Finanzen

US-Steuerreform könnte für Europas Banken teuer werden

Lesezeit: 2 min
27.12.2017 16:58
Auf europäische Banken kommen durch die Steuerreform in den USA hohe Zusatzkosten zu.
US-Steuerreform könnte für Europas Banken teuer werden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die US-Steuerreform kommt Großbanken wie UBS, Credit Suisse und Barclays teuer zu stehen: Zum einen profitieren viele Institute wegen der niedrigeren Unternehmensabgaben nun weniger von Steuergutschriften, die noch aus der Zeit der Finanzkrise stammen. Das hat für die Banken milliardenschwere Abschreibungen im zu Ende gehenden vierten Quartal zur Folge. Zum anderen kommt auf die Finanzhäuser eine Sondersteuer zu: Dienstleistungen und Zahlungen, die die US-Töchter an ihre Mutterinstitute außerhalb der USA erbringen, müssen künftig besteuert werden, berichtet Reuters.

Wie hoch die Belastung für die Banken ausfällt, ist unklar: Die konkreten Auswirkungen der neuen Steuer seien derzeit noch nicht absehbar, erklärte etwa die britische Bank Barclays am Mittwoch. An der Börse sorgte sie dennoch für Unruhe: Die Aktien der Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse gaben nach. Die Barclays-Papiere legten etwas zu.

US-Präsident Donald Trump hat vor Weihnachten die Steuerreform unterzeichnet und damit in Kraft gesetzt. Ab Januar sinken die Unternehmenssteuern nun auf 21 von bisher 35 Prozent – was Firmen hohe Entlastungen bringen soll. Doch für viele Finanzinstitute führt die Änderung zunächst zu Belastungen: Sie haben durch ihre Verluste während der Finanzkrise milliardenschwere Verlustvorträge angehäuft, die sie nun abschreiben müssen: Die Credit Suisse erwartet nach eigenen Angaben eine Wertminderung von 2,3 Milliarden Franken (2 Milliarden Euro). Das Institut dürfte damit das dritte Jahr in Folge rote Zahlen schreiben. Zudem erwartet die Bank eine „minimale“ Belastung der harten Kernkapitalquote, wie sie bereits vor Weihnachten mitgeteilt hatte.

Bei Barclays schlagen die Abschreibungen mit einer Milliarde Pfund (1,1 Milliarden Euro) zu Buche und dürften die Bank im Gesamtjahr weiter in die Verlustzone drücken. Die UBS hatte zuletzt mit einer Wertminderung von etwa 2,8 Milliarden Franken gerechnet, wie aus Angaben der Bank bei der Präsentation der Neunmonatszahlen hervorgeht. Analysten erwarten 2017 aber dennoch einen Gewinn für die größte Schweizer Bank.

Die Deutsche Bank wollte sich zu den Auswirkungen der US-Steuerreform nicht äußern. Die Commerzbank verfügt in den USA über keine aktivierten steuerlichen Verlustvorträge.

Die sinkenden Steuergutschriften sind jedoch nicht die einzige Belastung für die Banken: Denn auf viele Institute könnten künftig höhere Unternehmenssteuern zukommen. Grund dafür ist eine neue Steuer, die die US-Töchter auf Lizenz- Dienstleistungs- und Zinszahlungen an ihre Muttergesellschaften außerhalb der USA entrichten müssen (BEAT – Base Erosion and Anti-abuse Tax). Zur Höhe der Zusatzbelastung machten die Banken zunächst keine Angaben. Viele von ihnen verweisen dazu auf die Publikation der Zahlen zum vierten Quartal im neuen Jahr. Die neue Steuer ist umstritten: Aus Sicht einiger europäischer Finanzminister verstößt sie gegen internationale Handelsregeln, weil sie nur auf ausländische Zahlungen und Dienstleistungen erhoben wird.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
09.05.2024

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr...