Politik

Eklat in Österreich: SPÖ-Manager muss wegen rassistischer Facebook-Seite zurücktreten

Eklat bei der österreichischen Sozialdemokratie: Ein PR-Unternehmen betrieb für die Partei Fake-Seiten auf Facebook betreiben, um den politischen Gegnern zu schaden.
30.09.2017 16:54
Lesezeit: 2 min

Zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Österreich geraten die Sozialdemokraten wegen einer angeblich aus ihren Reihen lancierten Schmutzkampagne gegen ÖVP-Chef und Außenminister Sebastian Kurz unter Druck. Wie das Magazin profil und die Zeitung Die Presse am Samstag berichteten, habe der in Israel festgenommene Ex-Kanzler-Berater Tal Silberstein sowohl hinter der rassistischen Facebookseite «Die Wahrheit über Sebastian Kurz» als auch hinter der vorgeblichen Fanseite «Wir für Sebastian Kurz» stehen. Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler gab an, ein SPÖ-Mitarbeiter habe von den Seiten gewusst. Der Mann befinde sich jedoch nach einem schweren Umfall im Krankenstand.

Mit den beiden Seiten wollten die von der SPÖ mit 500.000 Euro entlohnen PR-Leute den ÖVP-Obmann Sebastian Kurz von zwei Seiten beschädigen.

Die Seite «Die Wahrheit über Sebastian Kurz» tarnte sich als FPÖ-nahe Seite, mit der Kurz vorgeworfen wurde, zuwenig ausländerfeindlich zu sein. Die Seite agierte offen rassistisch und antisemitisch. So behauptete die Seite, Kurz' Wahlbewegung sei vom US-Milliardär George Soros finanziert worden. Die Seite sollte offenkundig dazu dienen, FPÖ-Wähler von Kurz fernzuhalten. Die Seite erweckte den Eindruck, als käme sie aus dem FPÖ-Umfeld.

Die Presse schreibt:

«Die Strategie: Jene, die mit Kurz sympathisieren, sollen derart populistische Aussagen abschrecken. Die Intention des Silberstein-Teams ging auf: Etliche User zeigten sich über Kurz' angebliche Aussagen entsetzt und gaben an, ihn nun doch nicht wählen zu wollen.»

Das Profil schreibt:

«Es klingt auch nahezu unglaublich: Die SPÖ als – zumindest indirekter – Verbreiter antisemitischer Verschwörungstheorien? Höchstwahrscheinlich weiß Georg Niedermühlbichler tatsächlich nicht, dass letztlich von der SPÖ beauftragte Kampagnen-Experten die Facebook-Seite zu verantworten haben. Denn diese wurde und wird äußerst klandestin betrieben. profil-Recherchen belegen allerdings, dass Tal Silberstein neben der offiziellen Kampagne für Kanzler Christian Kern eine kleine Spezialeinheit mit einer Negativ-Kampagne gegen Sebastian Kurz betraute. Geschätztes Budget: 500.000 Euro. Das handverlesene Team für die verdeckten Operationen bestand aus Österreichern und Israelis und hatte sein Hauptquartier in Wien.»

Mit der Seite «Wir für Sebastian Kurz» sollten bürgerliche Wähler abgeschreckt werden, weil auf der Seite brachial gegen Ausländer und Migranten Stimmung gemacht wurde. Die Seite erweckte den Eindruck, als käme sie aus dem ÖVP-Umfeld. Die ÖVP hatte sich bereits vor Monaten von der Seite distanziert und von Facebook die Löschung beantragt. Facebook ist dieser Aufforderung jedoch nicht nachgekommen.

Die SPÖ hat eine Verbindung zu den Seiten bisher stets geleugnet. Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler behauptete im August, dass auf Wir für Sebastian Kurz scharf gegen Kern geschossen werde: «Die Höhe ist, dass die ÖVP dann auch noch die Chuzpe hat, uns für diese Seiten verantwortlich zu machen. Das ist 'Dirty Campaigning', wie es im Lehrbuch steht.»

Nun behauptet die SPÖ laut einer Mitteilung: «Silberstein hat hier ohne Auftrag und ohne Wissen des Bundesgeschäftsführers gehandelt.» Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler zeigt sich «bestürzt». Die beiden Facebook-Seiten sind unmittelbar vor der Veröffentlichung offline gegangen.

Der international als Polit-Berater aktive Silberstein war vor wenigen Wochen in Israel wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Die SPÖ hatte sich daraufhin sofort von ihm getrennt - doch die von ihm initiierten Seiten liefen bis zum Wochenende weiter.

SPÖ-Wahlkampfchef Niedermühlbichler ist wegen der Affäre am Samstag zurückgetreten. Damit steht die SPÖ zwei Wochen vor der Wahl ohne Leitung der Kampagne da.

Die SPÖ kämpft gegen Sebastian Kurz besonders erbittert, weil Kurz in den Umfragen einen klaren Vorsprung vor Kern und Strache hat und damit als aussichtsreichster Anwärter auf das Amt des Bundeskanzlers gesehen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.