Politik

Ukraine: Rechtsextremer Politiker bei Explosion getötet

Eine Explosion vor einem Fernsehstudio in Kiew forderte zwei Opfer. Der ukrainische Geheimdienst leitet nun Ermittlungen wegen eines möglichen Anschlags ein.
26.10.2017 17:36
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf einen ukrainischen Abgeordneten in Kiew hat die Ukraine am Donnerstag Ermittlungen wegen Terrorverdachts eingeleitet. Offiziellen Angaben zufolge war der Parlamentsabgeordnete Igor Mosijtschuk von der Radikalen Partei am Mittwoch bei einer Explosion verletzt worden. Sein Leibwächter und ein Fußgänger kamen ums Leben, drei weitere Menschen wurden nach Angaben des Innenministeriums verletzt. Parteimitglieder sprachen von einem „versuchten Mordanschlag“.

Der ukrainische Geheimdienst SBU habe Ermittlungen wegen eines „Terrorakts“ eingeleitet, erklärte eine SBU-Sprecherin. Allerdings werde auch in alle anderen Richtungen ermittelt. Mosijtschuk hatte nach einem Interview das Studio des Fernsehsenders Espreso verlassen, als bei einem am Straßenrand geparkten Motorroller ein Sprengsatz detonierte, wie der Sender erklärte. Der 45-jährige Parlamentsabgeordnete wurde dabei verletzt, sein Leibwächter starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Oleg Liaschko, Chef der Radikalen Partei, bezeichnete die Explosion als „versuchten Mordanschlag auf Mosijtschuk“. Dieser stehe „im direkten Zusammenhang mit seinen beruflichen Aktivitäten und politischen Ansichten“, schrieb Liaschko auf seiner Facebookseite. „Das ist eindeutig das Werk des Geheimdienstes unseres Feindes“, fügte er hinzu und nahm damit offenkundig Bezug auf Russland.

Die rechtsextreme Radikale Partei befindet sich im ukrainischen Parlament in der Opposition, hat in der Vergangenheit aber auch mit der Regierung zusammengearbeitet. Mosijtschuk verbüßte von 2011 bis 2014 eine Haftstrafe, nachdem ihm die Beteiligung an einer „terroristischen“ ultranationalistischen Gruppe vorgeworfen worden war. Im Zuge der prowestlichen Protestbewegung, die im Februar 2014 den Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Viktor Janukowitsch erzwang, wurde er freigelassen.

In der Vergangenheit hatte es in der Ukraine mehrere ähnliche Anschläge auf Politiker und Kritiker gegeben. Im Juli vergangenen Jahres wurde der ukrainische Journalist Pawlo Scheremet durch eine Autobombe getötet. Der Reporter der Nachrichtenseite „Ukrainska Prawda“ hatte sowohl die politischen Verhältnisse in Russland als auch in der Ukraine kritisiert. Der Journalist soll laut AFP ein enger Freund des russischen Oppositionellen Boris Nemzow gewesen sein, der 2015 in der Nähe des Kreml ermordet wurde.

Ein zweiter Vorfall ereignete sich im März dieses Jahres, als der ehemalige russische Abgeordnete und Kreml-Kritiker Denis Woronenkow in Kiew vor einem Hotel in der Innenstadt erschossen wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...