Kanada geht nach Angaben aus Regierungskreisen immer stärker davon aus, dass US-Präsident Donald Trump bald das nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) mit Kanada und Mexiko aufkündigen wird. Damit werde Ende Januar gerechnet, wenn die Unterhändler der drei Länder eigentlich zur sechsten und vorletzten Verhandlungsrunde über eine Modernisierung des Vertrags in Montreal zusammenkommen sollen, hieß es am Mittwoch in den Regierungskreisen laut Reuters. Sollte Trump den Ausstieg verkünden, könnte dies eine Verhandlungstaktik sein, um Druck für Zugeständnisse aufzubauen. Nach dem Reuters-Bericht gaben der mexikanische Peso und der kanadische Dollar gegenüber dem US-Dollar nach und notierten deutlich schwächer. Der mexikanische Börsenindex fiel um 1,7 Prozent.
Trump hat das seit 1994 bestehende Abkommen als ein Desaster bezeichnet, das Arbeitern in den USA geschadet und viele Jobs gekostet habe. Befürworter halten dem entgegen, dass durch das Freihandelsabkommen in den USA Jobs geschaffen worden und die Probleme in der Industrie eher auf Konkurrenz aus China zurückzuführen seien. In den kanadischen Regierungskreisen hieß es, daher sei zweifelhaft, ob der Kongress einen Ausstieg der USA dem Abkommen absegnen werde.
In den bisherigen fünf Verhandlungsrunden, das Abkommen durch eine Modernisierung zu retten, wurden keine greifbaren Fortschritte erzielt. Die USA haben nach eigenen Angaben das Ziel, ihr Handelsdefizit durch einen besseren Zugang zu den kanadischen und mexikanischen Märkten zu verringern. Die sechste Verhandlungsrunde ist für den 23. bis 28. Januar angesetzt. Ende März sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein.
Für Mexikos Wirtschaft ist NAFTA ein Eckpfeiler. Etwa 80 Prozent der Ausfuhren des Landes gehen in die USA. Vor allem für Zulieferer in der Autoindustrie wäre eine Einschränkung des Marktzugangs in die weltgrößte Volkswirtschaft ein schwerer Schlag.