Nordkorea hat am Mittwoch erneut eine ballistische Rakete getestet und weltweit scharfe Proteste ausgelöst. Nach Angaben Japans flog sie 50 Minuten lang und landete nach etwa 1000 Kilometern in der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone des Landes im Japanischen Meer. Das südkoreanische Militär teilte mit, die Rakete habe eine Höhe von 4500 Kilometern erreicht. US-Verteidigungsminister Jim Mattis zufolge handelte es sich um eine ballistische Interkontinentalrakete, die höher geflogen sei als frühere Raketen. US-Präsident Donald Trump sagte in Washington, der Test ändere nicht die Haltung seines Landes in dem seit Monaten schwelenden Streit. "Das ist eine Situation, mit der wir umgehen können." Mit Blick auf die Drohungen des isolierten Landes sagte Trump: "Wir werden uns darum kümmern." US-Außenminister Rex Tillerson verurteilte den Test und rief alle Nationen zu scharfen Wirtschaftssanktionen gegen die Führung in Pjöngjang auf. Tillerson sagte, dass die diplomatischen Kanäle zu Nordkorea vorerst weiter offen blieben.
Aus China und Russland liegen noch keine offiziellen Stellungnahmen vor. In beiden Ländern berichteten die staatlichen Medien von dem Test. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zitierte lediglich eine Stellungnahme des Außenministeriums von voriger Woche, in der die Regierung zu Diplomatie und Verhandlungen aufruft. Xinhua verweist außerdem darauf, dass es noch keine offizielle Bestätigung von Nordkorea gäbe, die den Test bestätigt.
Das südkoreanische Militär teilte mit, die Rakete sei von Pyongsong, einer Stadt in der südlichen Provinz Pyongan, aus abgefeuert worden und Richtung Osten geflogen. Das Militär erklärte, es habe nur Minuten nach dem nordkoreanischen Test selbst eine Rakete abgefeuert und auf die Provokation reagiert.
Die japanische Regierung protestierte umgehend gegen den Test. Ministerpräsident Shinzo Abe forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte in Brüssel, der Test untergrabe die regionale und internationale Sicherheit. Nordkorea habe abermals gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates verstoßen. Auch die EU sprach von einem "weiteren inakzeptablen Verstoß" Nordkoreas gegen seine internationalen Verpflichtungen.
Zuletzt hatte Nordkorea Mitte September eine Rakete abgefeuert, die über Japan hinweg geflogen war. Nach mehreren Raketen- und Atomtests in den vergangenen Monaten, mit denen die Führung in Pjöngjang gegen Auflagen der Vereinten Nationen verstieß, haben sich die Spannungen zwischen Nordkorea und den USA erheblich verschärft. Beide Seiten überzogen einander mit Drohungen und Kriegsrhetorik. Erst vor kurzem haben die USA weitere Sanktionen gegen nordkoreanische und chinesische Firmen verhängt. Trump setzte Nordkorea vor wenigen Tagen wieder auf die Liste der Staaten, die nach US-Ansicht den Terrorismus unterstützen. Die Regierung in Pjöngjang sprach von einer Provokation. Nordkorea habe mit dem Terrorismus nichts zu tun.
Das Land argumentiert, es brauche seine Waffenprogramme zur Verteidigung gegen Invasionspläne der USA. Die Vereinigten Staaten weisen die Vorwürfe zurück. Als Erbe des Korea-Krieges von 1950 bis 1953 haben die USA in Südkorea 28.500 Soldaten stationiert und halten immer wieder gemeinsame Manöver ab. Die koreanische Halbinsel ist geteilt, Nord- und Südkorea haben nach dem Krieg keinen Friedensvertrag unterzeichnet.