Politik

Euro-Gruppe verlangt vor nächstem Kredit mehr Austerität in Griechenland

Die Euro-Finanzminister haben die nächste Kredit-Tranche an Griechenland verzögert.
23.01.2018 01:10
Lesezeit: 2 min

Griechenland bekommt den nächsten Milliarden-Kredit der Euro-Länder nicht sofort ausgezahlt. Das Land habe große Fortschritte bei seinen Austeritätsprogramme gemacht und die allermeisten Maßnahmen umgesetzt, teilten die Finanzminister der Euro-Staaten am Montagabend mit. Jedoch bedürfe es noch weiterer Anstrengungen seitens der griechischen Regierung. "Die Euro-Gruppe ruft die griechische Regierung auf, die ausstehenden vorrangigen Maßnahmen schnell umzusetzen." Der Euro-Rettungsfonds ESM beginne bereits mit der Vorbereitung für die Auszahlung der ersten Tranche im Februar. Insgesamt geht es nun noch um Kredite von 6,7 Milliarden Euro.

Die Finanzminister der 19 Euro-Länder berieten zuvor mit Experten über die Freigabe. Bedingung für die Auszahlungen des Geldes ist die Erfüllung von 110 Reformschritten. Dies verlangen die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB) und der ESM. Derzeit liege das Land bei 95, doch würden es ständig mehr, sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici.

Um die Hürde zu nehmen, verabschiedete das griechische Parlament kürzlich neue Gesetze. Die Ratingagentur S&P setzte vorige Woche die Bonitätsbewertung hoch. Bei der Bevölkerung ist davon aber noch nicht viel angekommen: Mit einer Quote von 21 Prozent ist die Arbeitslosigkeit in Griechenland so hoch wie in keinem anderen Euro-Land. Das Land hängt seit 2010 am Tropf internationaler Geldgeber. Das dritte Kreditpaket im Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro läuft im August aus.

Anders als bei früheren Auszahlungen ist Athen derzeit nicht in akuter Finanznot. Es stehen in absehbarer Zeit keine großen Rückzahlungen von Krediten an internationale Gläubiger an.

3,3 der 6,7 Milliarden Euro der Finanzspritze sind für den Schuldendienst vorgesehen, wie der Chef des Euro-Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, sagte. Mit 1,5 Milliarden Euro kann Athen Zahlungsrückstände im Inland begleichen – was de facto wie ein kleines Konjunkturprogramm wirken soll. Weitere 1,9 Milliarden Euro sollen dazu dienen, einen "Cash-Puffer" für die Zeit nach dem Kredit-Programm aufzubauen.

Die 86 Milliarden Euro aus seinem dritten Hilfsprogramm wird das Land dann nach Einschätzung eines Eurozonen-Vertreters laut AFP bei weitem nicht gebraucht haben. Aus dem Programm würden "mindestens 25 Milliarden Euro" übrig bleiben.

Geleitet wurde das Euro-Gruppentreffen erstmals vom neuen Chef Mario Centeno. Der portugiesische Finanzminister übernahm das Amt vor kurzem vom Niederländer Jeroen Dijsselbloem. Centeno gab auch Einblick in die nächste wichtige Personalentscheidung der Eurozone. Die EZB sucht nämlich einen neuen Vize-Präsidenten. Der Portugiese Vitor Constancio wird Ende Mai nach acht Jahren Amtszeit die Notenbank verlassen. Hier könnten die Mitgliedstaaten Kandidaten bis zum 7. Februar vorschlagen, sagte Centeno. Die Euro-Gruppe werde am 19. abstimmen. Danach müssten noch die Mitgliedsländer grünes Licht geben. Der gesamte Prozess soll bis Ende Mai abgeschlossen sein.

Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos ist bislang der einzig öffentlich bekannte Kandidat. Die Besetzung dürfte ein ganzes Personalkarussel in Gang setzen. Höhepunkt wird 2019 das Ringen um die Nachfolge von Notenbank-Präsident Mario Draghi.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...