Beim Europäischen Patentamt (EPA) sind 2017 mehr Patente angemeldet worden als jemals zuvor. Insgesamt wurden 165.590 Anmeldungen registriert, was einem Plus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (159.360 Anmeldungen). Im Ländervergleich liegen die USA vor Deutschland, Japan, Frankreich und China. Das Reich der Mitte verbuchte im zweiten Jahr in Folge einen zweistelligen Zuwachs (16,6 Prozent) und ist damit zum ersten Mal in den Top Fünf vertreten. Insgesamt kamen 47 Prozent der Anmeldungen aus der EU, 26 Prozent aus den USA, 13 Prozent aus Japan, fünf Prozent aus China und neun Prozent aus der übrigen Welt.
Die meisten Länder weisen ein Plus bei den Anmeldungen auf. Deutsche Erfinder reichten circa 500 Erfindungen mehr ein als 2016 (plus 1,9 Prozent). Österreich kommt auf ein Plus von 8,2 Prozent. Erhebliches Wachstum – wenn auch auf Basis eines niedrigen Ausgangsniveaus – verzeichnet die Türkei mit plus 74,9 Prozent. Von den größeren europäischen Volkswirtschaften weist Belgien als einzige einen Rückgang auf (minus 1,9 Prozent). Auf den größten Rückgang innerhalb der Gruppe der anmeldestarken Länder kommt Südkorea mit minus 8,2 Prozent.
Gemessen an der Einwohnerzahl ist die Schweiz das mit Abstand anmeldestärkste Land. Die Schweizer kommen auf 884 Patente pro eine Million Einwohner und damit auf mehr als doppelt so viele wie die zweitplatzierten Niederlande (412 Patente). Deutschland liegt im Nationenranking mit 316 Patenten auf Platz sechs. Die in der Gesamtzahl führenden USA liegen auf Rang zwölf (130 Patente). China kommt auf 0,6 Patente.
Mit dem Telekommunikationsausrüster Huawei steht erstmals ein chinesisches Unternehmen an der Spitze der Firmen mit den meisten Patentanmeldungen. Zweiter ist Siemens (2016: Platz sechs), Dritter der südkoreanische Elektronik-Hersteller LG, Vierter der südkoreanische Mischkonzern Samsung. Bosch belegt Rang neun (letztes Jahr: Platz eins).
Das Technologiesegment mit der größten Anzahl von Anmeldungen ist die Medizintechnik (7,9 Prozent aller Patente). An zweiter Stelle steht die digitale Kommunikation (7,1 Prozent) vor der Computertechnologie (6,7 Prozent), der Elektrotechnik (6,3 Prozent) und dem Transportwesen (5,0 Prozent). Das Transportwesen verzeichnete als einziges der führenden Bereiche einen Rückgang bei den Anmeldezahlen.
Auffällig ist, dass die meisten asiatischen Staaten – inklusive China und Südkorea – eine hohe Anzahl von Patentanmeldungen in einigen wenigen Bereichen aufweisen, vor allem in der IT und der Kommunikations-Technologie. Bei den europäischen Volkswirtschaften sowie den USA und Japan sind die Anmeldungen breiter auf verschiedene Technologiefelder verteilt.
Mehr als zwei von drei Patenten (insgesamt 69 Prozent) wurden von Großunternehmen angemeldet. Die anderen 31 Prozent stammen von kleinen und mittleren Firmen, Universitäten, öffentlichen Forschungseinrichtungen sowie Einzelpersonen.
Das Europäische Patentamt wurde 1977 eröffnet und hat seinen Sitz in München. Es hat Niederlassungen in Berlin, Wien, Brüssel und Den Haag und beschäftigt 6.800 Mitarbeiter, von denen 58 Prozent Patent-Prüfer sind.