Politik

Großbritannien forciert den Freihandel mit Asien

Lesezeit: 2 min
03.01.2018 17:03
Die britische Regierung will nach dem Austritt aus der EU dem geplanten pazifischen Freihandelsabkommen TPP beitreten. Die Chancen der Idee sind ungewiss.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Für die Zeit nach dem EU-Austritt sieht sich Großbritannien einem Bericht zufolge im Pazifikraum nach neuen Handelspartnern um. Das Land sei an einem Beitritt zum Transpazifischen Freihandelsabkommen TPP interessiert und habe dazu bereits informelle Gespräche aufgenommen, berichtete die Financial Times.

Die USA waren unter Präsident Donald Trump aus dem TPP ausgestiegen, weil die Rahmenbedingungen des Abkommens Trump zufolge einen Wettbewerbsnachteil für die Amerikaner und einen Verlust an gut bezahlten Arbeitsplätzen bedeutet hätte. Die übrigen Staaten vereinbarten im November, das Abkommen unter dem Namen „Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership“ fortzusetzen.

Mit Staaten wie Japan, Australien, Kanada und Mexiko sind bislang nur Pazifikanrainer an TPP beteiligt. Dem britischen Handelsstaatssekretär Greg Hands zufolge spricht die Lage des Vereinigten Königreichs jedoch nicht gegen einen Beitritt: „Dabei ist nichts ausgeschlossen. Bei solchen multilateralen Beziehungen muss es keine geografischen Beschränkungen geben.“

Doch selbst wenn die Briten dem Abkommen beitreten sollten, dürften die ökonomischen Vorteile begrenzt sein. Beispielsweise entfielen im Jahr 2016 auf Japan – der mit Abstand größten am TPP-Projekt beteiligten Volkswirtschaft – nur etwa 1,6 Prozent der britischen Warenexporte, wie aus Daten des Massachusetts Institute of Technology hervorgeht. Alle 11 TPP-Länder zusammen standen 2016 für nur 8 Prozent der britischen Warenexporte – auf Deutschland allein jedoch entfielen etwa 11 Prozent.

„Das Gleiche gilt für britische Exporte von Dienstleistungen. Im ersten Halbjahr 2016 exportierte Großbritannien Dienstleistungen im Umfang von fast 1,7 Milliarden Pfund nach Japan, aber etwa 16,6 Milliarden Pfund in die USA“, schreibt die FT.

Die Opposition in Großbritannien zeigt sich der Idee gegenüber skeptisch. Die Regierung in London solle sich stärker auf die „Schlüsselabkommen für die Zukunft“ mit der EU konzentrieren. „Natürlich könnte TPP helfen, aber es ist nur ein Nebenschauplatz und im Moment baut die Regierung das künstlich auf“, wird Barry Gardiner von der Labour Partei zitiert. „Das riecht nach Verzweiflung. Diese Leute wollen, dass wir den Markt vor unserer Haustüre verlassen und einem anderen, weit entfernten, kleineren Markt am anderen Ende der Welt beitreten. Das ist alles Wunschdenken“, zitiert die FT einen Abgeordneten der Liberaldemokraten.

Als Teil der Europäischen Union profitiert Großbritannien vom gemeinsamen Binnenmarkt und den Handelsabkommen mit wichtigen Partnern in Amerika und Asien. Den geltenden EU-Regeln zufolge kann Großbritannien aber solange keine neuen Handelsabkommen vereinbaren, bis es die Europäische Union im März 2019 verlassen hat. Die FT zitierte einen nicht näher genannten Vertreter eines TPP-Landes mit den Worten, es sei noch „viel zu früh“, die Beitrittsfrage zu erörtern. Die Regierung in London hatte bereits wenige Wochen nach dem Austritts-Referendum im Sommer 2016 angekündigt, dass sie für die Zeit nach dem Brexit Handelsvereinbarungen mit zahlreichen Staaten außerhalb der EU anstrebt – darunter auch mit Kanada und Australien.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fast 75 Millionen Euro aus Erbe von Fiat-Chef Agnelli-beschlagnahmt
20.09.2024

Die Agnellis gehören seit Jahrzehnten zu den reichsten Familien Italiens. Nach dem Tod des Patriarchen gibt es einen erbitterten...

DWN
Politik
Politik Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen - Verdi-Protest war erfolgreich
20.09.2024

Die italienische Unicredit hat sich an der Commerzbank beteiligt und möchte das deutsche Bankhaus sogar in Gänze übernehmen. Die...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren
20.09.2024

Der Ursprung der Corona-Pandemie ist rätselhaft. Einer weiteren Studie zufolge stammt das Virus wohl von Wildtieren und nicht aus einem...

DWN
Politik
Politik Laut Studie des Instuts der Wirtschaft sind im Handwerk 113.000 Stellen derzeit unbesetzt
20.09.2024

Das Handwerk stirbt aus. Laut einer neuen Studie bleiben derzeit tausende Stellen in deutschen Handwerksbetrieben unbesetzt – mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz: Südwestdeutscher Autozulieferer entlässt alle Mitarbeiter
20.09.2024

In der deutschen Autobranche kriselt es gewaltig: Immer mehr Zulieferer gehen mit unter. Aktueller Fall ist die Insolvenz der Federnfabrik...

DWN
Politik
Politik Wer die Strippen zieht? Führen aus der zweiten Reihe hat bei der AfD Tradition
20.09.2024

Wer gibt in der AfD den Ton an? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn anders als bei der CDU oder den Grünen ist in der AfD...

DWN
Politik
Politik Verband fordert vor Autogipfel günstigeren Ladestrompreis
20.09.2024

Es kriselt in der deutschen Autobranche. Vor einem Spitzentreffen bei Minister Robert Habeck (Grüne) macht der Branchenverband deutlich,...

DWN
Politik
Politik Sorge vor umfassendem Krieg zwischen Israel und Hisbollah
20.09.2024

Alle Appelle verpuffen. Israel und die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon kündigen weitere Kämpfe an. Die Sorge vor einer möglichen...