Finanzen

Investoren setzen auf Zerschlagung von Unternehmen

Lesezeit: 2 min
16.10.2017 02:04
Ausgliederungen bieten sowohl den Mutter-Konzernen als auch Investoren Möglichkeiten zur Geldanlage.
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Börsenkurse geraten oft so richtig in Schwung, wenn Aktiengesellschaften einen Teil ihrer Geschäftsfelder abspalten. Finanzexperten bezeichnen einen solchen Vorgang als Spin-Off oder als Ausgliederung mit dem Ziel der Gründung eines eigenständigen Unternehmens. Zuletzt war eine große Welle der Firmenabspaltungen vor der Finanzkrise zwischen 2004 und 2007 zu beobachten.

Zum damaligen Zeitpunkt boomten die Aktienmärkte und die Konzerne versprachen sich davon reichlich frisches Geld. Infineon gliederte Qimondo aus, Bayer spaltete Lanxess ab und Metro stellte Praktiker auf die eigenen Füße. Dass das in dieser Zeit nicht immer von Erfolg gekrönt war, lag vermutlich an der sehr bald danach platzenden US-Immobilienblase, welche die gesamte Finanzwelt erschütterte.

Durch ein Spin-Off entsteht eine neue wirtschaftliche wie rechtliche Einheit, die die Arbeitskraft und das Know-How aus dem ursprünglichen Unternehmen bündelt bzw. neu strukturiert – und auf diese Weise oft auch noch nach der Ausgliederung wirtschaftliche und persönliche Verbindungen zum Mutterkonzern aufrechterhält. Aus dem Blickwinkel der Muttergesellschaft wird mit einem Spin-off meist das Ziel verfolgt, eine grundsätzlich erfolgversprechende Geschäftsidee, die sich aber außerhalb des Kerngeschäftes befindet, weiter voran zu treiben – verbunden mit der Erwartung, später an bestimmten Ergebnissen der neuen Geschäftstätigkeit zu partizipieren. Mit der Firmenabspaltung wird somit auf andere Weise verwendbares Kapital geschont.

Auch wenn die Firmenabspaltungen Qimondo und Praktiker infolge der Finanzkrise 2008/2009, aber wohl auch wegen betriebswirtschaftlicher Fehlentscheidungen als gescheitert betrachtet werden müssen, gibt es auch genügend Beispiele, bei denen Anleger ordentlich Kasse machen konnten. Etwa wie bei dem Siemens Spin-Off Osram, der Abteilung Glühleuchten, die 2013 als eigenständige Gesellschaft das Börsenparkett betrat. Der Kurs des Mitglieds des deutschen Mittelstands-Index MDAX hat seit seiner Gründung, also noch nicht einmal seit 5 Jahren, seinen Anteilseignern einen Kursgewinn von rund 166 Prozent beschert.

In der Regel lösen sich Großunternehmen mit Firmenabspaltungen von unnötigem Ballast. Vielfach sind dies Geschäftsbereiche, die nicht die erhofften Synergie-Effekte bringen. Meist spült der Verkauf deutlich größere Beträge in die Kassen, als die Sparte der Gesellschaft vorher von der Börse bewertet worden war. Auch die Ausgliederung von Uniper durch E.ON im August 2016 kann aus Sicht der Anleger als Erfolg bezeichnet werden. Denn der Kursanstieg der ehemaligen Bereiche des Energieversorgers, konventionelle Kraftwerke, Gasproduktion und Energiegroßhandel, von mehr als 130 Prozent innerhalb von 14 Monaten können sich mehr als sehen lassen.

Einigen Beobachtern zufolge gibt es derzeit Anzeichen dafür, dass die Weltwirtschaft zu einem neuen Aufschwung ansetzt. Dabei könnte erneut eine Welle von Firmenabspaltungen bei etablierten Konzernen in Deutschland aber auch rund um den Globus einsetzen. So soll sich bislang ganz allgemein die Zahl der IPOs (Initial Public Offerings) nach dem schwachen Jahr 2016 (fünf Börsengänge) auf erwartet 15 steigern.

Für die nähere Zukunft werden am Markt folgende Firmenabspaltungen erwartet: Die Berliner Rocket Internet SE, eine börsennotierte Beteiligungsgesellschaft (also quasi ein Profi für Spin-Offs und unter anderem Teilhaber von Zalando), plant angeblich, Westwing (einen Internet-Shop spezialisiert auf Wohnraum-Accessoires) und HelloFresh (Lieferdienst für Zutaten aus dem Food-Sektor) an die Börse zu bringen. Darüber hinaus beabsichtigt auch die Deutsche Bank nach Ansicht einiger Marktteilnehmer die hauseigene Fondsgesellschaft DWS (Deutsche Asset Management) in die Unabhängigkeit zu entlassen.

Ob und in welcher Form die neuen Aktiengesellschaften am Markt erfolgreich sein werden, lässt sich natürlich im Vorhinein nur schwer beurteilen. Innovative Geschäftsmodelle besonders aus der digitalen Welt, Hersteller großer, etablierter Marken und Gesellschaften, die eine starke Positionierung in ihrem Marktumfeld aufweisen, besitzen erfahrungsgemäß die besten Chancen.

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