Finanzen

Asien: Ausrüstung für Krypto-Mining stark nachgefragt

Hardware-Ausrüstung zum Schürfen von Digitalwährungen ist auf Märkten in Asien gefragt.
27.02.2018 17:05
Lesezeit: 2 min

Auf den großen Elektronik-Basaren Ost-Asiens sind PCs out. Das große Geschäft machen die dortigen Händler mit Spezial-Rechnern für das „Schürfen“ von Bitcoin & Co. In Massen strömen Kunden in die vollgestopften Läden im Hongkonger Viertel Sham Shui Po oder am Sim Lim-Platz in Singapur, wo diese Computer in Hinterzimmer-Werkstätten zusammengeschraubt werden.

„Das Equipment zum Schürfen von Kryptowährungen ist 30 bis 50 Prozent billiger als in Europa“, sagt Dima Popow, der eigens nach Hongkong gereist ist. Sein Rechenzentrum steht in Russland, wo der Strom günstiger und wegen der kalten Witterung weniger Kühlung notwendig ist. Hongkonger Händlern zufolge kommen die Kunden hauptsächlich aus Russland, aber auch aus West-Europa, Afrika und Südkorea. In die Läden ihrer Kollegen aus Singapur strömen vor allem Kunden aus den Nachbarländern, wo die Betriebskosten für Rechenzentren niedriger sind.

Bei Bitcoin und den anderen rund 1.500 Cyber-Devisen werden alle Transaktionen verschlüsselt in einer Datenbank gespeichert, der sogenannten Blockchain. Für die Berechnung der dazu notwendigen Formeln stellen Freiwillige Rechenkapazität zur Verfügung, für die sie in der jeweiligen virtuellen Währung entlohnt werden. Dieser Prozess heißt im Fachjargon „Schürfen“ oder „Mining“. Experten zufolge machten Schürfer im Schnitt ab dem dritten Monat Gewinn. Hobby-Miner mit einem Rechner im Keller müssten aber meist länger warten, bis sich ihre Investition rentiert.

In den Maschinen sitzen meist Grafikchips der Hersteller AMD und NVidia, die für die notwendigen Berechnungen besonders geeignet sind. „Das Geschäft mit Equipment für das Krypto-Mining ist um 50 Prozent profitabler als der Verkauf von PC-Komponenten“, sagt Jerry Wu, Filialleiter von Wisetek Digital in Hongkong. Der monatliche Zusatzgewinn belaufe sich auf umgerechnet rund 6.000 Dollar. „Die Umsätze sind riesig.“

„Ein Kunde fragte nach einem Rechner mit 500 Grafikkarten im Gesamtwert von umgerechnet 216.000 Euro“, berichtet Liu Xiao Yu vom Computerladen Video-Pro in Singapur. „Ein anderer wollte letzte Woche eine Anlage mit 1.000 Grafikkarten. Wegen des knappen Nachschubs scheue ich aber davor zurück, den Auftrag anzunehmen.“ Ein Standard-Rechner zum Schürfen von Cyber-Devisen wird mit zwölf Grafikkarten ausgerüstet.

Dem Boom kann auch der Kurssturz von Bitcoin & Co. in den vergangenen Monaten nichts anhaben. Der Kurs der ältesten und wichtigsten Kryptowährung stieg 2017 bis kurz vor Weihnachten um rund 2.000 Prozent auf ein Rekordhoch etwa 20.000 Dollar. Anschließend rutschte er binnen Wochen auf etwa 5.900 Dollar ab und pendelt aktuell um die 10.000er Marke.

„Einzelne Schürfer wurden vielleicht verschreckt, den großen Playern ist das aber weitgehend egal“, sagt Roy Chan, Filialleiter von BNW Technology in Hongkong. In Singapur brachen zwar bei einigen Läden die Umsätze parallel zum Bitcoin-Kurs ein. Anuj Agarwal, Berater beim Elektronik-Firma Bizgram, äußert sich dennoch optimistisch. „Sobald der Bitcoin-Kurs wieder steigt, bekommen wir zahlreiche Anrufe und Emails von Kunden aus aller Welt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...