Der US-Industriekonzern General Electric (GE) berechnet den Gewinn für die zurückliegenden Geschäftsjahre 2016 und 2017 neu. Grund seien neue Bilanzierungs-Standards, hieß es in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht. Dies geschehe vor allem mit Blick auf die Bewertung von Umsätzen aus langfristigen Verträgen.
Durch die Umstellung werde das Ergebnis pro Aktie im Jahr 2016 um 13 Cent unter den bisherigen Bekanntmachungen liegen. Für 2017 werde das Ergebnis je Aktie um 16 Cent niedriger liegen. Das bedeutet, dass mit einem niedrigeren Gewinn als bislang angenommen gerechnet wird.
Die US-Börsenaufsicht SEC hatte vor einigen Monaten die Bilanzierung der langfristigen Verträge bei GE unter die Lupe genommen.
General Electric hatte im vierten Quartal 2017 gigantische Verluste eingefahren. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, führten Sonderbelastungen unter anderem durch die US-Steuerreform sowie die Probleme im Energiezweig zu einem Verlust von 9,8 Milliarden Dollar (7,9 Milliarden Euro). Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte der Mischkonzern noch einen Gewinn von 3,5 Milliarden Dollar erzielt.
Der Umsatz schrumpfte im vierten Quartal auf 31,4 Milliarden Dollar. Das waren fünf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Für das Gesamtjahr 2017 verbuchte der Konzern einen Verlust von 6,2 Milliarden Dollar, nach einem Gewinn von 9,2 Milliarden Dollar im Jahr 2016.
GE will mittels einer rigorosen Schrumpfkur wieder auf die Füße kommen. Bereits im November hatte der neue Unternehmenschef John Flannery angekündigt, dass tausende Stellen gestrichen und mehrere große Unternehmensteile abgestoßen werden. Der problematische Strombereich soll gestutzt werden. Dort werden 12.000 Jobs gestrichen, wie der Konzern im Dezember präzisierte.
Ein Großteil des Stellenabbaus betrifft das Ausland, weshalb in Deutschland die Gewerkschaft IG Metall heftig gegen die GE-Pläne protestiert hat.
Trotz der Verluste zeigt die Quartalsbilanz nach Ansicht Flannerys jedoch, dass der eingeleitete Umstrukturierungsprozess bereits erste positive Resultate produziert. Das Unternehmen arbeite daran, dass unter anderem „tiefgreifende Kostenreduzierungen“ im Jahr 2018 zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Geschäfte führten. Die Probleme im Strombereich waren im vierten Quartal teilweise durch Erfolge im Luftfahrts- sowie Gesundheitszweig kompensiert worden.
Belastet wurde die Bilanz durch die im Dezember verabschiedete Steuerreform. Diese soll zwar die US-Unternehmen entlasten, indem die Körperschaftsteuer von 35 auf 21 Prozent gesenkt wurde. Für die Bilanz von GE wie auch anderer Firmen hat sie jedoch kurzfristig negative Effekte. Die aufgrund einer Rate von 35 Prozent im Voraus gezahlten Steuern können wegen des gesunkenen Steuersatzes nicht mehr im vollen Umfang abgeschrieben werden.
Ferner wurde die GE-Bilanz durch eine Aufstockung der Reserven im Versicherungsgeschäft um 6,2 Milliarden Dollar belastet. Diese Maßnahme sorgte für Unruhe unter Investoren und rief die Börsenaufsichtsbehörde SEC auf den Plan. Sie teilte mit, dass sie die Hintergründe dieser GE-Entscheidung untersuche.
Im hohen Bogen hatten Anleger am Montag Aktien von GE aus ihren Depots geworfen. Die schon 2017 arg gebeutelten Papiere des Traditionskonzerns fielen um 3,7 Prozent auf 13,96 Dollar. Damit waren sie im Dow Jones mit Abstand größter Verlierer.