Finanzen

Bundesbank warnt vor Folgen der EZB-Geldpolitik

Die Bundesbank warnt erneut vor der Niedrigzinspolitik der EZB.
03.12.2017 21:43
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Bundesbank warnt vor zunehmenden Gefahren im Zuge der langanhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar wachse die Wirtschaft bereits das achte Jahr in Folge und Haushalte und Unternehmen könnten sich günstig finanzieren, erklärte die Bundesbank am Mittwoch zur Vorlage ihres Finanzstabilitätsberichts 2017, aber die Bewertungen vieler Kapitalanlagen seien inzwischen sehr hoch, zudem habe der Anteil niedrig verzinster Anlagen in den Bilanzen der Geldhäuser und Versicherer stetig zugenommen. „Risiken aus Neubewertungen, Zinsänderungen und Kreditausfällen können gleichzeitig eintreten und sich gegenseitig verstärken“, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch.

Die deutschen Wirtschaftsweisen hatten unlängst in ihrem Gutachten für die Bundesregierung von der EZB eine geldpolitische Wende gefordert. Risiken für die Finanzstabilität sprächen für eine Normalisierung, hatten sie argumentiert. Laut Bundesbank-Vizechefin Buch könnten unerwartete Entwicklungen wie ein abrupter Anstieg der Zinsen am Finanzmarkt oder anhaltend niedrige Zinsen das Finanzsystem empfindlich treffen. „Die Banken müssen sich vor allem für den Fall eines Zinsanstiegs rechtzeitig wappnen“, forderte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret.

Die EZB hält schon seit längerem ihre Geldschleusen weit offen. Im November beschloss sie zwar, ab Januar ihre monatlichen Anleihekäufe auf 30 Milliarden Euro zu halbieren, die Transaktionen wurden aber bis mindestens Ende September 2018 verlängert. Zudem bestätigt sie, dass ihre Schlüsselzinsen noch weit über die Zeit der Anleihekäufe hinaus auf dem aktuellen Niveau liegen werden. Der Leitzins liegt bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von Null Prozent – der Einlagensatz sogar bei minus 0,4 Prozent. Experten rechnen erst 2019 mit einer ersten Zinsanhebung der EZB.

Die Zentralbank befindet sich in einem Dilemma. Sie ist aufgrund der hohen Überschuldung von Haushalten, Unternehmen und Staaten dazu gezwungen, die Finanzierungsbedingungen locker zu halten. Dies führt jedoch zur Aushöhlung des Bankgeschäftes und zu einer schleichenden Enteignung der Bürger. Die Großbank Société Générale warnte jüngst vor schweren Zeiten, die deshalb auf die Europäische Bankenbranche zukommen werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...