welt" abgelehnt. Brun überredete schließlich seinen Chef, den Verleger Bernard Grasset, das Buch herauszugeben. Die Bedingung war, dass der Autor selbst die Kosten trug. Grasset nannte das Buch "unlesbar" - aber es wurde ein großer Erfolg. Grassets Kollege Gaston Gallimard habe später an Proust geschrieben, dass die Ablehnung des Manuskripts "der größte Fehler seiner Karriere" gewesen sei, sagte Sotheby's-Experte Benoît Puttermans.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Nicht jeder Anleger ist von Trump-Aktienrally überzeugt - was nun wichtig ist!
15.11.2024

Seit der Wiederwahl von Donald Trump steigen die Aktienkurse an den US-Börsen kräftig. Aktien von Unternehmen wie Tesla oder Anbieter aus...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Inflationsausgleichsprämie 2024: Was kommt danach? Lösungen für eine nachhaltige Mitarbeitermotivation
15.11.2024

Letzte Chance für die Inflationsausgleichsprämie, auch kurz als Inflationsprämie bezeichnet: Bis Ende 2024 können Arbeitgeber bis zu...

DWN
Politik
Politik Trump feiert Gala mit Regierungskandidaten und Promis
15.11.2024

Die Trump-Show geht weiter. Jetzt hat der wiedergewählte Präsident in Florida auf seinem Anwesen Mar-a-Lago auf einer Gala seine...

DWN
Politik
Politik Deutschlandticket 2025 gesichert - aber nicht langfristig
15.11.2024

Es ist erst einmal eine gute Nachricht für Bahnfahrer: Die Finanzierung des Deutschlandtickets im kommenden Jahr scheint abgesichert. Aber...

DWN
Politik
Politik Japanische Prinzessin Yuriko mit 101 Jahren gestorben
15.11.2024

Sie war das älteste noch lebende Mitglied der japanischen Kaiserfamilie. Nun ist Prinzessin Yuriko in einem Krankenhaus in Tokio gestorben.

DWN
Politik
Politik Bahn, Ladekabel, Steuern – was sich im Dezember ändert
15.11.2024

Besonders für Bahnfahrer bringt der neue Monat viele Änderungen. Auch auf dem Gehaltszettel könnten gute Nachrichten warten. Daneben...

DWN
Politik
Politik AfD verhilft CDU-Anträgen in Europaparlament zu Mehrheit
15.11.2024

Eine CDU-Europaabgeordnete will Änderungen an einem EU-Waldschutzgesetz. AfD-Politiker unterstützen das. Steht die sogenannte Brandmauer?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shopify-Aktie: Steile Kurve, gute Zahlen - Comeback des Software-Spezialisten
15.11.2024

In Sachen E-Commerce kommen Online-Händler nicht mehr an Shopify vorbei. Das von einem deutschen Programmierer in Kanada gegründete...