Politik

Merkel: Erstes Nachdenken über eine „modifizierte Euro-Zone“

Lesezeit: 1 min
27.02.2013 10:55
Wenn Italien nicht bereit sei, weitere Reformen durchzuführen, werden weder EZB noch die übrigen EU-Partner dem Land helfen, sagt der Wirtschaftsweise und Merkel-Vertraute Lars Feld. Steigende Zinskosten und massive Kapitalflucht werden die Folge sein. Der Bestand der Euro-Zone sei gefährdet.
Merkel: Erstes Nachdenken über eine „modifizierte Euro-Zone“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Während Bersani nach der verfehlten Mehrheit im Senat nun versuchen muss, eine stabile Regierung zu bilden, um Italien nicht Monate zu lähmen (hier), gehen indes die Ratschläge aus Europa weiter. Italien sei zerrissen und es fehle „jegliches Gefühl für soziale Gerechtigkeit und Gemeinsinn“, schreibt der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner, in der FAZ. Daher brauche das Land Moderatoren von außen. Aus eigener Kraft könne das Land die tiefe Zerrissenheit und Spaltung seiner Gesellschaft nicht überwinden, ergänzt er. Sollte es Italien jedoch nicht gelingen, dies zu überwinden und weiter Reformen durchzuführen, „so wird dies mittelfristig irreparable Folgen für den Euro haben“, schreibt Börner. Ein Austritt Italiens aus dem Euro schließt Börner im Fall der Reformunwilligkeit nicht mehr aus: Dann müssen „wir uns Gedanken machen, wie wir vielleicht mit einer modifizierten Eurozone umgehen müssen“.

Ähnlich kritisch blickt auch der Wirtschaftsweise Lars Feld auf den Ausgang der italienischen Wahlen. Feld ist einer der Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Offenbar sind die Italiener nicht bereit, den Weg der Reformen weiterzugehen, der unter Mario Monti eingeschlagen wurde“, sagte er der FAZ. Allerdings könnten sie dann auch nicht erwarten, dass die „europäischen Partner oder die EZB ohne diese Reformbereitschaft zur Stabilisierung der italienischen Wirtschaft bereit sind.“ Feld spricht vom Wahlergebnis als einen Rückschlag für die Stabilisierung der Eurozone. „Damit ist die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen erneut in Frage gestellt“, so Feld. Die Investoren werden ihr Kapital aus Italien abziehen und die Eurokrise werde in Kürze „mit aller Macht zurückgekehrt sein“, ergänzt Feld.

Seine Äußerungen dürften den Gedanken der Kanzlerin vertraut sein. Es war schon bisher Merkels Taktik, dass sie durch entsprechende Aussagen aus ihrem Umfeld in der Öffentlichkit sondieren läßt, wie weit man gehen könne. Die ziemlich klaren Worte aus der deutschen Wirtschaft können dahingehend interpretiert werden, dass Merkel nach Optionen sucht, um einen Crash der Eurozone noch vor der Bundestagswahl zu verhindern.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...

DWN
Politik
Politik US-Firmen: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit
30.11.2023

In Deutschland tätige US-Unternehmen blicken mit Sorge auf die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Thailand plant neue Route im Welthandel: Welche Rolle kann die deutsche Wirtschaft spielen?
30.11.2023

Thailand will eine Handelsroute zwischen Pazifischem und Indischem Ozean bauen. Kann die deutsche Wirtschaft eine Rolle bei dem Projekt...

DWN
Politik
Politik Henry Kissinger: Zum Tode des Jahrhundertmanns
26.05.2023

Der frühere Sicherheitsberater und Außenminister der Vereinigten Staaten, Henry Kissinger, ist gestorben. Noch im Mai feierte der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Machtkampf bei Thyssenkrupp: Arbeitnehmer kritisieren Wahl neuer Vorstände scharf
30.11.2023

Die Anteilseigner von Thyssenkrupp haben eine Erweiterung des Vorstandes gegen den Willen der Arbeitnehmervertreter durchgesetzt. Diese...

DWN
Politik
Politik Russland liefert Rekordmengen Gas über TurkStream nach Europa
29.11.2023

Über TurkStream fließen derzeit Rekordmengen Gas nach Europa. Doch die militärischen Angriffe auf die Pipeline halten an. Zudem macht...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission fordert Europäisierung der Rüstungsbeschaffung
30.11.2023

Komissionspräsidentin von der Leyen will die Rüstungspolitik der EU stärker gemeinschaftlich aufbauen. Die Forderungen finden auch vor...

DWN
Politik
Politik Rechtsgutachten prüft Berliner Sondervermögen
29.11.2023

Die deutsche Hauptstadt bekommt die Folgen der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nun direkt zu spüren. Jetzt prüft...