Ein neuer Sex-Skandal überschattet das Konklave, auf dem Anfang März der nächste Papst gewählt werden soll. Wie der Observer berichtet, haben vier Männer nur eine Woche vor dem Ratzinger-Rücktritt beim päpstlichen Nuntius die sofortige Entlassung des Chefs der Katholischen Kirche Schottlands, Keith O’Brien, gefordert. Der Kardinal habe sie als Priester seiner Diözese sexuell belästigt. Die Vorfälle liegen 30 Jahre zurück. Die Übergriffe seien im Anschluss an gemeinsame Nachtgebete erfolgt. Ein Sprecher der Kardinals wies die Vorwürfe zurück.
O’Brien ist der höchste katholische Würdenträger Großbritanniens. Er wird aus Altersgründen in einem Monat aus dem Amt scheiden.
Die Männer, die nun gegen ihren Chef die Vorwürfe erheben, waren teilweise jahrelang in psychologischer Behandlung. Einer von ihnen sagte, dass das Autoritätsverhältnis zwischen dem Bischof und seinen Priestern weit über das Abhängigkeitsverhältnis in einem normalen Unternehmen. Weil ein Priester im Grunde nicht zu einem anderen Arbeitgeber wechseln kann, sei der psychische Druck enorm.
O’Brien ist ein besonders radikaler Gegner der Homosexualität: Er sagte, dass eine Ehe von Gleichgeschlechtlichen die Betroffenen „physisch, geistig und spirituell Schaden“ zufügen würde. Homosexualität bezeichnete er als „unmoralisch“.
Für die katholische Kirche sind die Anschuldigungen eine weitere Belastung. Von einem langjährigen Finanzskandal um die Vatikan-Bank (hier) sowie den zahlreichen Missbrauchsfällen müssen die Kardinäle nun einen Nachfolger für Benedikt XVI. wählen. Einer derjenigen, die über den Kurs im Vatikan stimmen wird, ist Keith O‘Brien. Als Kardinal gehört er automatisch dem Konklave an.