Politik

Trump-Memo: Zeig mir den Mann, ich finde ein Verbrechen

Lesezeit: 2 min
02.02.2018 22:45
Das FBI-Memo wirft ein Schlaglicht auf die dunkle Seite der US-Politik. Intrigen und Schein-Verfahren untergraben das rechtsstaatliche Fundament in jenem Land, das isch der Welt gerne als Leuchtturm der Demokratie präsentiert.
Trump-Memo: Zeig mir den Mann, ich finde ein Verbrechen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der US-Kongress hat ein Memo veröffentlicht, in dem einige bemerkenswerte Hintergründe der Trump-Überwachung durch das FBI ans Licht kommen. Das Memo zeigt, dass das FBI und das Justiz-Ministerium dem Richter, der die Überwachung eines Trump-Mitarbeiters genehmigte, wesentliche Informationen vorenthalten haben.

Demnach haben die FBI-Ermittler um den früheren Chef James Comey dem Geheim-Tribunal, das den Überwachungsbeschluss (FISA) gefasst hat, die Tatsache verschwiegen, dass das für die Überwachung entscheidende Dossier von Trumps politischen Gegnern, nämlich der Demokratischen Partei, finanziert worden war. Die Demokratische Partei (DNC) hatte 160.000 Dollar über die Anwaltsfirma Perkins Coie an den Verfasser des Dossiers, den früheren britischen Spion Christopher Steele, gezahlt. Der vor wenigen Tagen aus dem Amt geschiedene stellvertretende FBI-Chef Andrew McCabe hatte in einer Anhörung angegeben, dass die Überwachung von Carter Page – einem Mitarbeiter des Trump-Lagers - ohne das Dossier nicht genehmigt worden wäre. Insgesamt gab es dem Memo zufolge vier Beschlüsse, weil die strengen Kriterien von FISA kurzfristige Überprüfungen erfordern. Offenbar wurden die vorenthaltenen Informationen bei keiner der Überprüfungen eingefügt.

Weiters zeigt das Dossier, wie Steele Details aus seinen Erkundungen über eine angeblich inkriminierende Reise von Page nach Moskau im Juli 2016 an Yahoo News weitergegeben hatte. Der Journalist Michael Isikoff verfasste daraufhin einen Artikel, der in dem Überwachungsbeschluss ausführlich zitiert wurde. Damit wurde offenbar der Eindruck erweckt, der Yahoo-Artikel stütze die Aussagen von Steele – obwohl Steele selbst die Quelle für Isikoff war, wie er vor einem britischen Gericht eingeräumt hatte.

Ein für Comey möglicherweise kritischer Punkt in dem Memo ist die Schilderung, dass das FBI das Steele-Dossier als nicht besonders stichhaltig einstufte und die Zusammenarbeit mit dem Briten als Informant im Oktober 2016 beendete, nachdem Steele Details seines Dossiers an das Magazin Mother Jones durchgestochen hatte. Steele hatte das FBI über seine Medienkontakte „angelogen“, wie es in dem Memo heißt. Trotzdem übermittelte Comey noch im Januar 2017 eine Darstellung des Dossiers an Präsident Trump.

Das US-Justizministerium wiederum sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, einen Hinweis aus den eigenen Reihen ignoriert zu haben: Ein Mitarbeiter des stellvertretenden Justizministers, Bruce Ohr, hatte in einem FBI-Verhör im September 2016 zu Protokoll gegeben, dass Steele um jeden Preis verhindern wollte, dass Trump zum Präsidenten gewählt wird. Ohrs Frau arbeitete zur selben Zeit bei Fusion GPS, jener Firma, die von Hillary Clinton bezahlt wurde, um negative Dinge über Trump in Erfahrung zu bringen. Obwohl die politische Absichten Steeles auch beim FBI aktenkundig waren, wurden sie dem Richter, der die Abhör-Aktion genehmigte, nicht offengelegt.

Schließlich beschreibt das Memo die Machenschaften des FBI-Agenten Pete Strzok, der per SMS mit seiner Geliebten über Medien-Leaks gegen Trump diskutierte. Außerdem habe Strzok über ein Treffen mit McCabe geschrieben, in dem eine „Versicherungs-Politik“ gegen die Wahl von Trump diskutiert werden sollte.

Fazit:

Das Memo zeigt, wie auch die hitzige Debatte in Washington, eine erhebliche Politisierung der Geheimdienste. Es wirft ein Licht darauf, wie Medien von dubiosen Quellen instrumentalisiert werden, um dem politischen Gegner zu schaden. Es macht klar, dass in einem Netz von Intrigen, Kabalen und Lügen zwangsläufig Misstrauen in die Institutionen gesät und damit die Demokratie beschädigt wird.

Das Memo bestätigt außerdem, wie problematisch die US-Praxis der geheimen Überwachungsbeschlüsse (FISA) ist. Geheime Verfahren sind, wie Harvard-Professor Alan Dershowitz es im Hinblick auf die „grand juries“ beschrieben hat, kein Mittel zur rechtsstaatlichen Wahrheitsfindung. Die amerikanische Demokratie wird, so Dershowitz, von einem System von Geheimprozessen ausgehebelt, die zur Kriminalisierung des politischen Gegners und damit zum Ende eines kontroversen Wettstreits von Ideen und Überzeugungen führen. Dershowitz zitierte in einer Talkshow in diesem Zusammenhang die Schauprozesse Stalins. Der gefürchtete Geheimdienst-Chef Lawrenti Beria hatte zu Stalin sinngemäß gesagt: Zeige mir den Mann, den du loswerden willst - und ich bringe Dir das nötige Verbrechen, um ihn zu verurteilen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...