Finanzen

US-Börsen stürzen ab, Flash Crash an der Wall Street

Lesezeit: 2 min
05.02.2018 22:25
Die Aktienkurse sind an den US-Börsen massiv unter Druck geraten.
US-Börsen stürzen ab, Flash Crash an der Wall Street

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die US-Börsen sind mit den schwersten Verlusten seit Jahren in die neue Woche gestartet. Der Dow Jones verlor am Montag über 1000 Zähler und rutschte wieder unter die Marke von 25.000 Punkten. Der Index wies wie der S&P 500 den größten Tagesverlust in Prozent seit August 2011 auf. Zeitweilig lag der Dow zehn Prozent unter seinem Rekordhoch vom 26. Januar, bevor er sich bis zum Handelsschluss etwas erholte. Neben der Sorge vor stark steigenden Zinsen stand Experten zufolge auch die Entwicklung bei US-Staatsanleihen im Fokus. Auch der automatisierte Handel wurde mitverantwortlich gemacht.

"Die Geschwindigkeit ist wie ein Flash Crash am Ende des Handelstages", sagte Jim Paulsen, Stratege bei Leuthold Investment Management, der Financial Times: "Entweder gibt es quantitative Trades, die automatisch sind, oder jemand wurde ganz fürchterlich auf dem falschen Fuß erwischt."

In einer Pressekonferenz an Bord der Air Force One bei einer Präsidentenreise nach Ohio wurde Donald Trumps stellvertretender Pressesprecher Raj Shah gefragt, ob die fallenden Aktienmärkte langfristige Auswirkungen auf die wirtschaftliche Agenda des Präsidenten hätten. Er sagte: "Die Märkte schwanken kurzfristig, ich denke, wir alle wissen das. Aber die Grundlagen dieser Wirtschaft sind sehr stark. "

Trump hatte in den vergangenen Wochen den Anstieg der Aktienkurse als Folge seiner Wirtschaftspolitik interpretiert.

Beobachter halten es für möglich, dass sich die US-Steuerreform negativ auf die Aktienkurse auswirken könnte. Die New York Times schreibt: "Im Wesentlichen ist die Steuersenkung in Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar ein Anreiz, den die Wirtschaft nicht benötigt. Das zusätzliche Geld erhöht die Aussicht, dass sich die Wirtschaft überhitzen könnte, was die Inflation anheizt."

"Wir schütten eine riesige Menge Treibstoff ins Feuer", sagte Rick Rieder, der als Asset-Manager für BlackRock rund 1,7 Billionen US-Dollar als globaler Chief Investment Officer für festverzinsliche Anlagen verwaltet, der NYT.

Der Dow-Jones-Index fiel um 4,6 Prozent (etwa 1175 Zähler) auf 24.346 Punkte. Der breiter gefasste S&P gab um 4,1 Prozent auf 2649 Stellen nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 3,8 Prozent auf 6968 Zähler. Der Dow Jones hatte bereits vergangene Woche mehr als vier Prozent verloren. Der Dax war zuvor um 0,8 Prozent auf 12.687 Punkte gefallen und schloss damit so niedrig wie zuletzt Ende September.

Viele Börsianer halten es für möglich, dass die US-Notenbank Fed die derzeit bei 1,25 bis 1,5 Prozent liegenden Leitzinsen in diesem Jahr vier Mal erhöhen könnte statt drei Mal wie bislang signalisiert. Denn in den USA brummt die Wirtschaft, am Arbeitsmarkt läuft es rund und die Löhne stiegen im Januar so stark an wie seit Mitte 2009 nicht mehr. In der Nacht auf Montag war zudem die Rendite der zehnjährigen Papiere auf den höchsten Stand seit Januar 2014 gestiegen.

Der Investment-Stratege Jeffrey Kleintop von dem Geldhaus Charles Schwab erklärte dagegen, er habe "nichts Fundamentales" gesehen, was als Auslöser hätte herhalten können. "Es wurde nicht durch ein Makro-Ereignis ausgelöst", sagte er. "Eher scheint es der Computer-getriebene Handel gewesen zu sein, der das Ungleichgewicht ausgelöst hat." Dem stimmte Larry Milstein, Chefhändler beim Broker R.W. Pressprich zu: "Es war wahrscheinlich irgendeine 'Black Box', Algo-Verkäufe von Aktien und -Käufe von Staatsanleihen."

Auch Bitcoin stürzt ab

Bei den Einzelwerten stand Wells Fargo mit einem Kursverlust von 9,2 Prozent im Fokus. Zahlreiche Analysten stuften die Aktie der Bank herunter oder senkten ihre Kursziele, nachdem die Fed dem von Skandalen geplagten Institut am Freitag weiteres Wachstum verboten hatte.

Auch der Absturz bei Bitcoin ging weiter. Die auf Bitstamp gehandelte Kryptowährung verlor 12,2 Prozent auf etwa 7189 Dollar.

An der New York Stock Exchange wechselten etwa 1,3 Milliarden Aktien den Besitzer. 315 Werte legten zu, 2721 gaben nach und 66 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von fast 3,1 Milliarden Aktien 383 Werte im Plus, 2650 im Minus und 121 unverändert.

Die zehnjährigen Staatsanleihen stiegen um 1-08/32 auf 96-5/32 Dollar und rentierten mit 2,7 Prozent. Die 30-jährigen Bonds stiegen um 1-27/32 auf 95-07/32 Dollar. Sie hatten eine Rendite von fast drei Prozent.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...