Politik

Kosten für Kriege fehlen der Gesellschaft bei sozialen Aufgaben

Kriege zerstören auf lange Sicht die ökonomische Stabilität von Staaten. Der Westen ist, historisch gesehen, privilegiert gewesen.
07.01.2018 21:30
Lesezeit: 2 min

Dreht man die Zeit um 1.000 Jahre zurück und stellt sich der Aufgabe, die Welt ökonomisch zu vermessen, so ergäbe sich ein übersichtliches Bild: Asien würde ca. 70 Prozent des Wirtschaftsgeschehens repräsentieren, Indien allein 27 Prozent und China etwa 22 Prozent, während auf Afrika 11 Prozent, auf Europa 9 Prozent und auf die USA, Kanada, Australien und Neuseeland zusammen 0,6 Prozent entfallen.

Seit dem Jahr 1.000 ist das Volumen aller weltweit produzierten Güter und Dienstleistungen bis 2015 um das ca. 606-fache gewachsen. Analysiert man die Entwicklung der Weltwirtschaft in den Jahren 1970 bis 2014, so zeigt sich, dass das Weltbruttoinlandsprodukt (BIP) in dieser Zeit von 3,4 Billionen US-Dollar auf 77,5 Billionen US-Dollar mit einem Faktor von 22 gewachsen ist. Im etwa gleichen Takt hat die Wirtschaft in den ökonomisch entwickelten Staaten mit einem Faktor von 19 zugelegt.

Ein überproportionales Wachstum zeigten die Schwellen- und Entwicklungsländer, die sich im Zeitraum von 44 Jahren von 0,58 Billionen US-Dollar auf 29,2 Billionen US-Dollar in ihrer Wirtschaftsleistung um das 50-fache gesteigert haben. Das geringste Wachstum haben in dieser Zeit die Länder Süd- und Osteuropas sowie die Gemeinschaft der unabhängigen Staaten (GUS) gezeigt, deren Wirtschaftsleistung von 0,45 Billionen US-Dollar auf lediglich 2,6 Billionen US-Dollar mit einem Faktor von 5,8 gewachsen ist.

Die nachfolgende Analyse vergleicht die Leistungskraft verschiedener Nationen und Wirtschaftsgemeinschaften mit der Anzahl der dort tätigen Familienunternehmen, die zu dem Kreis der 500 größten Familienunternehmen der Welt gezählt werden.

Es zeigt sich eine deutliche Korrelation: In den Ländern und Wirtschaftsregionen, die 54,4 Prozent des Weltbruttosozialprodukts erwirtschaften, sind gleichzeitig 71,8 Prozent der größten 500 Familienunternehmen zu Hause. Analysiert man nun dieses „zu Hause“ unter dem Vergrößerungsglas des Korruptionswahrnehmungsindexes, der von Transparency International jährlich für die Länder dieser Welt erstellt wird, erkennt man, dass Kanada, die Vereinigten Staaten von Amerika und Europa neben Japan, Australien, Chile und Uruguay die Länder und Regionen mit dem niedrigsten Korruptionswahrnehmungsindex repräsentieren.

Ein ähnliches Bild zeigt der Global Peace Index 2017, wonach eine Relation zwischen den eher friedfertigen Nationen und Regionen und der Möglichkeit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung in diesen Ländern besteht.

Seit 1945 hat es weltweit insgesamt 72 zwischenstaatliche Unabhängigkeits- oder Bürgerkriege sowie gewaltsame politische, ethnische, religiöse und regionale Auseinandersetzungen gegeben. In ihren Ländern sind davon die USA und Kanada gänzlich verschont geblieben. In Europa gab es acht Konflikte, im Nahen Osten und Afrika 33, in Asien 15 und in Mittel- und Zentralamerika 16 bewaffnete Auseinandersetzungen, die sich teilweise über Jahre hingezogen haben.

Es liegt auf der Hand, dass kriegerische Auseinandersetzungen die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes oder einer Region nicht nur stark behindern, sondern auch nahezu zerstören können. Die Zahlen für das Jahr 2014 zeigen für Militärausgaben und Sicherheitsvorkehrungen einen Betrag von 4,3 Billionen US-Dollar sowie durch Krieg und Gewalt veranlasste Kosten in Höhen von 2,8 Billionen US-Dollar. Die für Konfliktvorbeugung, -durchführung und -bewältigung aufgewendete Summe von insgesamt 7,1 Billionen US-Dollar beziffert auch den Betrag, der nicht zur Gemeinwohlmehrung eingesetzt werden kann. Zudem zeigt er, dass Krieg und Gewaltanwendung in der Geschichte der Menschheit eine Nachhaltigkeit im negativen Sinn entwickelt haben.

***

Dieser Beitrag ist entnommen aus „Profitmaximierung oder Gemeinwohlmehrung. Interne und externe Motive des Umdenkens“ als Teil aus dem Band „Von der sozialen zur ökosozialen Marktwirtschaft“. Erschienen im Springer-Verlag, 2018.

Max W. Römer ist Gründungspartner und Chairman von Quadriga Capital, Gründungsvorstand des Bundesverbands der Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK Berlin, und Past-Chairman von InvestEurope, Brüssel.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...