Finanzen

Peugeot deutet tiefgreifende Einsparungen bei Opel an

Lesezeit: 2 min
20.10.2017 17:00
Auf Opel kommen nach der Übernahme durch PSA Peugeot Citroen offenbar tiefgreifende Einsparungen zu.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Autobauer Opel muss sich nach der Übernahme durch den französischen Autobauer PSA Peugeot Citroen auf tiefgreifende Veränderungen gefasst machen. Konzernchef Carlos Tavares zollte der deutschen Traditionsmarke Respekt für ihre Leistung. „Die Autos, die ich sehe, sind richtig gut“, sagte er in einem Interview der Tageszeitung Die Welt. Da könne Peugeot durchaus von Opel lernen. Die Abläufe der Rüsselsheimer Tochter seien jedoch nicht effizient genug. „Mein Eindruck ist, viele Probleme rühren daher, dass Dinge bei Opel überdimensioniert sind, dass sie zu viel Energie verbrauchen.“

Opel weiter schlank zu sparen und Arbeitsplätze abzubauen, sei dabei kein Patentrezept. Es gebe verschiedene Hebel. „Aber man muss schon Schlüsse daraus ziehen, wenn man feststellt, dass die Produktionskosten bei Opel mindestens 50 Prozent über denen in unseren französischen Werken liegen“, sagte der PSA-Chef.

Die Pläne des früheren Managements für die Entwicklung von Technologien und Modellen seien schlicht „nicht ausreichend“ gewesen, um das Unternehmen erfolgreich zu machen. „Es wurde eine Strategie verfolgt, die einfach nicht funktioniert hat“, sagte Tavares und kritisierte damit indirekt den früheren Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der das Unternehmen bis zur Übernahme durch PSA geführt hatte.

Die Verantwortung für Misere bei dem deutschen Autobauer könne nicht allein dem früheren Mutterkonzern General Motors zugeschoben werden, betonte Tavares. „Die Opel-Ergebnisse sind vor allem Resultate von Opel-Entscheidungen.“ Dies sei auch eine der grundlegendsten Änderungen, die nun anstünden. Die Leute von Opel müssten wissen, dass sie innerhalb klarer, auf Profitabilität ausgerichteter Rahmenbedingungen ihre eigenen Entscheidungen träfen.

Tavares hat dem neuen Opel-Chef Michael Lohscheller bei der Übernahme Anfang August eine 100-Tage-Frist für einen Plan gesetzt, um die PSA-Tochter profitabel zu machen. Die Rüsselsheimer hatten unter der Ägide von GM zuletzt 1999 schwarze Zahlen geschrieben. Bei Peugeot hat Tavares die operative Gewinnmarge im Autogeschäft im vergangenen Jahr durch Einsparungen auf sechs Prozent gehievt, ein Spitzenwert unter Massenherstellern. Bei Opel wird befürchtet, dass unter Peugeot langfristig Tausende Arbeitsplätze wegfallen werden.

„Noch ist unklar, wie der Sanierungsplan aussehen wird. Allerdings hat Opel-Vauxhall erneut im Gegensatz zu PSA auch im zweiten Quartal 2017 nach Presseberichten mit hohen Verlusten abgeschnitten. Zusätzlich verliert Opel-Vauxhall im steigenden europäischen Automarkt Verkäufe und produziert weniger Fahrzeuge, was den Verlustdruck steigert. Insgesamt hat Opel-Vauxhall in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 noch 672.000 Fahrzeuge produziert. Das sind 48.000 Fahrzeuge weniger als in der Vorjahresperiode“, schreibt der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer in einer Analyse zu Opel und PSA.

Dudenhöffer zufolge herrscht insbesondere ein hoher Einspardruck auf Opel, weil das Unternehmen weniger effizient als PSA arbeitet:

„Opel-Vauxhall hatte zu Ende des Jahres 2016 insgesamt 38.170 Beschäftigte und 1,162 Millionen Fahrzeuge verkauft. Im Automotive-Bereich der PSA-Gruppe (also ohne die Zulieferaktivitäten etwa von Faurecia oder der Finanzierungsgesellschaften) waren 89.927 Mitarbeiter beschäftigt, die 3,146 Millionen Fahrzeuge verkauft haben. Mit anderen Worten, pro Mitarbeiter wurden bei PSA 35,0 Fahrzeuge verkauft, bei Opel-Vauxhall waren es nur 30,4 Fahrzeuge. Hätte Opel-Vauxhall die gleiche Arbeitsproduktivität wie PSA im Automotive-Bereich, hätten die 1,162 Millionen Fahrzeuge mit 33.205 Mitarbeiter produziert werden können – das wären 4.965 Mitarbeiter weniger. Die unterschiedliche Arbeitsproduktivität zwischen PSA und Opel-Vauxhall hat direkt Auswirkungen auf die Gewinne bzw. Verluste der Unternehmen. Während PSA Automotive im Jahr 2016 einen operativen Gewinn von 2.225 Mio. Euro erwirtschaftet hat, fiel bei Opel-Vauxhall ein Verlust 232 Mio. Euro an. Setzt man den Operating Profit der beiden Organisationen erhält man die Kennziffer „Operating Income pro Mitarbeiter“. Während pro Mitarbeiter im Jahr 2016 im Automotive-Bereich von PSA ein operativer Gewinn von 24.742 Euro erzielt wurde, fiel bei Opel-Vauxhall pro Mitarbeiter ein Verlust von 6.083 Euro. Auch diese Kennzahl – die über Jahre bei Opel-Vauxhall negativ war – illustriert den hohen Sanierungsbedarf.“


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...