China investiert stark in die Bereiche der künstlichen Intelligenz (KI) und Roboter-Technologie und strebt dort nach offiziellen Angaben die Weltmarktführerschaft bis zum Jahr 2030 an. In vielen Bereichen des Landes wie in der Medizin oder bei öffentlichen Dienstleistungen werden inzwischen Einsatzmöglichkeiten menschenähnlicher Androiden erprobt. In der Rüstungsindustrie der Volksrepublik haben die Automaten bereits rund ein Viertel der Arbeitsplätze übernommen.
Wie Xu Zhigang, ein Forscher der chinesischen Akademie Shenyang Institute of Automation der South China Morning Post (SCMP) vor Kurzem mitgeteilt hat, seien knapp 25 Prozent der in der chinesischen Rüstungsindustrie Beschäftigten schon heute durch Roboter ersetzt worden. Dies habe nichts mit den Bestrebungen des Landes im Hinblick auf KI, sondern vielmehr mit Sicherheitsaspekten zu tun. Vielen Unternehmen der Branche fehlten zunehmend Arbeitswillige, welche die gefährlichen Tätigkeiten auszuführen bereit seien.
Bereits im Jahr 2015 hatte China Deutschland aus der Spitzengruppe der drei weltgrößten Waffenexporteure verdrängt. Die Waffenexporte der Volksrepublik waren in den vier Jahren zuvor im Vergleich zum Zeitraum 2005 bis 2009 um 143 Prozent angestiegen. Nach einem Bericht des Stockholmer Forschungsinstituts Sipri hatte Deutschland dagegen im gleichen Zeitraum 43 Prozent weniger Waffen exportiert. Dementsprechend hatte China seinen Weltmarktanteil zwischen 2010 und 2014 auf fünf Prozent ausbauen können.
Wie Xu in der SCMP weiter ausführt: Welch ein hohes Gehalt auch geboten werde, junge Menschen seien einfach nicht daran interessiert in einem Rüstungsbetrieb der Armee zu arbeiten. Niemand könne ihnen dies verübeln. In den vergangenen Jahren hätte sich eine ganze Reihe von Unfällen ereignet, bei denen zahlreiche Arbeiter verletzt oder gar zu Tode gekommen seien. Wie groß die Gefährdung sei, könne man daran erkennen, dass in den vergangenen 60 Jahren 20 bis 30 Produktionsstätten an abgelegenen Orten oder Gebieten mit einer sehr niedrigen Bevölkerungsdichte angesiedelt worden seien. „Ein Funke genügt und es kommt zu einer enormen Explosion, bei der die Fabrik hinterher nur noch ein Krater ist. Das Risiko eines Brandes ist unsere größte Herausforderung – es hängt über unseren Köpfen wie ein Damoklesschwert.“
Bevor die Unfälle ein ausschlaggebender Faktor geworden seien, seien Arbeiter in der Rüstungsindustrie schon immer schädlichen Chemikalien ausgesetzt gewesen, die es erforderlich machten, Masken und Handschuhe zu tragen. Damit sei klar, dass es sich dabei nicht um besonders einladende Jobs handele, und daher eigneten sich diese wie kaum andere Arbeitsplätze für die Automation. Seit der Einführung der Automation in der Herstellung habe sich herausgestellt, dass die künstliche Intelligenz – ausgestattet mit „menschlichen Händen und Augen“ – um das Fünffache produktiver sei als die menschliche Arbeitskraft. Dabei könne sie bei so unterschiedlichen Tätigkeiten wie der Montage von Granaten oder der von lenkfähigen Bomben und Raketen eingesetzt werden, und zwar in einer derart perfekten Art und Weise, die mit menschlichen Beschäftigten nicht erreichbar sei, sagte Xu.
Zudem würden Roboter niemals müde, was ohnehin der größte Vorteil sei für Unternehmen, die beabsichtigten, die Automation einzuführen. Daneben werde die Produktivität auch dadurch gesteigert, dass sich der Einsatz von Rohstoffen reduzieren lasse. Nach Meinung von Xu lasse sich der erwartete Schub bei der Produktivität auf „mindestens“ 100 bis 200 Prozent beziffern.
Wie Professor Huang Dexian von der Abteilung für Automatismus der Universität von Tsinghua ebenfalls in der SCMP erklärt, befreiten die Roboter die Arbeiter von den riskanten und monotonen Jobs in der Rüstungsindustrie. Dabei würden in den Bereichen Steuerungsoptimierung, Wartung der Anlagen und in der technischen Entwicklung neue Arbeitsplätze geschaffen. „Dadurch erhalten wir stärkere, gesündere und zufriedenere Arbeiter in unseren militärischen Produktionsstätten.“
Zusammenfassend ist festzustellen, dass Automation die Produktivität steigern und damit auch positive Resultate für die Gesellschaft schaffen kann. Allerdings mahnen Experten auch zur Vorsicht, wenn die Automation nicht ausreichend durchdacht eingesetzt werde. So äußerte sich Jon Wolfsthal vom Atomprojekt der Harvard Universität über die Risiken bei der Verwendung von Robotern: „Die vorhandenen Chancen … sind endlos, die Risiken sind es jedoch ebenfalls.“