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Der Autobauer Opel muss sich nach der Übernahme durch den französischen Autobauer PSA Peugeot Citroen auf tiefgreifende Veränderungen gefasst machen. Konzernchef Carlos Tavares zollte der deutschen Traditionsmarke Respekt für ihre Leistung. „Die Autos, die ich sehe, sind richtig gut“, sagte er in einem Interview der Tageszeitung Die Welt. Da könne Peugeot durchaus von Opel lernen. Die Abläufe der Rüsselsheimer Tochter seien jedoch nicht effizient genug. „Mein Eindruck ist, viele Probleme rühren daher, dass Dinge bei Opel überdimensioniert sind, dass sie zu viel Energie verbrauchen.“
Opel weiter schlank zu sparen und Arbeitsplätze abzubauen, sei dabei kein Patentrezept. Es gebe verschiedene Hebel. „Aber man muss schon Schlüsse daraus ziehen, wenn man feststellt, dass die Produktionskosten bei Opel mindestens 50 Prozent über denen in unseren französischen Werken liegen“, sagte der PSA-Chef.
Die Pläne des früheren Managements für die Entwicklung von Technologien und Modellen seien schlicht „nicht ausreichend“ gewesen, um das Unternehmen erfolgreich zu machen. „Es wurde eine Strategie verfolgt, die einfach nicht funktioniert hat“, sagte Tavares und kritisierte damit indirekt den früheren Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der das Unternehmen bis zur Übernahme durch PSA geführt hatte.
Die Verantwortung für Misere bei dem deutschen Autobauer könne nicht allein dem früheren Mutterkonzern General Motors zugeschoben werden, betonte Tavares. „Die Opel-Ergebnisse sind vor allem Resultate von Opel-Entscheidungen.“ Dies sei auch eine der grundlegendsten Änderungen, die nun anstünden. Die Leute von Opel müssten wissen, dass sie innerhalb klarer, auf Profitabilität ausgerichteter Rahmenbedingungen ihre eigenen Entscheidungen träfen.
Tavares hat dem neuen Opel-Chef Michael Lohscheller bei der Übernahme Anfang August eine 100-Tage-Frist für einen Plan gesetzt, um die PSA-Tochter profitabel zu machen. Die Rüsselsheimer hatten unter der Ägide von GM zuletzt 1999 schwarze Zahlen geschrieben. Bei Peugeot hat Tavares die operative Gewinnmarge im Autogeschäft im vergangenen Jahr durch Einsparungen auf sechs Prozent gehievt, ein Spitzenwert unter Massenherstellern. Bei Opel wird befürchtet, dass unter Peugeot langfristig Tausende Arbeitsplätze wegfallen werden.
„Noch ist unklar, wie der Sanierungsplan aussehen wird. Allerdings hat Opel-Vauxhall erneut im Gegensatz zu PSA auch im zweiten Quartal 2017 nach Presseberichten mit hohen Verlusten abgeschnitten. Zusätzlich verliert Opel-Vauxhall im steigenden europäischen Automarkt Verkäufe und produziert weniger Fahrzeuge, was den Verlustdruck steigert. Insgesamt hat Opel-Vauxhall in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 noch 672.000 Fahrzeuge produziert. Das sind 48.000 Fahrzeuge weniger als in der Vorjahresperiode“, schreibt der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer in einer Analyse zu Opel und PSA.
Dudenhöffer zufolge herrscht insbesondere ein hoher Einspardruck auf Opel, weil das Unternehmen weniger effizient als PSA arbeitet:
„Opel-Vauxhall hatte zu Ende des Jahres 2016 insgesamt 38.170 Beschäftigte und 1,162 Millionen Fahrzeuge verkauft. Im Automotive-Bereich der PSA-Gruppe (also ohne die Zulieferaktivitäten etwa von Faurecia oder der Finanzierungsgesellschaften) waren 89.927 Mitarbeiter beschäftigt, die 3,146 Millionen Fahrzeuge verkauft haben. Mit anderen Worten, pro Mitarbeiter wurden bei PSA 35,0 Fahrzeuge verkauft, bei Opel-Vauxhall waren es nur 30,4 Fahrzeuge. Hätte Opel-Vauxhall die gleiche Arbeitsproduktivität wie PSA im Automotive-Bereich, hätten die 1,162 Millionen Fahrzeuge mit 33.205 Mitarbeiter produziert werden können – das wären 4.965 Mitarbeiter weniger. Die unterschiedliche Arbeitsproduktivität zwischen PSA und Opel-Vauxhall hat direkt Auswirkungen auf die Gewinne bzw. Verluste der Unternehmen. Während PSA Automotive im Jahr 2016 einen operativen Gewinn von 2.225 Mio. Euro erwirtschaftet hat, fiel bei Opel-Vauxhall ein Verlust 232 Mio. Euro an. Setzt man den Operating Profit der beiden Organisationen erhält man die Kennziffer „Operating Income pro Mitarbeiter“. Während pro Mitarbeiter im Jahr 2016 im Automotive-Bereich von PSA ein operativer Gewinn von 24.742 Euro erzielt wurde, fiel bei Opel-Vauxhall pro Mitarbeiter ein Verlust von 6.083 Euro. Auch diese Kennzahl – die über Jahre bei Opel-Vauxhall negativ war – illustriert den hohen Sanierungsbedarf.“