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Pittsburgh: Zwei Unfälle mit selbstfahrenden Autos

In der US-Stadt Pittsburgh haben sich innerhalb weniger Monate zwei Unfälle mit selbstfahrenden Prototypen ereignet.
15.01.2018 17:06
Lesezeit: 2 min

Die Vision des selbstfahrenden Automobils nimmt immer mehr Gestalt an. Dennoch gibt es Rückschläge, die umso ärgerlicher sind, wenn Menschen dabei zu Schaden kommen. So unlängst geschehen in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania, bei dem zwei von vier Insassen verletzt worden waren und ins Krankenhaus transportiert werden mussten.

Nach einem Bericht der Pittsburgh Post-Gazette rammte ein Kastenwagen, der angeblich das Rotsignal einer Ampel missachtet hatte, ein Testfahrzeug des Ford Start-Ups Argo AI. Alan Hall, ein Sprecher von Ford, der auch die Interessen von Argo AI vertritt, erklärte gegenüber der Zeitung: „Wir sind uns bewusst, dass ein Fahrzeug von Argo AI in einen Unfall verwickelt war. Wir sammeln derzeit alle Informationen. Es ist uns besonders wichtig, Klarheit darüber zu erhalten, dass alle Beteiligten in Sicherheit sind.“

Darüber hinaus lieferte Hall kaum Informationen darüber, ob der Wagen während des Unfalls im Selbstfahr-Modus unterwegs gewesen ist oder ob Argo AI die Testfahrten seiner Fahrzeug-Flotte ausgesetzt hat.

In der jüngeren Vergangenheit war der Zwischenfall der zweite Unfall, in den ein selbstfahrendes Auto in Pittsburgh verwickelt war. Einen halben Tag nachdem Uber die Gründung eines Fuhrparks an selbstfahrenden Personenwagen bekannt gegeben hatte, war eines der Fahrzeuge im September 2017 in eine Karambolage verwickelt. Dem Unternehmen zufolge trägt das System des autonomen Autos keine Schuld an dem Unfall.

Zu Beginn des Jahres 2017 hatte Ford eine Milliarde US-Dollar in Argo AI investiert. Argo AI, eine Gesellschaft für künstliche Intelligenz, wurde von Ford ausgelagert, um für das Unternehmen die Entwicklung der nächsten Generation von selbstfahrenden Autos voranzutreiben. Das Start Up forscht auf dem Gebiet eines komplett autonomen Gefährts, welches ohne Lenkrad und Pedale auskommen und ab 2021 zur Verfügung stehen soll.

Grundsätzlich stellt sich jedoch die Frage, ob es legitim ist, Tests mit selbstfahrenden Autos im öffentlichen Straßenverkehr durchzuführen, obwohl ihre Sicherheit nicht zu einhundert Prozent gewährleistet ist.

Von Befürwortern des autonomen Fahrens wird immer wieder angemerkt, dass es eine der wichtigsten Aufgaben sei, die Zahl der weltweit rund 1,3 Millionen jährlichen Verkehrstoten zu reduzieren. Auf der Diskussionsveranstaltung „me Convention“ in Frankfurt am Main im Herbst vergangenen Jahres sagte Danny Shapiro, der beim US-amerikanischen IT-Konzern Nvidia für das Thema autonomes Fahren zuständig ist: „Wenn es um die Wahrnehmung geht, sind Autos heute sowieso schon viel besser.“ Hierfür seien die zahlreichen Sensoren verantwortlich, die bereits heute in diversen Modellen verbaut seinen – von Radarsystemen über Laser-Abtastung bis hin zu 360-Grad-Kameras. Hinzu komme eine negative menschliche Verhaltensweise, die bei autonomen Fahrzeugen nicht zu beobachten sei: Schapiro meinte, sie seien nie abgelenkt.

David Silver, ein Experte des Autoherstellers Ford und Dozent der Internet-Universität Udacity für autonomes Fahren, gesteht hingegen ein, dass es noch große Herausforderungen für automatisierte Fahrzeuge gebe. Die größte Schwierigkeit bestehe darin, aus den gesammelten Daten die richtigen Entscheidungen abzuleiten. Schließlich könne man nicht alle erdenklichen Verkehrssituationen einprogrammieren. Daher müssten die Vehikel auch selbst „denken“ können, was derzeit über Mustererkennung geschehe. Damit seien aber auch noch nicht alle Probleme behoben, da ein autonom fahrendes Auto immer noch mit den verschiedensten Ereignissen auf den Straßen rechnen müsse. Allerdings könne man die Systeme derart modifizieren, dass sie beispielsweise auf unerwartete Aktionen anderer Verkehrsteilnehmer reagieren und auf diese Weise Gefahren aus dem Wege gehen könnten.

Im Zusammenhang mit der Einführung von selbstfahrenden Automobilen stehen auch ethische Gesichtspunkte im Fokus der Diskussion: Wen soll das System im Falle eines Crashs schützen? Die eigenen Insassen oder andere Unfallbeteiligte? Wer hat Vorrang? Passanten oder andere Autofahrer?

Nach Meinung von Sarah Thornton der US-amerikanischen Stanford Universität ist es wichtig, sich bei der Entwicklung von selbstfahrenden Autos genau über solche Fragen Gedanken zu machen. Dazu meint Danny Shapiro, niemand werde einen selbstfahrenden Wagen kaufen, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet sei. Er dürfe niemals zu einer Entscheidung zwischen Menschenleben kommen: Irgendwann müssten sich die Autos so vorausschauend und vorsichtig bewegen lassen, dass Unfälle von vorneherein ausgeschlossen werden könnten.

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