Das Energiemagazin Oilprice.com berichtet, das sich das Wirtschaftswachstum in Russland trotz der steigenden Ölpreise verlangsame. Das BIP stieg im dritten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,8 Prozent. Im zweiten Quartal 2017 stieg das BIP im Vergleich zum Vorjahresquartal noch um 2,5 Prozent. Das geht aus Daten des russischen Statistikamts Rosstat hervor. Nach Einschätzung von Oilprice.com muss Russland seine Abhängigkeit von Öl-Exporten mindern und gleichzeitig seine Wirtschaft reformieren. Notenbank-Chefin Elvira Nabiulina hatte zuvor gewarnt, dass das Wirtschaftswachstum alsbald nicht mehr über die Zwei-Prozent-Marke kommen werde – unabhängig davon, wie hoch der Ölpreis steigt. Doch auch der Kreml hat diese Gefahr erkannt. Russland plant, seine Wirtschaft zu diversifizieren, indem weitere Investitionen in den Ausbau der Landwirtschaft getätigt werden. Das Land ist inzwischen noch vor den USA zum weltgrößten Hersteller von Weizen aufgestiegen und verfügt mit den sogenannten Schwarzerde-Regionen über einen der fruchtbarsten Böden der Welt.
Nach Ansicht des Vizedirektors am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, Jevgeni Gontmakher, habe Russland vor allem in der Viehzucht Defizite. Das Land könne kein Rindfleisch produzieren. Die Landwirtschaft entwickelt sich, doch eine Importsubstitution gestalte sich schwierig und brauche mehr Zeit, so Gontmakher auf dem Gaidar-Naumann-Forum 2016 in Berlin. In diesem Zusammenhang möchte Russland seine Beziehungen mit Israel ausweiten, da Israel einer der weltweit stärksten Hightech-Staaten im Bereich der Landwirtschaft ist.
„Der Agrarsektor wird sich weiter entwickeln – und die geplante Zusammenarbeit zwischen Israel und Russland ist positiv zu sehen. Es wird einen Technologietransfer geben, was zu einer schnellen Entwicklung in Russland führen wird”, sagte Gontmakher den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. In jedem Fall setze Russland im Bereich der Landwirtschaft auf eine Importsubstitution.
Um Investitionen in die Landwirtschaft zu fördern, hat die Duma im Jahr 2015 ein Gesetz verabschiedet. Diesem Gesetz zufolge sollen Investoren über fünf Jahre hinweg kostenlos das für die jeweiligen landwirtschaftlichen Produkte benötigte Land nutzen dürfen, berichtet das türkische Finanzportal Finanshaberler. Derzeit liegen noch 28 Prozent der gesamten nutzbaren Agrarflächen in Russland brach. Das entspricht einer Fläche von 56 Millionen Hektar. 21,6 Millionen Hektar dieser Flächen befinden sich in Sibirien.
Die Zeitung TürkRus berichtet, dass im vergangenen Jahr landwirtschaftliche Produkte im Wert von 11,9 Milliarden Dollar exportiert wurden. Im Vergleich dazu wurden Rüstungsgüter im Wert von 15,1 Milliarden Dollar exportiert.