Europäische Konzerne haben mehr als dreimal so viel verfügbares Geld in ihren Bilanzen wie noch vor zehn Jahren. Auf diese Weise sichern sie sich gegen eine unsichere wirtschaftliche Entwicklung ab. Die Wirtschaft der Eurozone wird nach 2012 auch dieses Jahr weiter schrumpfen (sagt nun auch die EU-Kommission – hier).
Die 265 Unternehmen der Realwirtschaft, die im europäischen Aktienindex Stoxx Europe 600 gelistet sind, haben Ende 2012 insgesamt circa 475 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln gehalten. Im Jahr 2002 waren es nur 136 Milliarden Dollar, so Bloomberg. Neun Unternehmen, darunter Daimler, Siemens, Vodafon und Total halten derzeit mehr als je 10 Milliarden Dollar.
Die europäischen Unternehmen haben für dieses Jahr bisher Firmenzukäufe in Höhe von 50 Milliarden Dollar angegeben. Das ist nur halb so viel wie ein Jahr zuvor. Gleichzeitig haben sich die Zukäufe der US-Unternehmen mit 184 Milliarden Dollar nahezu verdoppelt.
Daimlers liquide Mittel sind im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 11 Milliarden Euro angestiegen. Das ist deutlich mehr als die Konzerngewinne des vergangenen Jahres vor Steuern und Zinsen, die auf 8,1 Milliarden Euro zurückgingen (mehr hier). Auch wenn das Unternehmen in den kommenden acht Jahren 13 neue Modelle auf den Markt bringen will, plant es keine größeren Zukäufe, zitiert Bloomberg Finanzchef Bodo Uebber. „Wir wollen für unsichere Zeiten vorbereitet sein“, sagte Uebber.
Um Geld zur Seite zu legen, haben die Europäischen Konzerne sogar die Dividenden begrenzt. Das Horten großer Mengen Geld in ihren Bilanzen macht die Konzerne attraktiver für kreditfinanzierte Firmenübernahmen, zitiert Bloomberg den Investor Nils Ernst. „Ich bin ziemlich sicher, dass wir in den kommenden zwölf Monaten mehr Geschäfte in dieser Richtung sehen werden“, sagte Ernst.