Finanzen

Rocket Internet greift Amazon mit Lieferdiensten an

Lesezeit: 2 min
24.10.2017 17:25
Das Start-up-Unternehmen Rocket Internet bereitet zwei Börsengänge im Bereich der Lebensmitel-Lieferungen vor. Der Hauptkonkurrent dort ist Amazon.
Rocket Internet greift Amazon mit Lieferdiensten an

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nachdem das Berliner Start-up-Unternehmen Rocket Internet vor drei Jahren Zalando an die Börse gebracht hatte, ist es ruhiger geworden. Mit den Essenslieferdiensten HelloFresh und Delivery Hero bringt Rocket Internet dieser Tage nun zwei Börsen-Kandidaten an den Start.

Rocket Internet ist mit einer Marktkapitalisierung von 3,54 Milliarden Euro im SDAX der Frankfurter Börse notiert. Sollten die bevorstehenden Börsengänge nicht wie gewünscht verlaufen, könnte das auch Auswirkungen auf den Kurschart der Muttergesellschaft haben. Investoren erwarten gespannt auf die Beantwortung der Frage, ob es der IT-Branche Deutschlands endlich wieder einmal gelingt, einen bedeutenden Vertreter erfolgreich am Kapitalmarkt zu platzieren.

Am kommenden Freitag werden die Aktien von Delivery Hero zum ersten Mal gehandelt. Das Geschäftsmodell ist simpel: Kunden können über das Portal von Delivery Hero bei Restaurants ihrer Stadt oder Region online Essen bestellen, das ihnen dann von Kurieren per Fahrrad, Roller oder Auto ins Haus geliefert wird. Die Gesellschaft vermittelt über ihre Internetplattformen Bestellungen von den Kunden an angeschlossene Restaurants. Dafür kassiert das Unternehmen etwa 10 Prozent Vermittlungsgebühr. Allerdings bleibt die Anlieferung an den Restaurants hängen. Was sich im Prinzip nach einer Goldgrube anhört, relativiert sich aber dann, wenn die immensen Marketingausgaben ins Spiel kommen.

Delivery Hero will mit der Erstnotiz viele Millionen einsammeln, die das Unternehmen benötigt, um gegen den niederländischen Wettbewerber Takeaway zu bestehen. Und da muss die Gesellschaft mit TV-Spots und Zeitungsannoncen dagegenhalten. Hierzulande ist Delivery Hero mit den Marken Lieferheld, Foodora und Pizza.de vertreten. Weltweit ist der Bringdienst in mehr als 40 Ländern präsent und hat rund 150.000 Restaurants unter Vertrag.

Was das Wachstumspotenzial angeht, werden Delivery Hero von Experten große Chancen eingeräumt. Ähnlich wie in den USA bestellen auch in Deutschland immer mehr Großstädter lieber online, anstatt selbst zum Kochlöffel zu greifen. Selbst viele Geschäftsleute ordern sich zur Mittagspause einen Snack an den Schreibtisch, anstatt selbst bei einem Restaurantbesuch eine Menge Zeit zu verlieren.

Gut möglich, dass die Wertpapiere der deutschen Lieferkette auf dem Börsenparkett ähnlich gut ankommen wie die Aktien der Konkurrenz aus den USA, Großbritannien oder den Niederlanden. Allein im vergangenen Jahr haben die Papiere von Takeaway mit dem Firmensitz Amsterdam um rund 56 Prozent zugelegt. Somit ist es wenig verwunderlich, dass selbst der Marktführer der Online-Dienste, Amazon, über einen Einstieg in das Geschäft mit den Essensbestellungen nachdenkt.

Neben Delivery Hero will Rocket Internet auch mit HelloFresh am 2. November dieses Jahres ein weiteres Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Der Lebensmittel-Lieferdienst schickt seinen Kunden sogenannte Kochboxen frei Haus, in denen diese sämtliche Zutaten zur Verfügung gestellt bekommen, um ihre Gäste mit einem selbstgekochten Menü in Erstaunen versetzen zu können.

HelloFresh hat die Preisspanne für die eigenen Aktien mit 9,00 bis 11,50 Euro festgesetzt. Die Zeichnungsfrist für die Papiere der Gesellschaft läuft vom 24. Oktober bis zum 1. November. Zur Finanzierung des Wachstums sollen HelloFresh insgesamt bis zu 357 Millionen Euro zufließen. Bereits vor zwei Jahren hatte Rocket Internet, das einen Anteil an dem Unternehmen von 53 Prozent hält, den Versuch unternommen, den Zutaten-Lieferdienst an der Börse zu platzieren. Der Prozess wurde damals aber wegen zu geringen Zuspruchs angebrochen.

Die Perspektiven für den Börsengang von HelloFresh sind im Vergleich zum IPO von Delivery Hero nicht ganz so aussichtsreich. Kürzlich war durchgesickert, dass US-Kochboxen-Versenders Apron sechs Prozent seiner Beschäftigten gekündigt hat. Seit dem Börsenstart im Juni 2017 hat die Apron-Aktie aufgrund steigender Kosten und zurückgehender Kundenzahlen fast 50 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Hauptgrund: Den Zutaten-Lieferdiensten droht mächtige Konkurrenz durch Amazon. Der Internet-Versandhandels-Riese hatte im Juni dieses Jahres in den Vereinigten Staaten von Amerika Whole Foods, eine Biosupermarkt-Kette, übernommen und bereits einen Monat später eine eigene Marke für ein eigenes Kochboxen-Angebot installiert.

Für Privatanleger dürfte der Börsengang von Delivery Hero interessanter sein als der von HelloFresh. Denn im Hinblick auf das Geschäftsmodell erscheint der Restaurant-Bestell-Service weniger angreifbar durch Brancheneinsteiger – selbst für solche, die mit einer geballten Marktpositionierung wie Amazon daherkommen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...