Politik

Medien in der Türkei erwarten Entspannung mit Deutschland

Lesezeit: 2 min
09.01.2018 00:58
Die türkische Medien gehen davon aus, dass sich die Zusammenarbeit mit Deutschland verbessern dürfte.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die türkische Zeitung Vatan titelt: „Die Türkei und Deutschland öffnen ein neues Kapitel”. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu habe bei seinem Besuch in Goslar betont, dass die Völker der Türkei und Deutschlands zwei stolze Völker seien, die sich Drohungen und politischem Druck nicht beugen würden. Es sei möglich die Zusammenarbeit auf der Grundlage des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses zu entwickeln.

„Wir sind nicht nur NATO-Partner mit Deutschland. Auch gegen ISIS gibt es eine enge Kooperation. In den Fragen unserer Region decken sich die Ansichten beider Länder eins zu eins. In Syrien, Jemen, Irak, Libyen und weiteren Aspekten vertreten beide Länder dieselbe Ansicht”, zitiert das Blatt den türkischen Außenminister.

Nach Angaben des staatlichen, türkischen Senders TRT hatten die Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei keinen großen Einfluss auf den türkischen Export nach Deutschland. Dieser ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent auf 14,9 Milliarden Dollar gestiegen.

Die Zeitung Hürriyet berichtet, dass Sigmar Gabriel als symbolisches Zeichen des guten Willens dem türkischen Außenminister im Rahmen des Treffens in Goslar türkischen Tee eingeschenkt habe. Gabriel habe die Flüchtlings-Politik der Türkei gelobt und als Beispiel auch die Aufnahme deutscher Flüchtlinge während der Nazi-Herrschaft genannt. Çavuşoğlu sagte daraufhin, dass die Türkei ein neues Kapitel eröffnen wolle, das auf gegenseitigem Vertrauen basiere.

Ensonhaber.com berichtet, dass der Grünen-Politiker Cem Özdemir unzufrieden mit der Annäherung zwischen der Türkei und Deutschland sei. „Nach dem Treffen, das die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei einen Schritt weiterbringen soll, kam die erste Reaktion von Cem Özdemir, der in Deutschland eine türkenfeindliche Politik betreibt”, so Ensonhaber.com.

Die Zeitung Akşam titelt: „Türkenfeind Cem Özdemir: ,Der politische und wirtschaftliche Druck gegen die Türkei muss beibehalten werden’”.

Dr. Süleyman Sezgin Mercan von der Başkent-Universität führt in einer Analyse der Nachrichtenagentur Anadolu aus: „Derzeit gibt es in der Türkei etwa 7.000 deutsche Unternehmen. Das weist auf eine wichtige und qualifizierte Zusammenarbeit hin. Wenn wir uns die Entwicklung anschauen, sehen wir, dass es in den 1980er Jahren nicht einmal 30 (deutsche Firmen, Anm. d. Red.) gab. Wir beobachten auch eine steigende Investitionstätigkeit türkischer Firmen in Deutschland (...). Die vergangenen Spannungen haben keine Auswirkungen auf die Geschäftswelt gehabt. Es wurde ein rationaler Standpunkt beibehalten (...). In Deutschland hatte die Wirtschaft Druck auf die Politik ausgeübt. Wir können sagen, dass der aktuelle Versuch einer Kehrtwende auf diesen Druck zurückzuführen ist”.

Eine wichtige Vorarbeit für die Annäherung zwischen Deutschland und der Türkei hatte der Vorsitzende der türkischen Heimatpartei (VP), Doğu Perinçek, geleistet. Anfang Dezember 2017 gab er eine Pressekonferenz im Bundestag. Er sagte: „Die Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland sind nun behoben. Unsere Beziehungen gehen weit über eine Freundschaft hinaus und gründen auf einer strategischen Partnerschaft. Deutschland ist der drittgrößte handelspolitische Partner der Türkei. Ein starkes Deutschland liegt im Interesse der Türkei. Eine Türkei, die von separatistischen und rückschrittlichen Terrororganisationen gereinigt wird, ist im Interesse Deutschlands. Die Sicherheit Deutschlands beginnt in der Türkei und andersherum. Wenn es den USA gelungen wäre, ein Kurdistan zu gründen, hätten die Amerikaner die Energiequellen Deutschlands unter Kontrolle gebracht.”

Perinçek hatte nach dem Putsch-Versuch vom 15. Juli 2016 auch eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen gespielt. Seitdem folgt der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan den Empfehlungen des VP-Chefs.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...