Finanzen

CDU: Erste Forderungen nach deutsch-französischen Anleihen

Lesezeit: 2 min
06.10.2017 16:48
In der CDU gibt es Forderungen nach gemeinsamen deutsch-französischen Anleihen für konkrete Projekte.
CDU: Erste Forderungen nach deutsch-französischen Anleihen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Um Schwung in die EU-Reformdebatte zu bringen, schlägt der CDU-Politiker Norbert Röttgen gemeinsame deutsch-französische Anleihen vor. „Wir müssen uns klar machen, dass Europa nicht mit einer Totalverweigerung für die Wünsche anderer Partner nach vorne kommt“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters: „Deshalb schlage ich gemeinsame deutsch-französische Anleihen für ganz gezielte Investitionsprojekte vor.“

Dadurch entstehe eine Form von Risikogemeinschaft zwischen Deutschland und Frankreich, die aber nicht die Gefahren etwa von Eurobonds berge. „Denn das Risiko einer Ausfallswahrscheinlichkeit wäre extrem gering.“ Die Finanzmärkte würden solchen deutsch-französischen Anleihen die Höchstbonität geben, was auch ein Zeichen des Vertrauens wäre. „Vor allem aber wären solche Anleihen ein politisches Signal“, sagte Röttgen.

Der CDU-Politiker kritisierte, dass die Debatte über neue Wege der Zusammenarbeit in Europa durch die strikte Ablehnung von Eurobonds – also der gemeinsamen Ausgabe von Anleihen durch Euro-Staaten – in Deutschland und vor allem der Union erschwert werde. Diese werden auch von der Bundesregierung abgelehnt, weil die gemeinsame Haftung der Euro-Länder ihrer Meinung nach nicht rechtens ist. „Unterhalb dieser Ebene sind deutsch-französische Anleihen aber sehr wohl ein gangbarer Weg, der auch in der Union keine Ängste auslösen sollte“, sagte Röttgen. Dabei gehe es nämlich nicht um die allgemeine Staatsfinanzierung, sondern um zweckgebundene Anleihen. Denkbar wären Investitionen in Start- up-Unternehmen oder in Infrastrukturprojekte. In Deutschland mangele es ohnehin an Risikokapital.

Röttgen begründete seinen Vorstoß mit den in der EU nötigen Reformen für eine engere Zusammenarbeit. „Wir brauchen in der EU schnelle Ergebnisse. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass Europa auf der Stelle tritt“, sagte er: „Um Akzeptanz zu gewinnen, brauchen wir die Legitimation durch praktische Erfolge.“

Und Fortschritte seien etwa in der Zusammenarbeit Deutschlands mit Frankreich möglich. Dies gelte beispielsweise für die Bereiche Verteidigung und Sicherheit, sagte der CDU-Politiker. „Es muss aber auch in wirtschaftlichen Fragen Fortschritte geben.“ Deutschland solle die Reformen in Frankreich flankieren. „Sicher muss sich Frankreich selbst reformieren, aber wir können und müssen helfen“, sagte er mit Blick auf die von Präsident Emmanuel Macron eingeleiteten Reformen etwa französischen Arbeitsmarktes.

Der CDU-Politiker mahnte auch mögliche Koalitionspartner wie die FDP, sich nicht gegen Reformen in Europa zu sperren. „Das Allerwichtigste: Die neue Bundesregierung muss verstehen, dass man Europa nach vorne bringen muss und dass es eine deutsche Verantwortung für Europa gibt“, sagte Röttgen. „Es hat strategische Bedeutung auch für uns, dass es in Europa keine Paralyse, keinen Stillstand gibt.“ Die Osteuropäer wollen etwa Fortschritte im Energiesektor in der EU sehen, die Südeuropäer bei Wirtschaft und Arbeitsplätzen. „Deutschland kann in dieser Lage nicht zu allem Nein sagen.“ Es gehe also darum, Verantwortung zu übernehmen, ohne gleichzeitig die Risiken zu groß werden zu lassen. Mit den Anleihen für Innovationen im Unternehmenssektor könne Deutschland zeigen, dass es dazu auch im wirtschaftlichen Bereich bereit sei.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...