Politik

Italien: Mehrere Afrikaner durch Schüsse schwer verletzt

In Italien sind mehrere Afrikaner durch Schüsse schwer verletzt worden.
04.02.2018 00:52
Lesezeit: 1 min

In der italienischen Stadt Macerata hat ein Mann nach Polizeiangaben offenbar gezielt auf afrikanische Migranten geschossen und sechs von ihnen verletzt, einige davon schwer. Der Schütze sei in einem Auto durch die Stadt gefahren und habe aus dem Fenster an verschiedenen Orten auf Migranten Schüsse abgegeben, teilte die Polizei am Samstag mit. Eines der Opfer sei schwer verletzt und habe operiert werden müssen. Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest. Bei dem Festgenommenen handele es sich um Luca Traini, der nach Angaben der regierenden Demokratischen Partei bei den Kommunalwahlen vergangenes Jahr als Kandidat der rechten Lega Nord angetreten war. Die Tat ereignete sich nur wenige Tage, nachdem die zerstückelte Leiche einer 18-jährigen Italienerin in zwei Koffern entdeckt worden war. Ein aus Nigeria stammender Mann wurde im Zusammenhang mit dem Tod der Frau in Untersuchungshaft genommen.

Der italienische Ministerpräsident Paolo Gentiloni rief alle Parteien dazu auf, kriminelle Handlungen nicht zu ideologischen Zwecken zu missbrauchen.

"Er fuhr in seinem Auto umher und wenn er irgendwelche dunkelhäutigen Menschen sah, schoss er auf sie", sagte ein Anwohner zu Reuters TV. Als die Polizei näher rückte, versuchte der 28-Jährige zu Fuß zu fliehen, wurde aber zügig gefasst. Der Polizei zufolge hatte er bei der Festnahme eine italienische Flagge um seine Schultern gelegt. In seinem schwarzen Alfa Romeo sei eine Pistole gefunden worden. Als er abgeführt wurde, habe er 'Lang lebe Italien' gerufen, berichteten lokale Medien.

Die Demokratische Partei beschuldigten Traini, auch auf ihr Büro in der Stadt etwa 200 Kilometer östlich von Rom geschossen zu haben. Der Lega-Nord-Vorsitzende, Matteo Salvini, distanzierte sich von der Schießerei, machte aber zugleich, eine uneingeschränkte Einwanderung für soziale Konflikte verantwortlich. Zuvor hatte Salvini der Mitte-Links-Regierung eine Mitverantwortung für den gewaltsamen Tod der 18-Jährigen vorgeworfen, weil die Regierung Migranten den Aufenthalt im Land erlaube. "Was hat dieser Wurm noch in Italien gemacht?", schrieb Salvini Mitte der Woche auf Facebook. Die Leiche des Teenagers war am Mittwoch gefunden worden. Der Asylantrag des in Untersuchungshaft sitzenden Nigerianers war Zeitungen zufolge vergangenes Jahr abgelehnt worden. Er hielt sich aber weiter in Macerata auf, um gegen die Entscheidung vorzugehen.

Die Schießerei könnte den Wahlkampf vor der in vier Wochen anstehenden Parlamentswahl anheizen. Das in Umfragen führende Mitte-Rechts-Bündnis, zu dem auch die Lega Nord gehört, tritt für ein hartes Vorgehen gegen Migranten ein und hat für den Fall seines Wahlsiegs Massenausweisungen angekündigt. In den vergangenen vier Jahren sind mehr als 600.000 Migranten vor allem aus Afrika über das Mittelmeer nach Italien gekommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...